Meinung

Der Krieg kann nicht für alles herhalten

| | 09.04.2022 11:07 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Unterstützer der Kunstschule, darunter Graffitikünstler Tim Write (rechts), demonstrierten am Donnerstag vor der Sitzung des Auricher Stadtrates. Foto: Romuald Banik
Unterstützer der Kunstschule, darunter Graffitikünstler Tim Write (rechts), demonstrierten am Donnerstag vor der Sitzung des Auricher Stadtrates. Foto: Romuald Banik
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Bürgermeister Horst Feddermann konnte den Umzug der Auricher Kunstschule und des Mach-Mit-Museums in die Osterstraße nicht verhindern. Das ist gut so. Seine Argumente waren nicht stark genug.

Kunstschule und Mach-Mit-Museum ziehen wie geplant in die Osterstraße um. Der Auricher Stadtrat stimmte in dieser Woche mit knapper Mehrheit gegen den von Bürgermeister Horst Feddermann geforderten Stopp. Und das ist auch gut so. Feddermanns Argumente gegen den Umzug waren zu pauschal, wirkten ängstlich und boten keine erkennbare Alternative.

Als Hauptgrund für seinen Vorschlag, die Reißleine zu ziehen, nannte der Rathauschef den Krieg in der Ukraine. Die Baukosten liefen davon, alles werde teurer. Keine Frage: Da hat er recht. Aber soll Deutschland wegen des Krieges in einen kollektiven Winterschlaf verfallen? Schon die Pandemie führte dazu, dass vieles auf später verschoben wurde. Wer weiß, was noch alles an Krisen auf uns zukommt. Es wäre falsch, nur noch Duckmäuschen zu spielen und alles auf Eis zu legen. Der Krieg kann nicht für alles herhalten.

Nahezu einmalige Gelegenheit

Kulturelle Angebote gehören zu den sogenannten freiwilligen Leistungen einer Kommune. Man kann sie anbieten, muss es aber nicht. Doch genau diese Angebote machen eine Stadt lebenswert. Das Mach-Mit-Museum und die Kunstschule wurden jahrelang vertröstet. Jetzt bietet sich dank einer üppigen Förderung eine nahezu einmalige Gelegenheit für eine vernünftige Lösung an.

Von den Gesamtkosten von 3,4 Millionen Euro trägt die Stadt nur zehn Prozent. Immer noch eine ordentliche Stange Geld, vor allem, wenn man die zu erwartende Preissteigerung hinzurechnet. Aber 90 Prozent fließen über Fördergelder nach Aurich – Geld, das sonst in einer anderen Kommune landen würde.

Zu sparen ist ein löbliches Ansinnen, aber besser beim EEZ

Den Gürtel enger zu schnallen, ist ein löbliches Ansinnen des Bürgermeisters. Dass er mit dem Sparen Ernst machen kann, hat er bei den Stadtwerken bewiesen. Auch dank seiner Initiative wurde der Kostenfresser abgewickelt. Nun aber kurzerhand bei zwei etablierten kulturellen Institutionen anzusetzen, denen bereits eine Zusage gegeben wurde, ist falsch. Zumal der Umzug dazu beitragen kann, die Osterstraße etwas aus dem Dornröschenschlaf zu wecken.

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