Krankenhäuser in der Krise Zentralklinik – Hurra-Parolen sollten ein Ende haben

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 25.11.2023 10:02 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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So soll die Zentralklinik in Uthwerdum aussehen. Grafik: Trägergesellschaft
So soll die Zentralklinik in Uthwerdum aussehen. Grafik: Trägergesellschaft
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Die Kosten öffentlicher Bauten laufen aus dem Ruder. Bei der Staatsanwaltschaft Aurich ist es so, und bei der Zentralklinik könnte es auch so kommen. Es ist Zeit für mehr Nüchternheit. Ein Kommentar.

Es kann einem angst und bange werden, wenn es um die Baukosten der geplanten Zentralklinik geht. Mit knapp 250 Millionen Euro gestartet, liegen die Schätzungen heute bei rund 750 Millionen Euro. Eine Verdreifachung – und das, bevor der erste Stein gesetzt ist. Da kann noch viel aus dem Ruder laufen. Beispiel Neubau der Staatsanwaltschaft Aurich. 2010 war noch von Kosten von 3,5 Millionen Euro die Rede. Zuletzt waren es elf Millionen. Schon vor der Eröffnung ist das Gebäude ein Sanierungsfall, den sich die niedersächsische Justizministerin Kathrin Wahlmann in dieser Woche ansah.

Kosten erdrücken Klinikträger

Im EEZ in Aurich ging es ebenfalls in dieser Woche um die vom Bund geplante Krankenhausreform. Und die dreht sich vor allem um eines: die Kosten. Diese erdrücken die Klinikträger quer durchs Land. Bis das Finanzierungsmodell neu geregelt ist, wird es noch bis mindestens 2029 dauern. Landrat Olaf Meinen klopfte der Kreis-Politik auf die Schulter. Man habe gar nicht erst auf die Hilfe des Bundes gewartet, sondern 2013 mit einer eigenen Krankenhausreform begonnen, sagte er im EEZ. Gemeint ist die Schließung dreier Kliniken und der Neubau in Uthwerdum. Nach drei Bürgerentscheiden und zahllosen Diskussionen sei man nun „endlich auf der Zielgeraden“.

Nach dem „Ziel„ fangen Probleme an

Das vermeintliche „Ziel“ ist jedoch nur der Baubeginn. Und danach fangen die Probleme erst richtig an. Selbst wenn der Landeszuschuss für das Riesenprojekt an die Kostensteigerungen angepasst wird, wie Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi im EEZ versprach, wächst auch der Eigenanteil des Landkreises Aurich und der Stadt Emden. Der wird gigantisch sein. Die Schuldenlast kann beide Kommunen erdrücken. Diese können sich schon heute nicht einmal mehr eine Klinik in Norden leisten.

Auricher Bürgermeister als einzige Mahner

Neu durchgerechnet wurde das Projekt seit Jahren nicht mehr, jedenfalls nicht mehr für die Öffentlichkeit. Es wird Zeit, von Hurra-Parolen wegzukommen. Die Zentralklinik braucht keine Werbung mehr. Gefragt ist mehr Nüchternheit, was die Finanzen angeht. Bisher haben diese vor allem die Auricher Bürgermeister Heinz-Werner Windhorst und Horst Feddermann gezeigt. Sie waren nahezu die einzigen Mahner in Sachen Finanzierung. Die meisten anderen tragen immer noch eine rosarote Brille.

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