Verkehrspolitik Neue Fahrradstraßen – wieder nur Flickschusterei

|
Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 29.07.2023 09:51 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Artikel hören:
Die Kirchstraße wird eine von sieben neuen Fahrradstraßen in der Auricher Innenstadt. Foto: Heino Hermanns
Die Kirchstraße wird eine von sieben neuen Fahrradstraßen in der Auricher Innenstadt. Foto: Heino Hermanns
Artikel teilen:

In Aurich sollen weitere Fahrradstraßen ausgewiesen werden. Unerwünschter Nebeneffekt: Autos dürfen dort dann schneller fahren. Wie schon beim Grünen Weg wirkt das wenig durchdacht. Ein Kommentar.

Alles nicht so richtig durchdacht: Dieser Eindruck entsteht seit Jahren, wenn es um die Fahrradstraßen in Aurich geht. Der neueste Fall: Autos dürfen künftig schneller durch verschiedene Straßen der Innenstadt fahren, weil diese als Fahrradzone ausgewiesen werden sollen. In der Wallstraße, Marktstraße, Lilienstraße, Friedhofstraße, Kirchstraße, Bahnhofstraße und dem Beginn der Burgstraße gilt Tempo 30 statt 20. Bisher dürfen Autos nur mit Schrittgeschwindigkeit durch die Nürnburger Straße fahren. Doch aus der Spielstraße wird ebenfalls eine Tempo-30-Zone. Der Zweck bleibt schleierhaft.

Vorteile sind nicht ersichtlich

Fahrradstraßen sollten Radfahrern Vorrang geben. So sind sie gedacht. Und das ist kein schlechter Gedanke. Denn wer die Stadt vom Autoverkehr entlasten will, sollte Anreize für den Umstieg aufs Zweirad bieten. Die Änderung in der Innenstadt bewirkt aber nur, dass Autos schneller fahren dürfen. Andere Vorteile der Änderung sind nicht ersichtlich. Die neue Regelung mag der Straßenverkehrsordnung entsprechen, sinnvoll ist sie aber nicht.

Wieder einmal entsteht so der Eindruck, dass in Sachen Radverkehr in der Verwaltung geflickschustert wird. Wer sich an die unendliche Geschichte „Grüner Weg“ erinnert fühlt, liegt richtig. Auch dort führte die Ausweisung vor vier Jahren zu einer Reihe von Problemen. Jede vermeintliche Verbesserung verschlechterte die Situation für viele nur.

Das wirkt wie Aktionismus - oder Etikettenschwindel

In Aurich ist zudem Fahrradstraße nicht gleich Fahrradstraße. Im Grünen Weg ist Durchgangsverkehr weiterhin verboten. „Anlieger frei“ heißt es dort, in allen anderen Fahrradstraßen aber „Kfz frei“. Zu diesen gehört künftig auch der Extumer Weg zwischen der Emder Straße und der Johannes-Diekhoff-Straße. Hier wird zweierlei Maß angelegt.

Beim Grünen Weg war die Veränderung so drastisch, dass bei vielen Aurichern Ärger aufkam – sogar bei Anwohnern. Die neuen Fahrradstraßen bringen zwar einige Veränderungen, aber kaum Verbesserungen. Rat und Verwaltung wären gut beraten, eine einheitliche, nachvollziehbare Linie bei den Fahrradstraßen zu entwickeln. Vor allem muss deutlicher werden, welche Vorteile die Ausweisungen haben. In der jetzigen Form wirken die Vorhaben nur wie Aktionismus – oder Etikettenschwindel.

Ähnliche Artikel