Champions League Die Super-Bayern in Paris: Ein „Kracher“ mit Vorgeschichte
Wann haben die Bayern zuletzt verloren? Und gegen wen? Das Wiedersehen mit Königsklassen-Champion PSG wird zum ultimativen Gradmesser für die Kompany-Truppe. Und es weckt Schock-Erinnerungen.
Es ist kein Finale. Nicht mal ein K.o.-Spiel. Und doch warten alle in Europa auf diese Vorrundenpartie der Champions League. Auch Vincent Kompany. „Oh ja, ich freue mich“, verkündete der Trainer des FC Bayern vor dem Gigantentreffen mit Titelverteidiger Paris Saint-Germain im Prinzenpark.
„Wenn diese beiden Mannschaften nicht Vollgas reingehen, dann brauchen wir nicht mehr ins Stadion zu gehen“, bemerkte der Belgier launig. Und Kompany hat dem Kräftemessen des Tabellenersten mit dem Zweiten am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) sogar eine Überschrift verpasst: „Rock ‚n‘ Roll in Paris!“
Es wird sicher ein heißer Tanz. Die Erwartungen an das Gigantentreffen mit einigen der weltbesten Fußballer wie Ballon d’Or-Gewinner Ousmane Dembélé oder dem stärksten Harry Kane aller Zeiten sind so hoch wie der Pariser Eiffelturm. „Es wird ein Kracher“, sagte Nationalspieler Serge Gnabry.
„Die schwierigste Aufgabe im Fußball“
Die große Preisfrage lautet: Wie gut sind die national übermächtigen Bayern wirklich? Wer sonst als der Titelverteidiger, „die beste Mannschaft der vergangenen Saison“, wie Kompany hervorhob, sollte darauf eine Antwort geben können.
„Wir gehen dahin, um zu gewinnen. Aber wir wissen, dass das die schwierigste Aufgabe ist, die es im Fußball im Moment gibt“, sagte Kompany über das Team des Spaniers Luis Enrique, das im vergangenen Mai in München mit einem 5:0 gegen Bayern-Bezwinger Inter Mailand triumphal die Königsklasse gewann.
Die Kompany-Bayern wiederum haben in dieser Saison alles gewonnen. 15 Spiele, 15 Siege. Und wann haben sie zuletzt verloren? Und gegen wen? Klar: gegen Paris. Vor exakt vier Monaten siegte PSG im Viertelfinale der Club-WM in den USA mit 2:0 nach Toren des diesmal verletzt fehlenden Jungstars Desiré Doué und von Stürmerstar Dembélé, der aber nicht topfit ist. Der ehemalige Dortmunder klagt immer wieder über Schmerzen im Oberschenkel.
Das Musiala-Drama in Atlanta
Der 5. Juli in Atlanta war ein Tag, der bei den Bayern bis heute nachwirkt. „Das war ein K.o.-Spiel, das wir unnötig verloren haben - und unter dramatischen Umständen“, erinnerte Max Eberl. Mit der Dramatik meinte der Sportvorstand die schwere Verletzung von Nationalspieler Jamal Musiala.
Beim ungestümen Einsatz von Italiens Torwart-Hero Gianluigi Donnarumma, der inzwischen für Manchester City spielt, brach sich Musiala das Wadenbein. Die Szene war für jeden Beobachter schockierend. Und beim Wiedersehen fehlt der 22-Jährige immer noch. Ein Musiala-Comeback gibt es nicht vor Dezember.
Vorgeschichte sorgt für zusätzliche emotionale Brisanz
Die Vorgeschichte sorgt für zusätzliche emotionale Brisanz. Die Neuauflage soll aber in erster Linie ein Fingerzeig für Gegenwart und Zukunft sein. „Jedes Spiel zeigt, wo du gerade stehst“, sagte Eberl, der freilich einschränkt: „Was rauskommt, wird nichts Endgültiges sein, weil es kein Finale ist. Aber es ist eine schöne Gelegenheit, uns mit der besten Mannschaft Europas zu messen.“
Eberl erkennt bei seinen Bayern im Herbst 2025 all das, was auch das Star-Ensemble von PSG um den famosen Mittelfeld-Taktgeber Vitinha ausmacht. „Die Aktivität, wie sie Fußball spielen, das bringen wir jetzt auch auf den Platz. Da treffen zwei Top-Mannschaften aufeinander“, sagte Eberl.
Und die Favoritenrolle? „Man sagt, PSG hat den Heimvorteil, das ist dann vielleicht das eine Prozent, das bei Paris ist. Aber wir sind auswärts noch ungeschlagen“, antwortete Eberl.
Neuer: Wir können sie ärgern
Kapitän Manuel Neuer, der schon überragend haltend im Tor stand, als die Bayern 2020 Paris im Königsklassen-Finale von Lissabon mit 1:0 besiegten, glaubt ebenfalls an ein völlig offenes „Fifty, fifty“-Spiel. „Paris ist eine starke Mannschaft. Ich denke, wir können sie trotzdem ärgern. Wir wissen ja, wie wir diese Saison bislang gestaltet haben“, sagte der 39-Jährige.
Bayern-Coach Kompany wird nach seinem erstaunlichen Rotationsmanöver beim 3:0 im Bundesliga-Topspiel gegen Bayer Leverkusen wieder sein A-Team aufbieten, also mit dem ausgeruhten ersten Sturm um Torjäger Kane.
PSG, das erst vor zwei Wochen mit 7:2 in Leverkusen gewann, quälte sich bei seiner Generalprobe in der League 1 am Wochenende zu einem mageren 1:0 gegen OGC Nizza. Was Trainer Enrique aber rasch abhakte und schon gar nicht verunsicherte. Vielmehr sagte der Spanier: „Wir waren im Kopf schon konzentriert auf Bayern München. Weil es ist eines der besten Spiele, die du spielen kannst - gegen eins der besten Teams in Europa.“
Es ist angerichtet im Prinzenpark. Und womöglich wird es wieder auf Kleinigkeiten ankommen, auf einzelne Momente. „Wer ist besser?“, diese Frage warf auch Gnabry auf. Seine Antwort: „Beide Mannschaften haben sehr großen Respekt voreinander. Und die letzten Aufeinandertreffen waren immer in dem Sinne, dass die Mannschaft, die das erste Tor gemacht hat, gewonnen hat.“