Meinung

Sonntagsöffnung: Muskeln spielen lassen an der falschen Stelle

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 02.04.2022 10:34 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Streitpunkt Caro: Ob das Einkaufszentrum, hier eine Aufnahme aus dem Juli 2021, noch zur Innenstadt gehört, daran scheiden sich die Geister. Foto: Romuald Banik
Streitpunkt Caro: Ob das Einkaufszentrum, hier eine Aufnahme aus dem Juli 2021, noch zur Innenstadt gehört, daran scheiden sich die Geister. Foto: Romuald Banik
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Die Stadt Aurich gibt beim verkaufsoffenen Sonntag klein bei: Der Caro ist am Geranienmarkt-Sonntag nicht dabei - weil Verdi es nicht will. Die Praxis gehört auf den Prüfstand.

Gehört der Caro am Fischteichweg zur Auricher Innenstadt? Natürlich, würden wohl die meisten Auricher sagen. Bis zur Fußgängerzone sind es ja nur ein paar Schritte. Natürlich nicht, sagt die Gewerkschaft Verdi. Und so, wie die Dinge derzeit liegen, hat Verdi das letzte Wort.

Die Stadt Aurich gibt beim Thema Sonntagsöffnung regelmäßig klein bei, wenn die Gewerkschaft mit einer Klage droht. So auch bei der geplanten Einbeziehung des Einkaufszentrums zum verkaufsoffenen Sonntag am 8. Mai, dem Geranienmarkt. Aus Sorge davor, dass die gesamte Veranstaltung untersagt wird, beugt man sich Verdi.

Es trifft Geschäfte, die es ohnehin schwer haben

Die niedersächsische Politik hat Interessenverbänden ein weitgehendes Klagerecht eingeräumt. Dieses nutzt Verdi exzessiv, um gegen die verhasste Sonntagsarbeit ein Exempel nach dem anderen zu statuieren. Verdi lässt die Muskeln spielen. Doch das ist an dieser Stelle verfehlt. Es geht um maximal vier verkaufsoffene Sonntage mit insgesamt höchstens 20 Arbeitsstunden pro Beschäftigtem – und das im gesamten Jahr. Die Gewerkschaft ärgert mit ihrem Verhalten ausgerechnet Geschäfte, die es ohnehin schon schwer haben. Die rund um die Uhr und auch jeden Sonntag geöffnete und arbeitende Online-Konkurrenz wird immer größer. Die Kunden wollen die Shopping-Sonntage. Sie stimmen darüber immer wieder mit den Füßen dafür ab.

Aurich hat es sogar noch vergleichsweise gut

Aurich hat es sogar noch vergleichsweise gut: Dort gibt es eine Innenstadt, die für eine Sonntagsöffnung überhaupt in Frage kommt. In kleineren Kommunen liegen die Geschäfte verstreuter. Einige dürfen sonntags nur deshalb noch öffnen, weil Verdi noch nicht gegen sie vorgeht. Welche Städte und Gemeinden aufs Korn genommen werden, unterliegt dabei dem Ermessen der Funktionäre.

Südbrookmerland leistet Widerstand

In dieser Woche leistete die Gemeinde Südbrookmerland jedoch Widerstand. Sie zieht ihren Sonntag in Moordorf trotz Verdi-Klage am 3. April durch. Viel zu verlieren hat sie allerdings nicht. Das Gericht entscheidet erst, ob das rechtens ist, wenn alles vorbei ist. Aber nicht nur deshalb ist der Weg der Verwaltung in Südbrookmerland richtig: Die bisherige Praxis muss auf den Prüfstand. Es braucht fairere Regeln, die dem Handel vor Ort gerecht werden. Das sollten die Politiker in Hannover merken.

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