Meinung Kein Tadel für Klinikchef – statt klarer Kante nur Herumtänzeln

| | 13.09.2025 09:56 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
In der Kritik: Klinikchef Dirk Balster (vorne, dahinter der Emder Oberbürgermeister Tim Kruithoff) während einer Gremiensitzung. Foto: Klaus Ortgies
In der Kritik: Klinikchef Dirk Balster (vorne, dahinter der Emder Oberbürgermeister Tim Kruithoff) während einer Gremiensitzung. Foto: Klaus Ortgies
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Im Aufsichtsrat ging es in dieser Woche um das Zeitungsverbot von Klinikchef Dirk Balster. Landrat und Oberbürgermeister verpatzten die Chance, ein klares Zeichen zu setzen. Ein Kommentar.

Dass Klinikchef Dirk Balster kein Freund der Presse ist, hat er mehrfach gezeigt – zuletzt durch seinen provokativen Versuch, den Verkauf der Lokalzeitungen in den Cafés der Krankenhausstandorte zu verbieten. Das war so dreist und ein so offensichtlicher Verstoß gegen Artikel 5 des Grundgesetzes, dass es bundesweit Schlagzeilen machte. In dieser Woche hatten nun Balsters Chefs, der Auricher Landrat Olaf Meinen und Emdens Oberbürgermeister Tim Kruithoff, die Chance, ein deutliches Zeichen für den Wert und die Unerlässlichkeit der freien Presse in einer Demokratie zu setzen. Denn der Aufsichtsrat unter ihrer Führung tagte. Doch die gemeinsame Mitteilung im Anschluss war an Harmlosigkeit kaum zu überbieten. Statt klarer Kante ein Herumtänzeln um Balsters Füße, ein peinliches Vermeiden jeglichen Tadels, um dem geschätzten Klinikchef ja nicht zu nahe zu treten.

Kein Versprechen, keine Entschuldigung

Die Gremienmitglieder hätten ihr „Missfallen“ gegenüber Balsters Entscheidung zum Ausdruck gebracht, heißt es da. Die „Herausnahme“ der Lokalzeitungen sei „nicht zielführend“ gewesen, wird Balster zitiert. „In der Rückschau ist das ein Fehler gewesen“, so das Zitat weiter. Und das war es dann auch schon. Ein Versprechen der Besserung, eine Entschuldigung bei der Presse und vor allem bei den bevormundeten Patienten? Fehlanzeige. Nicht einmal das konnten Meinen und Kruithoff Balster abringen, wenn sie es denn überhaupt wollten.

Mit „interner und externer Unterstützung“ soll nun die Kommunikation der Trägergesellschaft neu aufgestellt werden. Man wolle den „konstruktiven Austausch mit den Medien“ „gezielt intensivieren“. Man darf rätseln, was das bedeutet. Denn konkret wird der Aufsichtsrat nicht. Nichts Verbindliches also.

Klinik ist als Behörde zur Auskunft verpflichtet

Zur Erinnerung: Die Klinik ist in öffentlicher Trägerschaft und damit rechtlich eine Behörde. Die Presse besitzt damit einen gesetzlich garantierten Auskunftsanspruch. Ohne Wenn und Aber. Balster steht es völlig frei, von Journalisten zu halten, was er will. Das ist aber seine Privatsache. Als Chef einer Behörde muss er die Fragen beantworten, die ihm Journalisten stellen – ob sie ihm gefallen oder nicht. Es ist zu hoffen, dass Meinen und Kruithoff ihm das klar gemacht haben.

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