Wo Herzblut auf Tradition trifft Ein Vormittag hinter den Kulissen des Auricher Herbstmarkts
Zwischen Zuckerwatte, Karussells und Familienrezepten: Die Backstage-Tour über den Auricher Herbstmarkt lässt Besucher staunen und spüren, wie viel Leidenschaft und Zusammenhalt das Fest prägen.
Aurich - Einen Blick hinter die Kulissen des Auricher Herbstmarkts konnten am vergangenen Sonntag 15 Leserinnen und Leser der Ostfriesischen Nachrichten werfen. Mehr als 100 Interessierte hatten sich im Vorfeld für die exklusive Backstage-Tour beworben – das Los entschied schließlich über die Teilnahme. Trotz stürmisch-regnerischen Wetters fanden sich alle Gewinner pünktlich um 10 Uhr am Eingang der Sparkassen-Arena ein.
Begrüßt wurde die Gruppe von Theo von Halle, einer Institution unter den ostfriesischen Schaustellern. Der langjährige Vorstand des Vereins reisender Schausteller Ostfriesland gab einen Einblick in die Welt der Volksfeste: „In Deutschland gibt es knapp 10.000 Volksfeste, die 2024 mit rund 200 Millionen Besuchern einen neuen Rekord verzeichnen konnten“, berichtete von Halle.
Erster Halt der Tour war das imposante Riesenrad „Norderneye“. Betreiber Stefano Glöss erklärte, dass das Fahrgeschäft speziell für die rauen Küstenbedingungen konstruiert wurde: „Wir befinden uns hier in Windlastzone 4, an der Küste sogar 4+. Unser Riesenrad ist so konstruiert, dass es überall aufgestellt werden darf – sogar auf den Inseln.“ Nach dem Auricher Herbstmarkt geht es für das „Norderneye“ weiter zum Weihnachtsmarkt nach Berlin-Spandau. Natürlich durfte eine Fahrt mit dem Riesenrad samt Ausblick über Aurich nicht fehlen – begleitet vom ersten Regenguss des Tages, den die Gruppe jedoch gelassen hinnahm.
Weiter ging es zur Mandelbrennerei von Franz Langenscheidt, Vorsitzender des Schaustellerverbands Wilhelmshaven. Er gewährte Einblicke in das traditionelle Handwerk und die streng gehüteten Familienrezepte. „Wir werden als mobile Betriebe fast wöchentlich vom Gesundheitsamt kontrolliert – auf Volksfesten ist immer alles tipptopp“, betonte Langenscheidt, während die Teilnehmer frisch gebrannte Mandeln kosteten.
Nächste Station: das Kult-Karussell „Hot Snow“. Ralf Langenscheidt, Enkel der ostfriesischen Schaustellerlegende Karl-Heinz Langenscheidt, hat die 52 Jahre alte Berg-und-Tal-Bahn mit moderner Musik und frischem Design neu belebt. Die Besucher durften sogar einen Blick unter das Karussell werfen und erfuhren, dass die robuste Technik bei guter Pflege kaum Probleme bereitet.
Ein Kontrastprogramm bot das „9D Action Cinema“ von Gino Ernst – ein Hightech-Fahrgeschäft mit VR-Elementen, das die Teilnehmer begeisterte. Nach einer kurzen Stärkung im „Friesen-Stübchen“, wo Timo von Halle, Vorsitzender des Schaustellervereins, über den logistischen Aufwand beim Aufbau eines Volksfestes berichtete, ging es weiter zum „X-Flight“. Gino Ernst erläuterte die technischen Details des rasanten Fahrgeschäfts – und verriet augenzwinkernd, dass so mancher Fahrgast nach der Fahrt seine Bratwurst bereut.
Am Autoscooter demonstrierte Timo von Halle anschaulich die Technik, indem er ein Fahrzeug auf die Seite legte. Anschließend wartete die Achterbahn „Family Coaster“ von Wesley Weber auf die Gruppe. „Von außen sieht es langsamer aus, als es sich anfühlt“, so Weber – und die Teilnehmer stimmten ihm nach drei rasanten Runden zu.
Vor dem Abschluss an der Aalräucherei von Andreas Janssen, der über das traditionsreiche Familienunternehmen berichtete, gab es noch eine süße Stärkung am „Eis-Palast“ von Thomas Wilken. Der junge Schausteller erklärte die Herstellung von Speiseeis ohne Zusatzstoffe – die Kostprobe überzeugte alle.
Mit einem kräftigen Applaus bedankten sich die Teilnehmer bei Theo von Halle und den beteiligten Schaustellerfamilien für die spannenden Einblicke. Die Backstagetour zeigte eindrucksvoll, wie viel Herzblut, Tradition und Innovation hinter dem Auricher Herbstmarkt stecken.