Infrastruktur in Aurich Geplanter Umbau der Norderstraße ist übertrieben
Die Norderstraße in Aurich ist in einem erstaunlich guten Zustand. Jetzt soll sie für 100.000 Euro umgebaut werden. Aber wo sind die Gefahren, von denen die Stadtverwaltung spricht? Ein Kommentar.
Marode Straßen gibt es in Aurich so einige. Die Norderstraße in der Innenstadt gehört nicht dazu. Sie ist auch nach drei Jahrzehnten noch in einem erstaunlich guten Zustand. Das Natursteinpflaster wölbt sich nach so vielen Jahren etwas in der Mitte. Es gibt keine Schlaglöcher oder Versackungen. Auch mit dem Fahrrad lässt sich die Straße nach wie vor gut befahren. Doch die Stadtverwaltung sieht eine „mangelnde Verkehrssicherheit“ wegen angeblich wackelnder Steine. Wie sie zu dieser Einschätzung kommt, blieb einigen Mitgliedern des Fachausschusses in dieser Woche zu Recht schleierhaft. Der geplante Umbau ist übertrieben.
Die deutliche Mehrheit des Ausschusses stimmte aber für den Vorschlag der Verwaltung: Das Kopfsteinpflaster in der Mitte der Straße soll aufgenommen und durch andere Pflastersteine ersetzt werden. 100.000 Euro kostet das. Es ist eine Maßnahme, die nicht oben in die Dringlichkeitsliste gehört, auch wenn es dafür Fördermittel geben sollte. Auch die müssen schließlich vom Bürger aufgebracht werden.
So viel Geld dafür auszugeben, erscheint widersinnig
Der Verweis auf angeblich mangelnde Verkehrssicherheit ist auch deshalb verwunderlich, weil die Norderstraße zwischen 10 und 18 Uhr eine reine Fußgängerzone ist. Nur außerhalb dieser Zeiten ist das Radfahren gestattet. Eine Forderung des ADFC, Radfahren dort ganztägig zu gestatten, lehnt die Verwaltung ab. Die geplante Umgestaltung sei kein Vorgriff auf eine Freigabe als Fahrradstraße, betonte die Verwaltung nachdrücklich. Ausgerechnet dort für einen „sicheren“ Straßenbelag so viel Geld auszugeben, erscheint widersinnig.
Der Verdacht liegt nahe, dass es vor allem um die Optik geht. Das Aussehen der Norderstraße hebe sich von dem der anderen Straßen und Plätze der Fußgängerzone ab, hieß es im Ausschuss. Doch mit einer Attraktivierung allein lässt sich eine sechsstellige Investition kaum rechtfertigen.
Noch ist der Beschluss nicht offiziell gefasst. Zwar gab es im Fachausschuss eine deutliche Empfehlung. Das letzte Wort hat aber der hinter verschlossenen Türen tagende Verwaltungsausschuss, in dem neben dem Bürgermeister Vertreter der Ratsfraktionen sitzen. Günstigere Varianten sollen diskutiert werden, heißt es. Die beste wäre aber, auf die Neugestaltung zu verzichten.