Rechnungen fehlen seit Monaten Die EWE verspielt das Vertrauen ihrer Kunden

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Ein Kommentar von Matthias Hippen
| 04.11.2023 10:07 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Die EWE-Zentrale in Oldenburg. Foto: DPA
Die EWE-Zentrale in Oldenburg. Foto: DPA
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Die Verbraucherzentrale klagt. Die EWE reagiert verstockt, will eine Unterlassungserklärung erst nicht und dann doch unterschreiben. Es ist ein seit Monaten währender Eierkurs. Ein Kommentar.

Viele EWE-Kunden warten seit Monaten auf die Abrechnungen für die Strom- und Gasbelieferung. Wie viele es sind, wissen wir nicht. Auf unsere Nachfragen reagierte der Energieversorger zwar stets höflich, aber verstockt. Manche Fragen wurden zeitweise schlichtweg ignoriert. Die EWE fährt einen Eierkurs, reagiert immer erst, wenn es fast gar nicht mehr anders geht. Das Unternehmen hat viel Vertrauen verspielt.

Ich muss einräumen: Ich bin selbst betroffen. Die Gasabrechnung fehlt nach siebeneinhalb Monaten immer noch. Dabei sieht der Gesetzgeber eine Frist von sechs Wochen vor. Was ebenfalls fehlt: Ein Brief der EWE mit einer Entschuldigung. Dabei habe ich Glück, da ich unter normalen Umständen keine Horrorabrechnung zu erwarten habe.

Für viele Kunden ist es eine Katastrophe

Aber für viele ist dieser Umgang eine Katastrophe. In einer Zeit, in der nicht wenige Menschen jeden Cent dreimal umdrehen müssen, sitzt der Energieversorger auf möglichen Guthaben. Andere sollen plötzlich extrem hohe Summen verheizt haben. Und auf Kundenfragen antwortete die EWE mitunter erst, nachdem die Zeitung nachgehakt hatte.

Auf unsere Frage, ob Kunden mit Guthaben wenigstens Verzugszinsen erhalten, reagierte das Unternehmen erst nicht, dann mit einem klaren Nein. Dabei haben Kunden laut Verbraucherzentrale einen Anspruch darauf. Mitte Oktober kündigte das Unternehmen Entschuldigungszahlungen an. Wie hoch die sind, bleibt unklar. Erhalten soll das Geld nur, wer weiterhin EWE-Kunde ist.

Im Krisenjahr Gewinn massiv erhöht

Am Donnerstag vermeldete die Verbraucherzentrale, gegen die EWE klagen zu wollen. Am Freitagvormittag sagte ein Unternehmenssprecher: Die EWE werde keine Unterlassungserklärung unterschreiben. Am Freitagmittag dann die Kehrtwende: Die EWE will einer Pressemitteilung zufolge doch unterschreiben. Wie gesagt: Ein Eierkurs.

Briefe an alle betroffenen Kunden mit Erläuterungen des Problems und einer Entschuldigung gibt es nicht. Dabei wären sie das Mindeste gewesen. Die EWE versagt nicht nur bei der Rechnungsstellung für Strom und Gas, sondern auch bei der Unternehmenskommunikation. Im Krisenjahr 2022 erhöhte die EWE ihren Gewinn deutlich. Spannend wird die Frage, ob es so bleibt. Denn derzeit tut der Energieversorger viel dafür, seine Kunden zu vergraulen.

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