Notfallversorgung im Kreis Aurich Kritik an Klinik darf nicht abgebügelt werden

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 03.02.2024 09:51 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Blick in die Auricher Notaufnahme. Foto: Romuald Banik
Blick in die Auricher Notaufnahme. Foto: Romuald Banik
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Ein Arzt schilderte Missstände in der UEK Aurich. Jetzt wurde zum Teil darauf eingegangen. Gut so, denn die erste Reaktion der Leitung und des Landrats war unangemessen. Ein Kommentar.

Mehrere Fraktionen im Auricher Kreistag haben in dieser Woche Aufklärung in Sachen Notfallversorgung in der UEK Aurich gefordert. Es ist die Folge des Berichtes eines dort tätigen Arztes über „katastrophale“ Zustände in der Klinik. Am Donnerstag ist die Trägergesellschaft dieser Forderung zum Teil nachgekommen. Der Chefarzt des Notfallzentrums, Dr. Alexander Dinse-Lambracht, bezog zu einigen der Kritikpunkte Stellung.

Es ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber der ersten Reaktion. Diese war unwürdig und unangemessen. Der Arzt wurde in einer Mitteilung der Führungsriege der Klinik geradezu niedergemacht. Landrat Olaf Meinen witterte gar, im Duktus von Verschwörungstheoretikern, eine möglicherweise „gesteuerte Aktion“. Von wem gesteuert? Das lässt Meinen offen. So oder so ist es eine absurde Behauptung.

Whistleblower genießen aus gutem Grund Schutz

Es spricht nicht gerade für eine offene Fehlerkultur, wenn Kritiker abgekanzelt werden. Wenn ein Arzt Missstände aufzeigt, sollte darauf sachlich eingegangen werden. Dass dieser Arzt, wenn auch anonym, den Weg in die Öffentlichkeit wagt, sollte nicht verurteilt werden. „Whistleblower“ haben eine wichtige Funktion in der Gesellschaft. Sie werden sogar vom Gesetzgeber geschützt. Auch im Journalismus sind anonyme Quellen üblich. Ihre Namen werden nicht genannt, um sie vor Repressalien des Arbeitgebers zu bewahren. Dass es diese geben würde, darauf lässt schon die persönlich verletzende Art der Stellungnahme der Klinik-Führungskräfte schließen.

Nicht alle Kritiker als Zentralklinik-Gegner abkanzeln

Ob Krankenhauspersonal, Führungskräfte oder Verwaltungsspitze: Niemandem wird abgesprochen, für die Patienten das Beste zu wollen. Aber Missstände müssen aufgezeigt und angegangen werden. Dass es nicht folgenlos bleiben kann, wenn ein Krankenhausstandort im Eilverfahren geschlossen wird, liegt auf der Hand. Trägergesellschaft und Klinik-Leitung wären gut beraten, künftig gleich offen und transparent mit Kritik umzugehen – und nicht, wie jetzt geschehen, Kritiker als „Zentralklinik-Gegner“ abzubügeln. Die Klinik gehört den Bürgern. Sie haben ein Recht darauf, umfassend eingebunden zu werden und ihre Meinung äußern zu dürfen.

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