Meinung Bürgermeisterwahl in Aurich – bessere Chancen ohne Parteibuch

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 25.10.2025 09:51 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Sarah Buss trat aus der FDP aus, bevor sie ihre Kandidatur in Aurich verkündete. Als Parteilose will sie Bürgermeisterin werden – und liegt damit im bundesweiten Trend.
Sarah Buss trat aus der FDP aus, bevor sie ihre Kandidatur in Aurich verkündete. Als Parteilose will sie Bürgermeisterin werden – und liegt damit im bundesweiten Trend.
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Im September 2026 wird in Aurich ein neuer Rathauschef gewählt. Ein Trend wird im Wahlkampf deutlich: Parteien verlieren immer mehr an Bedeutung. Ein Kommentar.

In dieser Woche hat das Rennen ums Bürgermeisteramt in Aurich Fahrt aufgenommen. Neben Julian Jetses (SPD) haben nun auch Helmut Pieper und Sarah Buss bekannt gegeben, im September 2026 antreten zu wollen. Pieper ist parteilos. Sarah Buss jetzt auch. Sie hat die FDP verlassen, um sich – wie sie sagt – ganz auf die Interessen der Stadt zu konzentrieren. Interessant dabei: In der FDP, für die sie bislang im Auricher Stadtrat und Kreistag saß, für den Bundestag und das Europaparlament kandidierte, sorgte das keineswegs für böses Blut. Im Gegenteil. Freundlich dankte die hiesige FDP-Spitze für die geleistete Arbeit und sagte Unterstützung zu.

Genutzt hätte Sarah Buss die Partei kaum

Daran sieht man, welchen Stellenwert Parteien zumindest im Kampf um kommunale Ämter haben – und zwar einen geringen bis gar keinen. Ein Parteibuch wird immer mehr zum Hemmschuh für Kandidaten. Das zeigt sich bundesweit. In ganz Deutschland werden immer mehr parteilose Kandidaten auf die Chefsessel gewählt. In Aurich hat das sogar eine mehr als 25-jährige Tradition. Das weiß auch Sarah Buss, auch wenn sie beteuert, nicht aus taktischen Gründen ausgetreten zu sein. Genutzt hätte ihr die FDP-Mitgliedschaft kaum. Die Partei dümpelt bei der „Sonntagsfrage“ weiter unterhalb der Fünf-Prozent-Marke herum.

Kandidaten mit Parteibindung werden zur Rarität

Parteizugehörigkeit wird von weiten Teilen der Öffentlichkeit zunehmend als Makel empfunden. Die Koalitionen der vergangenen Jahre im Bund, die viele als fortwährendes Scheitern ansehen, haben diesen Trend noch verstärkt. Unabhängigkeit und gesunder Menschenverstand werden höher geschätzt als Berechenbarkeit und programmatische Klarheit, für die Parteien stehen sollten. Bei jeder Kommunalwahl wird das deutlicher. Kandidaten wie Julian Jetses mit starker Parteibindung werden daher zur Rarität.

Auf Landes- und Bundesebene sieht es anders aus

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich viele Menschen auf Landes- und Bundesebene mehr unabhängige Bewerber wünschen würden. Das Wahlsystem, das in Deutschland jedoch – und ganz bewusst – Parteien eine Schlüsselrolle in der Demokratie zuweist, eröffnet ihnen aber kaum Aussichten auf ein Mandat. Sarah Buss hat es mit der FDP versucht und scheiterte. Keine Frage aber, dass sie ohne das FDP-Parteibuch bei der anstehenden Bürgermeisterwahl in Aurich bessere Chancen hat.

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