Rechtsextremismus in Ostfriesland Klares Signal an die rechte Szene

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Eine Kolumne von Stephan Schmidt
| 05.08.2023 09:57 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Die Polizei wird bei dem umstrittenen Konzert vor Ort sein. Foto: DPA
Die Polizei wird bei dem umstrittenen Konzert vor Ort sein. Foto: DPA
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Gegen ein für diesen Sonnabend geplantes Rechtsrock-Festival in der Krummhörn formiert sich Widerstand. Gut so. Es zeigt, dass in Ostfriesland kein Platz für menschenfeindliches Gedankengut ist.

Kein Platz für die rechte Szene: Das ist das klare Signal, das viele Ostfriesen in dieser Woche den Veranstaltern eines für Sonnabend geplanten Musikfestivals in Canum (Krummhörn) senden. Die ursprüngliche Hauptband „Gehasst, verdammt, vergöttert“ hat enge Verbindungen zur Neonazi-Szene. Sie wird genau so wenig auftreten wie zwei weitere Gruppen. Es ist eine direkte Folge des öffentlichen Protests. Mehrere Initiativen wollen gegen das Festival demonstrieren. Auch Landrat Olaf Meinen und Landschaftspräsident Rico Mecklenburg werben für die Protestaktion. Gut so. Denn es zeigt: Ein menschenfeindliches Weltbild wird hier nicht toleriert.

Behörden sind die Hände gebunden

Der Protest ist die einzige Form, gegen die Veranstaltung „Live in der Krummhörn 2“ vorzugehen. Denn den Behörden sind die Hände gebunden. Kreis und Gemeinde mussten ihre Genehmigungen für die Veranstaltung bei einem Lohnunternehmer erteilen. Nur ein Werbe- und Verkaufsverbot an Minderjährige wurde erlassen. Mehr ging nicht.

Die rechte Musikszene ist lebendig und erfolgreich. Aber nur wenige Bands und Veranstalter sind dumm oder dreist genug, mit verfassungsfeindlichen Symbolen zu arbeiten. Mitglieder der Szene verstehen sich aber auch so. Und sie verstecken sich – unter anderem hinter dem Begriff „Coverband“. In diesem Fall geht es um die umstrittene Musikgruppe „Böhse Onkelz“. Diese sagte sich vor vielen Jahren von ihren extrem rechten Wurzeln los. Das hindert aber rechte Bands nicht daran, die alten Stücke zu spielen.

Wegschauen nutzt nur den Rechtsradikalen

Zwei Bands wurden in der Krummhörn ersetzt, eine weitere, „Goethes Jungs“ aus Frankfurt, sagte von sich aus ab. Sie distanzierte sich von „jeglicher Art und Form des Extremismus und/oder jeglicher Politisierung“. Das Festival soll aber dennoch stattfinden. Mit welchen Musikern, bleibt schleierhaft. Angekündigt wird jetzt eine weitere Böhse-Onkelz-Coverband, „Viva Los Tioz“. Womöglich ist das eine der ursprünglichen Gruppen unter anderem Namen. Das ist bei solchen Rechtsrock-Festivals ein übliches Vorgehen.

Wer auch immer auftritt: Die Öffentlichkeit wird hinsehen. Das ist das Entscheidende. Schon zu viele Orte in Deutschland sind durchs Wegschauen zum Aufmarschgebiet für Rechtsradikale geworden. Es ist zu hoffen, dass der Krummhörn dies erspart bleibt.

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