Breitbandausbau im Kreis Aurich Lahme Ente Internet im Landkreis Aurich – ein Armutszeugnis

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 15.10.2022 10:03 Uhr | 2 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Bunte Leerrohre für Glasfaserkabel für das Hochgeschwindigkeitsinternet sind auf einer Baustelle zu sehen. Foto: DPA
Bunte Leerrohre für Glasfaserkabel für das Hochgeschwindigkeitsinternet sind auf einer Baustelle zu sehen. Foto: DPA
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Anderthalb Jahre nach dem ersten Spatenstich im Landkreis Aurich ist noch kein Haushalt an das Glasfasernetz angeschlossen. Ein Armutszeugnis – und ein Anlass zum Umdenken. Ein Kommentar.

Turbo-Internet für alle: Das verspricht die Werbung Kunden, die sich für einen Glasfaseranschluss im Landkreis Aurich entschieden haben. Die Wirklichkeit sieht bisher anders aus: statt Turbo lahme Ente, was den Baufortschritt betrifft. Im März 2021 wurde der erste Spatenstich gesetzt.

Heute, knapp anderthalb Jahre später, ist noch kein Haushalt am Netz. Erst im November soll es so weit sein, mit den ersten Kunden in Holtrop. Rund 7600 andere müssen weiter warten. Ihnen kann noch immer nicht gesagt werden, wann sie ihren Anschluss bekommen. Ein Armutszeugnis.

Wirtschaftsmacht ist zum Gespött geworden

Die viertstärkste Wirtschaftsmacht der Welt ist ein Gespött auf dem Zukunftsfeld Nummer eins: dem Internet. Zahllose Funklöcher, weiße Flecken beim Breitbandausbau – ganze Regionen werden kommunikationstechnisch abgehängt. Ostfriesland ist davon besonders betroffen.

Landrat Olaf Meinen benannte im Fachausschuss in dieser Woche ein Problem, das dazu geführt hat: der blinde Glaube daran, dass es der freie Markt richten wird. Das tat er nicht. Das platte Land ging leer aus, während sich die Telekommunikations-Konzerne um die Kunden in den Ballungsräumen stritten. Spät reagierte die Politik mit Milliarden-Förderungen – und einem Ausbau in kommunaler Regie. Die Unternehmen werden mit Geld aus der öffentlichen Hand auch noch dafür belohnt, Menschen in ländlichen Regionen vernachlässigt zu haben. Wo war beispielsweise die zum großen Teil kommunale EWE?

Zahlreiche Mängel angesprochen

Im Fachausschuss wurden von den Kreistagsmitgliedern zahlreiche Mängel am Ausbau des Vertragspartners Vodafone angesprochen. Fast im gleichen Atemzug bekam das britisch-deutsche Unternehmen den Zuschlag für das zweite Riesen-Ausbauprojekt. Alternativen scheint es nicht zu geben. Die Unternehmen sitzen am längeren Hebel.

War es der naive Glaube an den freien Markt? Oder die mächtige Lobby der Anbieter? Egal, wie die Antwort lautet: Die nahezu bedingungslose Privatisierung der Branche hat Deutschland die Probleme beschert. Eine Grundversorgung gehört in öffentliche Hand. Das gilt für Energie, Gesundheit und auch für Kommunikation. Der quälend langsame Ausbau des Internets in Ostfriesland und in anderen Regionen sollte den Politikern eine Lehre sein.

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