Artenschutz Mehr als nur eine Anti-Wolf-Demo

|
Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 10.06.2023 10:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Artikel hören:
Ein Protestplakat gegen den Wolf steht im April 2021 bei einer Protestaktion von Bauern gegen die weitere Ausbreitung wilder Wölfe auf einem Traktor in Schwerin. Zur Demonstration in Aurich werden am Sonnabend 300 Trecker erwartet. Foto: DPA
Ein Protestplakat gegen den Wolf steht im April 2021 bei einer Protestaktion von Bauern gegen die weitere Ausbreitung wilder Wölfe auf einem Traktor in Schwerin. Zur Demonstration in Aurich werden am Sonnabend 300 Trecker erwartet. Foto: DPA
Artikel teilen:

In Aurich werden am Sonnabend 3000 Menschen und 300 Trecker erwartet. Es ist mehr als eine Anti-Wolf-Demo: Es ist ein Zeichen des Protests gegen eine als Bedrohung empfundene Politik. Ein Kommentar.

Es ist mehr als eine Protestaktion gegen die Ausbreitung des Wolfs in Ostfriesland – es ist eine Machtdemonstration, die am Sonnabend in Aurich stattfindet. Rund 3000 Menschen werden erwartet, 300 Trecker rollen durch die Stadt. Eine so große Kundgebung hat Aurich zumindest in den vergangenen Jahrzehnten nicht gesehen. Eine solche Mobilmachung wird nicht allein von der Sorge um Nutztiere auf Weiden und Deichen getrieben. Es geht darum, ein Zeichen der Stärke landwirtschaftlicher Interessen gegenüber einer als Bedrohung gesehenen Umwelt-, Natur- und Artenschutzpolitik zu setzen. Der Wolf steht auch sinnbildlich für die drohende Gefahr, die viele Landwirte in einer immer schärferen Gesetzgebung sehen. Das Raubtier kann grenzenlos seine Beute jagen, während den Menschen von der Politik „da oben“ die Lebensgrundlage entzogen wird, so der Eindruck. Die Wut ist groß – und sie sucht sich ihr Ventil unter anderem in der Auricher Demonstration.

Kein Zufall, dass ein Politiker aus den Niederlanden sprechen soll

Welche politische Schlagkraft Akteure aus dem Agrarsektor entwickeln können, zeigt das Beispiel Niederlande. Dort errang eine erst 2019 gegründete Partei, die Bauer-Bürger-Bewegung (BBB), bei den Provinzwahlen im März einen Erdrutschsieg. Sie ist mittlerweile ein Sammelbecken des Protests gegen die etablierten Parteien und vor allem in den ländlichen Regionen im Osten und Nordosten stark.

Es ist kein Zufall, dass mit Eddie van Marum ein Abgeordneter der BBB auf der Demo in Aurich sprechen soll. Der Landwirt will von Erfahrungen mit dem Wolf in den Niederlanden berichten. Organisator Dr. Hansjörg Heeren sagt zwar, es solle keine politische Demo werden. Die Einladung van Marums ans Rednerpult spricht jedoch dagegen.

Die AfD bekommt keinen Fuß in die Tür

Mit dem Wolf will auch die AfD punkten. Das Thema eignet sich, um die Gefahr einer angeblich weltfremden grünen Politik über die Köpfe der Landbevölkerung hinweg zu veranschaulichen. Doch so recht klappt das nicht. Denn fast alle Parteien haben sich des Themas angenommen und versprechen Lösungen. Und auch in Aurich bekommt die AfD keinen Fuß in die Tür. Kategorisch schließen die Organisatoren ein Rederecht aus. Die richtige Entscheidung. Wer in Berlin und Hannover gehört werden will, darf sich nicht von einer extremen Partei kapern lassen.

Ähnliche Artikel