Internet in Ostfriesland Breitbandausbau im Kreis Aurich – ein Desaster

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 10.02.2024 09:53 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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•Bunte Leitungen der Glasfaser Nordwest. Foto: Matthias Rietschel/DPA
•Bunte Leitungen der Glasfaser Nordwest. Foto: Matthias Rietschel/DPA
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2016 wurde das Projekt Breitbandausbau im Landkreis Aurich gestartet. Noch heute warten zahllose Kunden auf die Freischaltung. Die Probleme müssen schnellstens gelöst werden. Ein Kommentar.

Als Desaster lässt sich das Projekt Breitbandausbau des Landkreises Aurich bezeichnen. 2016 hieß es, die Arbeiten würden spätestens 2018 beendet sein. Im März 2021 wurde der erste Spatenstich gesetzt. Heute, fast drei Jahre später, sind nur etwas mehr als 600 der geplanten 6500 Hausanschlüsse freigeschaltet worden. 2024 will man damit fertig werden, so jedenfalls der Plan. Und das ist nur die erste Phase.

Es hakt gewaltig zwischen Verwaltung und Internet-Anbieter

Der Begriff „Private Public Partnership“, die Zusammenarbeit zwischen Privatunternehmen und öffentlicher Hand, ist längst kein Zauberwort mehr. Eigentlich war sie als perfekte Symbiose zwischen Privatisierung und Betrieb in Eigenregie angepriesen worden. Zum Nutzen des Kunden war die Kooperation zwischen dem Landkreis Aurich und Vodafone bisher aber nicht. Auch dort, wo Leitungen gelegt worden sind, warten Haushalte teilweise immer noch auf die Freischaltung. Der Frust wächst. Es hakt gewaltig zwischen Verwaltung und Internet-Anbieter.

Schnelles Internet gehört zur Grundversorgung

Besonders ärgerlich ist, wenn dann die wartenden Kunden auch noch im Unklaren gelassen werden. Der Landkreis informierte bis August 2023 regelmäßig über die Fortschritte, seither aber nicht mehr. Immerhin: Es wird an einer Auskunftsplattform gearbeitet.

Breitband-Leitungen werden gerne mit Autobahnen verglichen. Aber das hinkt: Nicht jedes Haus braucht einen Autobahnanschluss, aber schnelles Internet sollte so selbstverständlich zur Ausstattung gehören wie Wasser und Strom. In Zeiten von Homeoffice und TV-Streaming geht beruflich und privat kaum noch etwas ohne angemessene Geschwindigkeit.

Wir sind immer noch ein Entwicklungsland

Zehn Jahre sind vergangen, als Bundeskanzlerin Angela Merkel das Internet als „Neuland“ bezeichnete. Das war schon damals eine Lachnummer. Bitterer Ernst ist es aber, dass sich in Ostfriesland auch heute noch viele Menschen mit quälend langsamen Übertragungsgeschwindigkeiten herumärgern müssen. Das Internet ist kein Neuland mehr, aber wir sind weiter ein Entwicklungsland.

Der Bund hat vor Jahren die Kommunen beim Breitbandausbau in die Pflicht genommen. Diese hatten nicht danach gerufen, haben nun aber die Bringschuld. Den Kunden ist es egal, wo die Probleme bei der Umsetzung liegen – sie müssen gelöst werden, und zwar schnellstens.

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