Neubaugebiete Vermeintliche Gelddruckmaschinen

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 02.09.2023 10:07 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Im Baugebiet Im Timp in Aurich wird fleißig gebaut. Die Frage ist, ob es so bleibt. Foto: Romuald Banik
Im Baugebiet Im Timp in Aurich wird fleißig gebaut. Die Frage ist, ob es so bleibt. Foto: Romuald Banik
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Der Bauboom der vergangenen Jahre ist vorbei. Dafür steigt die Nachfrage nach alten Häusern. Das ist nicht die schlechteste Entwicklung. Ein Kommentar.

Einen spürbaren Rückgang bei den Immobilienkrediten verzeichnen die Sparkasse Aurich-Norden und die Raiffeisen-Volksbank Aurich. Der Bauboom der vergangenen Jahre ist vorbei. Viele können sich das Bauen aufgrund hoher Lebenshaltungskosten bei teurer werdenden Krediten nicht mehr leisten. Für immer mehr Menschen in Ostfriesland platzt der Traum vom neuen Eigenheim. Das ist die schlechte Nachricht.

Die gute ist: Vermehrt wird nach älteren Häusern Ausschau gehalten. Warum nicht darauf zurückgreifen, was ohnehin schon gebaut wurde? Noch mehr Flächenversiegelung, noch mehr Zersiedelung ist nicht das, was unsere Region unbedingt braucht.

Langfristige Kosten übersteigen mögliche Gewinne

Insbesondere für Kommunen waren Neubaugebiete schon immer vermeintliche Gelddruckmaschinen. Durch Erschließung konnte unbebauter Grund und Boden unkompliziert Geld in die Stadt- und Gemeindekasse spülen. Im Wettbewerb um die Ansiedlung junger Familien erschienen Baugebiete als Garant für die Überlebensfähigkeit einer Kommune.

Doch die Wirklichkeit sieht oft anders aus: Städte und Gemeinden knapsen an den hohen anfänglichen Kosten, die sich selten langfristig auszahlen. Modellrechnungen haben ergeben, dass der Unterhalt etwa von Straßen und Leitungen alle potenziellen Gewinne nicht nur auffrisst, sondern diese weit übersteigen.

Mehr Augenmaß ist erforderlich

Häuslebauer wollen natürlich lieber neu bauen. Alles kann nach den eigenen Wünschen gestaltet werden. Doch ob das massenweise Bauen auf der grünen Wiese vor dem Hintergrund sinkender Geburtenzahlen auch umweltpolitisch noch zeitgemäß ist, darf bezweifelt werden.

Der Traum vom Eigenheim lebt jedoch weiter – und das ist auch nur recht und billig. Gerade ländliche Gegenden wie Ostfriesland sind darauf angewiesen, damit sie lebenswert bleiben und die Flucht in die Ballungszentren nicht zur Verödung der Region führt. Sie müssen in dieser Hinsicht attraktiv bleiben. In Berlin, Hamburg oder München ist es selbst für viele wohlhabende Menschen undenkbar, ein eigenes Haus zu besitzen. Das ist in Ostfriesland immer noch möglich. So soll es auch bleiben. Neue Baugebiete müssen weiterhin sein, aber bitte mit mehr Augenmaß, als es in der Vergangenheit oft der Fall war.

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