Becken geleert Darum läuft die Kläranlage in Uthwerdum nur mit halber Kraft
Nur mit halber Kraft läuft derzeit die Kläranlage in Uthwerdum. Betreiber OOWV hat ein Becken vorübergehend außer Betrieb genommen. Was der Grund ist und welche Folgen das für das Abwasser hat.
Uthwerdum - Im Belebungsbecken 1 der Kläranlage in Uthwerdum bietet sich ein ungewöhnliches Bild: Anstatt winziger Bakterien verrichten hier momentan normalgroße Menschen ihre Arbeit. Es wird geflext, gezerrt und gereinigt. Das große Becken, in dem an gewöhnlichen Tagen Abermillionen Mikroorganismen unter der Aufsicht und Pflege der Fachleute dafür sorgen, dass Abwasser wieder sauber und klar wird, wurde komplett geleert. Der Grund: Die Belüfterplatten am Grund des Beckens werden erneuert. Das geht aus einer Mitteilung des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes hervor, der die Kläranlage betreibt.
„Über die Belüfterplatten wird Luft in vielen kleinen Bläschen ins Abwasser gepustet“, erklärt Anlagenkoordinator Thomas Wolff. Aus dieser Luft beziehen die Helferbakterien den notwendigen Sauerstoff. Die Leistung des alten Belüftungssystems wurde in letzter Zeit immer schlechter, berichtet Wolff. „Es wurde Zeit für einen Austausch. Die Belüfterplatten waren gut 25 Jahre alt. Im Durchschnitt halten die Geräte 15 Jahre aus. Von daher haben sie ihren Dienst mehr als genug erfüllt.“
Feuchttücher bereiten Probleme
Die neuen Streifenbelüfter verteilen die Luft laut der Mitteilung feinperliger und erzeugen somit insgesamt eine größere Bläschen-Oberfläche, von der die Bakterien ihren Sauerstoff beziehen können. Das spare eine Menge Energie, da der größte elektrische Verbrauch auf die Belüftung zurückzuführen sei.
Bei der Säuberung des Beckens wurden laut der Mitteilung knapp 60 Tonnen Ablagerungen vom Beckengrund entfernt. Ein guter Teil davon gehe auf Feuchttücher zurück, die über die Toilette entsorgt wurden. „Feuchttücher gehören in den Restmüll“, so Thomas Wolff. „Sie sind reißfest und zerstören im Abwassersystem daher Pumpen, die ersetzt werden müssen. Wenn sie es bis in die Kläranlage schaffen, verringern sie durch ihre Masse das Beckenvolumen.“
2200 Kubikmeter, also 2,2 Millionen Liter fasst das Belebungsbecken, das aus zwei Ringen besteht: 600 Kubikmeter innen, 1600 Kubikmeter außen. OOWV-Projektingenieur Gerold Eiben musste das Wassergewicht bei der Planung der Baumaßnahme berücksichtigen.
„Wir haben vor Ort einen hohen Grundwasserstand und herausfordernde Bodenverhältnisse“, wird er in der Mitteilung zitiert. „Wenn wir das Becken einfach so leeren, geht der Gegendruck von oben verloren. Das Grundwasser drückt von unten gegen das Bauwerk und das Becken würde brechen.“
So viel wird in die Anlage investiert
Daher sei in enger Abstimmung mit dem Landkreis Aurich ein Antrag auf Grundwasserabsenkung gestellt worden. Da die OOWV-Kläranlage Uthwerdum mittlerweile in einem Wasserschutzgebiet stehe, wäre der Austausch mit dem Landkreis sehr hilfreich gewesen, berichtet Eiben.
Die Erneuerung der Belüfterplatten im Belebungsbecken 1 ist nur der erste Teil einer größeren Maßnahme an der OOWV-Kläranlage Uthwerdum. Bis Ende September soll dieser voraussichtlich abgeschlossen sein, im Oktober folgt dann der Austausch der Belüfterplatten im Belebungsbecken 2. Dem Nachklärbecken soll dann im November eine verbesserte Strömung verpasst, wodurch sich der Klärprozess im Becken noch einmal wesentlich verbessere. „Am Ende werden wir den Betrieb der Kläranlage für die kommenden Jahrzehnte gesichert und stabilisiert haben“, so Eiben.
Auch Thomas Wolff und seine Mitarbeiter freuen sich darauf. „In den letzten Tagen kamen wir uns vor wie in einem LKW-Fuhrpark, so viel war hier los.“ Die Abwasserwerte hätten sich kaum verändert, obwohl derzeit nur mit einem Belebungsbecken gearbeitet werde. Das liege auch am Wetter. „Und daran, dass wir wissen, was wir tun.“
300.000 Euro investiert der OOWV in die gesamte Maßnahme, wie es abschließend heißt.