Meinung Klinikchef verbietet Zeitungsverkauf – ein skandalöses Vorgehen


Klinikchef Dirk Balster hat in den Krankenhauskiosken in Aurich, Emden und Norden den Verkauf ostfriesischer Tageszeitungen verboten. Damit erklärt er seine Patienten für unmündig. Ein Kommentar.
Klinikchef Dirk Balster hat das Prinzip der Pressefreiheit offensichtlich nicht verstanden. Weil ihm kritische Berichterstattung nicht passt, hat er seit Anfang der Woche ein Verkaufsverbot aller ostfriesischen Tageszeitungen in „seinen“ Häusern in Aurich, Emden und Norden verhängt. Nach Gutsherrenart versucht er, die freie Presse mundtot zu machen. Die Patienten, die sich in seine Obhut begeben, schneidet er von Informationen aus den ihnen vertrauten Tageszeitungen ab. Er versucht es zumindest.
Vorgehen wurde offiziell bestätigt
Dieses skandalöse Vorgehen hat die Trägergesellschaft am Freitag offiziell bestätigt. Folgende haarsträubende Begründung wurde auf Nachfrage gegeben: „Wir haben verstärkt Rückmeldungen von Patienten erhalten, die durch die Berichterstattung der lokalen Medien über unsere Kliniken sehr beunruhigt waren, so dass wir zum Schutz unserer Patienten diese Publikationen aus dem Verkauf genommen haben.“ Zum Schutz der Patienten also. Wohl eher erklärt Balster diese Patienten kollektiv für unmündig und unfähig, sich eine eigene Meinung zu bilden. Zu seiner Erinnerung: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt“, heißt es in Artikel 5 des Grundgesetzes.
Verachtung gegenüber hiesigen Tageszeitungen
Dass Balster Verachtung gegenüber den hiesigen Tageszeitungen empfindet, machte er in den vergangenen Wochen mehr als deutlich. Er nutzte die Social-Media-Kanäle der Trägergesellschaft, um zu einem Rundumschlag gegen die lokalen Medien auszuholen. Die Redaktionsleitungen von Ostfriesischen Nachrichten, Ostfriesen-Zeitung, Ostfriesischer Kurier und Emder Zeitung sahen sich veranlasst, dem einen gemeinsamen Offenen Brief entgegenzusetzen, den wir am vergangenen Sonnabend veröffentlichten. In der Folge gab es aus der Kreispolitik vor allem Rückendeckung für Balster, aber auch vereinzelte Kritik.
Balster führt einen Feldzug
Seinen Feldzug gegen die Medien führt Balster nun über das Verbot einzelner Zeitungen fort. Empörend, aber wenig effektiv. Denn die ostfriesischen Medien haben auch durch ihre Online-Präsenz eine so große Reichweite wie nie zuvor. Das Internet wird Balster in „seinen“ Häusern den Patienten wohl kaum verbieten können.