Meinung Düstere Wolken über dem VW-Jubiläum in Emden

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 30.03.2024 10:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Mit dem VW-Käfer fing 1964 in Emden ein großes Stück Stadtgeschichte an. Foto: Archiv
Mit dem VW-Käfer fing 1964 in Emden ein großes Stück Stadtgeschichte an. Foto: Archiv
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Im Jubiläumsjahr hat VW in Emden mit einer Absatzkrise für E-Autos zu kämpfen. Die Zahlen lassen befürchten, dass die Umstellung eine Wette mit zu hohem Einsatz war. Ein Kommentar.

Volkswagen in Emden feiert in diesem Jahr einen runden Geburtstag. Die Fabrik wird 60 Jahre alt. Geplant sind unter anderem ein Familienfest, ein Autotreffen und ein Boßel-Cup. Zu der erhofften Jubiläumsstimmung wollen die aktuellen Umstände jedoch nicht passen. Düstere Wolken haben sich über dem Werk zusammengezogen. Zukunftssorgen gehen um. Und das hat nur bedingt mit VW-internen Problemen zu tun. Vielmehr verdichten sich die Anzeichen, dass der Absatz von Elektroautos ohne massive finanzielle Anreize des Staates nicht wie erhofft in Gang kommt. Die beschlossene vollständige Umstellung in Emden auf E-Mobilität könnte eine Wette mit zu großem Einsatz gewesen sein.

E-Autos bleiben bundesweit ein „Sorgenkind“

Aktuelle Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes sprechen für diese Einschätzung. Der Anteil von E-Autos bei den Neuzulassungen war im Februar um 15 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Dabei sind die absoluten Zahlen gestiegen: Im vergangenen Monat wurden 11.000 Autos mehr zugelassen als im Februar 2023.

Die Zahl der Neuzulassungen steigt wieder. Es handelt sich also nicht um eine krisenbedingte Absatzflaute. Volkswagen gleitet als Marke durchaus auf der Erfolgswelle: Der Konzern war auch im Februar die unangefochtene Nummer eins aller Hersteller, der Golf blieb das beliebteste Modell Deutschlands. Doch gefragt sind vor allem Verbrenner. Oder wie es der ADAC in seinem Monatsbericht beschreibt: „Elektroautos bleiben weiterhin das Sorgenkind auf dem deutschen Automarkt.“

Optimismus des Markenchefs klingt wie Durchhalteparole

Vor diesen nackten Zahlen wirken die Worte von VW-Markenchef Thomas Schäfer wie Durchhalteparolen. Vergangene Woche verbreitete er vor 4000 Beschäftigten in Emden Optimismus: „Die Zukunft von Volkswagen ist elektrisch. Wir stehen zur Mobilitätswende. Es war und es ist richtig, das Werk Emden auf Elektro umzustellen“. Nur muss er davon seine Kunden überzeugen, nicht die Mitarbeiter. Das klappt offensichtlich nicht wie erhofft.

Die Verkehrswende läuft aus Emder Sicht derzeit in die falsche Richtung. Betriebsratschef Manfred Wulff bemängelt „fehlende Förderungen und Kaufanreize“. Das ist ein Hilferuf nach Berlin. Und ein deutliches Zeichen dafür, dass E-Autos für die meisten noch nicht attraktiv genug sind.

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