Medizinische Versorgung in Ostfriesland Lückenstopfen bei der Hausarztversorgung
Südbrookmerland hat eine neue Hausärztin. Eine gute Nachricht, aber die Probleme bleiben bestehen: lange Wartezeiten für Patienten, Stress für die Mediziner. Die Politik muss mehr tun. Ein Kommentar.
Über eine neue Hausärztin darf sich die Gemeinde Südbrookmerland freuen. Dr. Svetlana Höhne aus Marienhafe wird am 15. August die Praxis von Dr. Thomas Laaf und Boris Sombrowski an der Ringstraße in Moordorf wiedereröffnen. Ein Problem weniger. Doch andere bleiben. Statt fünf hat die Gemeinde damit nur noch vier Hausärzte. Dabei trifft es andere Gemeinden auf dem Land noch deutlich härter.
Von den 60 Hausarztstellen im Bezirk Aurich sind weiter 5,5 Stellen unbesetzt. Welche Dimensionen das Problem hat, lässt sich an der durchschnittlichen Patientenzahl je Hausarzt ablesen: 2019 waren es pro Quartal fast 1400. Die Folgen: teilweise verzweifelte Suchen und längere Wartezeiten für die Patienten sowie mehr Stress für die Ärzte.
Gemeinden rollen roten Teppich aus
Die Gemeinden rollen den roten Teppich aus, was sich an warmen Worten, aber auch Zuschüssen zeigt. Doch wo eine Lücke geschlossen wird, entsteht eine neue. Es ist ein Wettbewerb, der auf Kosten anderer geht.
Das Kernproblem bleibt: Eine älter werdende Landbevölkerung trifft auf eine schwindende Zahl von Ärzten. Insbesondere die jungen Mediziner sind dabei immer weniger bereit, jeden Versorgungsengpass auf eigene Kosten und die von Familie und Gesundheit zu schließen. So tritt das seit langem bestehende Problem einer zu schlechten personellen Quote nur noch deutlicher zutage.
Problem mit Ansage
Bürgermeister Thomas Erdwiens überschüttete die neue Moordorfer Ärztin bei der Vorstellung im Rathaus in dieser Woche mit Dankesbekundungen. Eine schöne Geste, aber es sollte eigentlich nicht Aufgabe der Kommunen sein, die medizinische Versorgung sicherzustellen. Dafür ist die Kassenärztliche Vereinigung zuständig. Doch auch diese kann nur den Mangel verwalten. Den hat die Politik verursacht. Wer bei der universitären Ausbildung drastisch spart, darf sich nicht wundern. Es ist ein Problem mit Ansage.
„Landarztquote“ ist gut, reicht aber nicht
Im kommenden Semester wird in Niedersachsen eine „Landarztquote“ eingeführt. Pro Jahr werden 60 Studienplätze für angehende Hausärzte auf dem Land reserviert. Ein vernünftiger Schritt, angesichts von 500 unbesetzten Sitzen in Niedersachsen aber nur ein kleiner. Mehr Medizinstudenten braucht das Land. Sonst läuft auch Ostfriesland in Gefahr, bei der Versorgung abgehängt zu werden.
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