Windbranche im Aufschwung? Zumindest Hoffnung auf goldene Zeiten
Der Auricher Windkraftkonzern Enercon sieht die Branche vor einem „massiven industriellen Hochlauf“. Doch noch gibt es Stolpersteine. Ein Kommentar.
Der angeschlagene Windkraft-Riese Enercon nimmt Fahrt auf. Einen „massiven industriellen Hochlauf“ sieht der Auricher Konzern voraus und investiert erheblich in seine Standorte Aurich und Magdeburg. Brechen nun wieder goldene Zeiten für die Branche an? Die Zeichen dafür stehen gut. Schließlich setze der Bund bei seiner Energiewende massiv auf Windkraft. Doch die Sache hat Haken.
Die Windenergiebranche stöhnt weiter unter hohen Rohstoffpreisen, Inflation und viel zu langen Genehmigungsverfahren. Hinzu kommt ein unverschuldet hausgemachtes Problem: Es fehlen Fachkräfte für den Aufschwung. Als die Branche vor nicht allzu langer Zeit fast am Boden lag, mussten tausende Fachleute entlassen werden. Jetzt werden sie händeringend gesucht. Verrückt. Zumal der Wettbewerb bei der Suche nach Personal, da alle gleichzeitig Ausschau halten, nun deutlich härter ist. In dem Chor wird Enercon es doppelt schwierig haben, solange das Unternehmen keine Tariflöhne zahlt. Immerhin: Zuletzt hat das Unternehmen die Löhne deutlich angehoben.
Noch ist der Aufschwung nicht da – aber die Kosten
Ein anderes Problem: Der Aufschwung ist noch nicht da. Erst 2024, schätzt Enercon, würden die Produktionszahlen deutlich ansteigen. Und damit die Einnahmen. Es könnte aber schneller gehen, wenn der Hemmschuh Genehmigungsverfahren nicht wäre. Alterric-Chef Frank Kay sagte im Mai, dass 200 Alterric-Anlagen auf eine Genehmigung warten würden. Das ist zu viel. Wenn der Bund seine Ziele bei der Energiewende erreichen will, müssen Anlagen schneller genehmigt werden. Zwar gibt sich Enercon optimistisch, spricht von besseren Rahmenbedingungen. Die Branche aber sieht das anders – immer noch.
Noch stehen die goldenen Zeiten in der Windenergiebranche in den Startlöchern, bestenfalls wird Anlauf genommen. So wie bei Enercon, das Millionen in der Hoffnung auf bessere Tage investiert. Dass diese anbrechen, ist nicht nur dem Windkraftpionier zu wünschen. Auch die finanziell klamme Stadt Aurich würde über die Gewerbesteuer von Enercon, die früher Millionen von Euro in das Stadtsäckel sprudeln ließ, profitieren. Hoffentlich investiert sie das Geld, wenn es kommt, dann klüger und mit mehr Weitsicht als so manches Mal in der Vergangenheit.