Wo Herzblut auf Tradition trifft Ein Vormittag hinter den Kulissen des Auricher Herbstmarkts

Udo Hippen
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Von Udo Hippen
| 28.10.2025 08:04 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Backstage wörtlich genommen: Schausteller Ralf Langenscheidt führte die Tour-Teilnehmer auch unter seine Berg-und-Talbahn „Hot Snow“. Foto: Udo Hippen
Backstage wörtlich genommen: Schausteller Ralf Langenscheidt führte die Tour-Teilnehmer auch unter seine Berg-und-Talbahn „Hot Snow“. Foto: Udo Hippen
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Zwischen Zuckerwatte, Karussells und Familienrezepten: Die Backstage-Tour über den Auricher Herbstmarkt lässt Besucher staunen und spüren, wie viel Leidenschaft und Zusammenhalt das Fest prägen.

Aurich - Einen Blick hinter die Kulissen des Auricher Herbstmarkts konnten am vergangenen Sonntag 15 Leserinnen und Leser der Ostfriesischen Nachrichten werfen. Mehr als 100 Interessierte hatten sich im Vorfeld für die exklusive Backstage-Tour beworben – das Los entschied schließlich über die Teilnahme. Trotz stürmisch-regnerischen Wetters fanden sich alle Gewinner pünktlich um 10 Uhr am Eingang der Sparkassen-Arena ein.

Faszination Volksfest: Schaustellerinstitution Theo von Halle (rechts im Foto) berichtete über die Jahrmärkte als Publikumsmagneten und was es bedeutet, eine derartige Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Foto: Udo Hippen
Faszination Volksfest: Schaustellerinstitution Theo von Halle (rechts im Foto) berichtete über die Jahrmärkte als Publikumsmagneten und was es bedeutet, eine derartige Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Foto: Udo Hippen

Begrüßt wurde die Gruppe von Theo von Halle, einer Institution unter den ostfriesischen Schaustellern. Der langjährige Vorstand des Vereins reisender Schausteller Ostfriesland gab einen Einblick in die Welt der Volksfeste: „In Deutschland gibt es knapp 10.000 Volksfeste, die 2024 mit rund 200 Millionen Besuchern einen neuen Rekord verzeichnen konnten“, berichtete von Halle.

Von der Küste in die Hauptstadt: Betreiber Gino Glöss (rechts im Foto) erklärte nicht nur den Aufbau seines Riesenrades, sondern animierte die Teilnehmer auch zu einer Tour in dem XXL-Fahrgeschäft. Foto: Udo Hippen
Von der Küste in die Hauptstadt: Betreiber Gino Glöss (rechts im Foto) erklärte nicht nur den Aufbau seines Riesenrades, sondern animierte die Teilnehmer auch zu einer Tour in dem XXL-Fahrgeschäft. Foto: Udo Hippen

Erster Halt der Tour war das imposante Riesenrad „Norderneye“. Betreiber Stefano Glöss erklärte, dass das Fahrgeschäft speziell für die rauen Küstenbedingungen konstruiert wurde: „Wir befinden uns hier in Windlastzone 4, an der Küste sogar 4+. Unser Riesenrad ist so konstruiert, dass es überall aufgestellt werden darf – sogar auf den Inseln.“ Nach dem Auricher Herbstmarkt geht es für das „Norderneye“ weiter zum Weihnachtsmarkt nach Berlin-Spandau. Natürlich durfte eine Fahrt mit dem Riesenrad samt Ausblick über Aurich nicht fehlen – begleitet vom ersten Regenguss des Tages, den die Gruppe jedoch gelassen hinnahm.

Familientradition zur Kostprobe: Schausteller Franz Langenscheidt begrüßte die Gruppe an seiner Mandelbrennerei und berichtete von altem Handwerk und modernen Rezepturen. Foto: Udo Hippen
Familientradition zur Kostprobe: Schausteller Franz Langenscheidt begrüßte die Gruppe an seiner Mandelbrennerei und berichtete von altem Handwerk und modernen Rezepturen. Foto: Udo Hippen

Weiter ging es zur Mandelbrennerei von Franz Langenscheidt, Vorsitzender des Schaustellerverbands Wilhelmshaven. Er gewährte Einblicke in das traditionelle Handwerk und die streng gehüteten Familienrezepte. „Wir werden als mobile Betriebe fast wöchentlich vom Gesundheitsamt kontrolliert – auf Volksfesten ist immer alles tipptopp“, betonte Langenscheidt, während die Teilnehmer frisch gebrannte Mandeln kosteten.

Dieses Kult-Karussell ist vielen Aurichern in bester Erinnerung: Auf den Jahrmärkten der 1980er-Jahre war die Berg-und-Talbahn mit dem Namen „Hit in 2000“ ein beliebter (Knutsch-)Treffpunkt auf dem Marktplatz. Foto: Udo Hippen
Dieses Kult-Karussell ist vielen Aurichern in bester Erinnerung: Auf den Jahrmärkten der 1980er-Jahre war die Berg-und-Talbahn mit dem Namen „Hit in 2000“ ein beliebter (Knutsch-)Treffpunkt auf dem Marktplatz. Foto: Udo Hippen

Nächste Station: das Kult-Karussell „Hot Snow“. Ralf Langenscheidt, Enkel der ostfriesischen Schaustellerlegende Karl-Heinz Langenscheidt, hat die 52 Jahre alte Berg-und-Tal-Bahn mit moderner Musik und frischem Design neu belebt. Die Besucher durften sogar einen Blick unter das Karussell werfen und erfuhren, dass die robuste Technik bei guter Pflege kaum Probleme bereitet.

Wird oft unterschätzt: Schausteller Gino Ernst (mit grünem Anorak) erzählt von den rasanten Fahrten, die man mit seinem Fahrgeschäft „X-Flight“ erleben kann und davon, dass der eine oder andere Gast den Verzehr der Bratwurst später bereut habe. Foto: Udo Hippen
Wird oft unterschätzt: Schausteller Gino Ernst (mit grünem Anorak) erzählt von den rasanten Fahrten, die man mit seinem Fahrgeschäft „X-Flight“ erleben kann und davon, dass der eine oder andere Gast den Verzehr der Bratwurst später bereut habe. Foto: Udo Hippen

Ein Kontrastprogramm bot das „9D Action Cinema“ von Gino Ernst – ein Hightech-Fahrgeschäft mit VR-Elementen, das die Teilnehmer begeisterte. Nach einer kurzen Stärkung im „Friesen-Stübchen“, wo Timo von Halle, Vorsitzender des Schaustellervereins, über den logistischen Aufwand beim Aufbau eines Volksfestes berichtete, ging es weiter zum „X-Flight“. Gino Ernst erläuterte die technischen Details des rasanten Fahrgeschäfts – und verriet augenzwinkernd, dass so mancher Fahrgast nach der Fahrt seine Bratwurst bereut.

So funktioniert ein Autoscooter: Betreiber und Schaustellerchef Timo von Halle (links im Foto) legt zur besseren Demonstration ein Fahrzeug auf die Seite. Foto: Udo Hippen
So funktioniert ein Autoscooter: Betreiber und Schaustellerchef Timo von Halle (links im Foto) legt zur besseren Demonstration ein Fahrzeug auf die Seite. Foto: Udo Hippen

Am Autoscooter demonstrierte Timo von Halle anschaulich die Technik, indem er ein Fahrzeug auf die Seite legte. Anschließend wartete die Achterbahn „Family Coaster“ von Wesley Weber auf die Gruppe. „Von außen sieht es langsamer aus, als es sich anfühlt“, so Weber – und die Teilnehmer stimmten ihm nach drei rasanten Runden zu.

Spaß für Jung und Alt: Die Fahrt mit der Achterbahn „Family Coaster“ sorgte für jede Menge Gaudi. Foto: Udo Hippen
Spaß für Jung und Alt: Die Fahrt mit der Achterbahn „Family Coaster“ sorgte für jede Menge Gaudi. Foto: Udo Hippen

Vor dem Abschluss an der Aalräucherei von Andreas Janssen, der über das traditionsreiche Familienunternehmen berichtete, gab es noch eine süße Stärkung am „Eis-Palast“ von Thomas Wilken. Der junge Schausteller erklärte die Herstellung von Speiseeis ohne Zusatzstoffe – die Kostprobe überzeugte alle.

Zu Besuch am „Eis-Palast“: Aus den Händen von Betreiber Thomas Wilken gab es für jeden Tour-Teilnehmer eine Tüte Schausteller-Eis zur Kostprobe. Foto: Udo Hippen
Zu Besuch am „Eis-Palast“: Aus den Händen von Betreiber Thomas Wilken gab es für jeden Tour-Teilnehmer eine Tüte Schausteller-Eis zur Kostprobe. Foto: Udo Hippen

Mit einem kräftigen Applaus bedankten sich die Teilnehmer bei Theo von Halle und den beteiligten Schaustellerfamilien für die spannenden Einblicke. Die Backstagetour zeigte eindrucksvoll, wie viel Herzblut, Tradition und Innovation hinter dem Auricher Herbstmarkt stecken.

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