Immobilienmarkt in Ostfriesland Wohnungsnot - Stadt Aurich muss jetzt handeln


36 Mietparteien verlieren im Lerchenweg in Aurich auf einen Schlag ihr Zuhause. Das Beispiel zeigt, wie bezahlbarer Wohnraum schwindet. Die Stadt muss handeln. Ein Kommentar.
Wohnungsnot gibt es nicht nur in Berlin, Hamburg oder München. Ein neues Zuhause müssen sich 36 Mietparteien im Lerchenweg in Aurich suchen. Die beiden Wohnblocks sollen kernsaniert werden. Allen Mietern wurde deshalb vom Vermieter, einer Immobilienfirma aus Dörpen im Emsland, gekündigt. Das stellt viele Betroffene vor ein schwer zu lösendes Problem: Wenig Einkommen trifft auf kleinen Wohnungsmarkt.
Die Stadt bleibt bisher untätig
Die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum kommt zwar im Auricher Stadtrat immer wieder auf den Tisch. Aber umgesetzt wurde nichts. Die Stadt bleibt weiter untätig. Das muss sich ändern. Denn günstige Wohnungen anzubieten, kann nicht allein privaten Eigentümern überlassen bleiben. Sie sind keine karitativen Einrichtungen. Sie streben nach Rendite.
Das Beispiel Lerchenweg zeigt, wie das Angebot an bezahlbaren Wohnungen auf einen Schlag schrumpfen kann: durch sogenannte Verwertungskündigungen wegen umfassender Sanierung. Von diesen haben die Mietparteien nichts mehr. Der Vermieter aber ist die alten Verträge und die niedrigen Mieten los. Die sanierte Immobilie kann er dann an zahlungskräftigere Interessenten vermieten.
Rauswurf für alle – 36 Mietparteien müssen sich neue Bleibe suchen
Verbleibende Mieter seit vier Wochen ohne Warmwasser
Grüne fordern erneut Kreis-Wohnungsbaugesellschaft
Konträre Meinungen zum Wohnungsbau am Schlehdornweg
Von einer Wohnungsbaugesellschaft können alle Mieter profitieren
400.000 neue Wohnungen müssen laut der Bundesregierung pro Jahr geschaffen werden, um die Wohnungsnot zu bekämpfen. Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen hält jedoch nur etwas mehr als die Hälfte für machbar. Der Hauptgrund: stark gestiegene Baupreise. Diesem Problem können sich Anbieter auch in Ostfriesland nicht entziehen. Von Seiten der Privatwirtschaft ist weniger Hilfe zu erwarten.
Eine Stadt kann und sollte daher selbst tätig werden – mit einer eigenen Wohnungsbaugesellschaft und Immobilien, die sie selbst vermietet. Ein größeres Angebot entspannt den Markt. Davon können alle Mieter profitieren.
Jetzt kommt der passende Sachverstand ins Rathaus
Dass das gelingen kann, dafür gibt es zahlreiche Beispiele im Land. Mit der neuen Kämmerin Katja Lorenz kommt in dieser Hinsicht Sachverstand ins Auricher Rathaus. Die 52-Jährige war zuletzt in Bockhorn (Friesland) auch Geschäftsführerin einer solchen stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft. Ihre Erfahrungen sollte Aurich nutzen.