Energiemarkt Energieversorger müssen faire Preise bieten

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 09.12.2023 10:06 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Die EWE-Zentrale in Oldenburg. Foto: DPA
Die EWE-Zentrale in Oldenburg. Foto: DPA
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Die Energiepreisbremse endet vorzeitig. Die EWE hebt daher für viele Kunden die Preise an. Aber muss das sein?

Kosten für Strom und Gas bleiben für viele Menschen weiter eine enorme Belastung. Finanziell befinden sie sich nach wie vor im Krisenmodus. Und das, obwohl sich die Großhandelspreise seit Anfang 2023 fast halbiert haben. Nur kleckerweise wird die Ersparnis von den Versorgern an die Kunden weitergereicht. Das Motto scheint zu sein: Die Deutschen sind Kummer gewohnt, das kann man nutzen, um Kasse zu machen.

Für Hunderttausende Kunden in unserer Region werden Strom und Gas im Januar erneut teurer. Der Anlass: Die Bundesregierung stoppt die Energiepreisebremse wegen des Haushaltslochs eher als geplant. Konkret wirkt sich das auf fast jeden dritten EWE-Kunden aus. Der Versorger informiert in diesen Tagen alle, die höhere Abschläge zahlen müssen. Betroffen sind sowohl Kunden in der Gas-Grundversorgung als auch ein Teil der Strom- und Gaskunden mit Sonderverträgen sowie Wärmekunden. Eine Menge also.

Treue zum Versorger wird bestraft

Die Energiepreisbremse entlastet diese Kunden derzeit noch. 40 Cent pro Kilowattstunde für Strom, 12 Cent für Gas und 9,5 Cent für Wärme: Alles, was darüber liegt, übernimmt der Staat. Das hat vielen Menschen in den vergangenen Monaten geholfen. Aber das half auch den Versorgern, viele Kunden zu halten, die hohe Preise für Grundversorgungsverträge zahlen.

Wer das Internet nach dem günstigsten Tarif durchforstet, Vergleichsportale konsultiert und bereit ist, jährlich alte Verträge zu kündigen und neue zu schließen, kann Hunderte bis Tausende von Euro sparen. Gerade viele ältere Menschen haben jedoch weder die Möglichkeit noch den Willen, das zu tun. Sie bleiben bei ihrem vertrauten Versorger und dessen Verträgen – und zahlen für die Sparfüchse mit. Anbietertreue wird im stark regulierten, aber letztlich offenen Markt bestraft. Ein zweifelhaftes System.

Für faire Preise müssen jetzt die Versorger sorgen, nicht der Staat

Ankündigen zu müssen, die Preise anzuziehen, ist für die Versorger immer unangenehm. Erstens müssen sie mit den grummelnden Kunden leben, zweitens bietet jede Preiserhöhung Anlass und Möglichkeit, den Vertrag zu kündigen. Daher schimpft etwa die EWE zu solchen Anlässen regelmäßig auf die Politik. Doch die sieht sich die aktuellen Marktpreise an und schlussfolgert zu Recht: Energie ist nicht mehr so teuer wie Anfang 2023. Die Versorger sind gefordert, faire Preise zu bieten, nicht die Steuerzahler.

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