ON-Weihnachtsaktion 2023 Auricherinnen helfen Kindern beim Lesenlernen – im Handumdrehen

Stephan Schmidt Marian Bornemann
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Von Stephan Schmidt und Marian Bornemann
| 09.12.2023 06:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Hanna Tan bringt seit 20 Jahren Kindern das Lesen bei. Hände und Finger sind dabei ein wirksames Hilfsmittel. Fotos: Romuald Banik
Hanna Tan bringt seit 20 Jahren Kindern das Lesen bei. Hände und Finger sind dabei ein wirksames Hilfsmittel. Fotos: Romuald Banik
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Hanna Tan und Elke Speckmann engagieren sich in einer der „Leseinseln“ des Kinderschutzbundes Aurich. Sie sind überzeugt: Jedes Kind kann lesen lernen, unabhängig von den Voraussetzungen.

Drei flache Finger vor dem Mund sind ein „M“. Und wenn Zeigefinger und Daumen der linken und rechten Hand eine Raute bilden, ist es ein „A“. Was wie eine Zeichensprache wirkt, ist die sogenannte Fingerlesemethode nach Franz Joseph Koch. Die Auricherinnen Elke Speckmann und Hanna Tan wenden diese seit Jahren mit Erfolg an der Lambertischule in Aurich an.

Die beiden Frauen gehören zu den langjährigen Ehrenamtlichen des Kinderschutzbundes Aurich. Elke Speckmann ist seit 20 Jahren dabei, Hanna Tan sogar vier Jahre länger.

Wie eine Zeichensprache wirkt die Fingerlesemethode, die Elke Speckmann anwendet.
Wie eine Zeichensprache wirkt die Fingerlesemethode, die Elke Speckmann anwendet.

Aus M-A-M-A wird „Mama“

Die Methode funktioniere, und zwar bei allen Kindern, sagt Hanna Tan überzeugt. „Jedes Kind kann lesen lernen, das ist überhaupt kein Problem.“ Auch mangelnde Deutschkenntnisse und Handicaps seien kein grundsätzliches Hindernis. Nur: Das Gelernte muss verstanden und verinnerlicht werden. Und da sei viel Übung gefragt.

Die Handbewegungen müssen nicht perfekt sein, sagt Elke Speckmann. „Sie sind lediglich eine Krücke.“ Eine große Hürde sei für viele Kinder das sogenannte Verschleifen. Damit ist gemeint, die Laute der Buchstaben miteinander und nicht einzeln klingen zu lassen. So wird aus M-A-M-A schließlich „Mama“.

Das Angebot an der Lambertischule läuft unter dem Namen „Leseinsel“. Der Anlass für die Zusammenarbeit war die bereits bestehende „Leseinsel“ in der Von-Bodelschwingh-Straße in Popens. Ein Großteil der Kinder sei ohnehin Schüler der Lambertischule gewesen, es habe sich daher angeboten, das Angebot 2018 an die Schule zu holen, erklärt Schulleiter Kai Münzel. Die Kommunikation zwischen „Leseinsel“ und Schule sei nun reibungslos. Außerdem sei die Hemmschwelle für Eltern geringer, ihre Kinder anzumelden. Die „Leseinsel“ ist in das Ganztagsprogramm der Schule integriert.

Kai Münzel ist Leiter der Lambertischule in Aurich, an der es eine der „Leseinseln“ gibt.
Kai Münzel ist Leiter der Lambertischule in Aurich, an der es eine der „Leseinseln“ gibt.

Zahlreiche Schulen im Kreis Aurich sind dabei

Neben der Lambertischule betreut der Kinderschutzbund Aurich weitere „Leseinseln“ an anderen Schulen im Landkreis: an der Finkenburgschule und der Reilschule in Aurich sowie an den Grundschulen in Strackholt, Holtrop, Mittegroßefehn, Spetzerfehn und Moordorf.

Elke Speckmann hofft in Zukunft auf mehr ehrenamtliche Helfer. Ein großer Bedarf bestehe derzeit in Strackholt und Mittegroßefehn. Wer Interesse hat, darf gerne mit einer kleinen Probephase beginnen. Entscheidet man sich dafür, braucht es noch eine Fortbildung. Die dauert lediglich einen Nachmittag und macht mit den Grundlagen der Fingerlesetechnik vertraut.

Jedem Buchstaben ist bei der Fingerlesemethode ein Handzeichen zugeordnet.
Jedem Buchstaben ist bei der Fingerlesemethode ein Handzeichen zugeordnet.

Elke Speckmann spricht aus Erfahrung: Sie leitet den Kurs. Außerdem war sie an der Entwicklung des Lernmaterials beteiligt. Die vorherigen Unterlagen waren mit der Zeit zu teuer geworden. Nun umfasst das Material etwas 150 Seiten. Bis das durchgearbeitet ist, braucht es etwas Zeit. Wie lange das tatsächlich ist, hänge ganz vom jeweiligen Kind ab. Länger als ein Jahr hat es bislang jedoch nie gedauert, erklärt Elke Speckmann.

Buchstäblich Hunderten von Kindern dürften Elke Speckmann und Hanna Tan in all den Jahren das Lesen beigebracht haben. Und beide sind nach wie vor mit Freude dabei. „Es ist auch für uns ein Erfolgserlebnis, wenn ein Kind das Lesen lernt“, sagt Hanna Tan. „Es ist schön, die Fortschritte mitzuerleben.“

Der Kinderschutzbund Aurich

Gegründet wurde der Ortsverband Aurich am 29. November 1966 mit dem Ziel, Kindern in Armut zu helfen.

Seit 1980 hat der Verein einen Standort in der Schulstraße in Sandhorst. Dort bietet er einen Treff für Kinder und Jugendliche an.

Ein Schwerpunkt sind die „Leseinseln“. Mit einer besonderen Methode wird leseschwachen Kindern geholfen.

Der Verein bietet während der Ferien Ausflüge und besondere Aktionen an.

In der Weihnachtszeit beteiligt sich der Verein an der Wunschbaumaktion in Aurich.

Der Großteil der Kosten des Kinderschutzbundes wird durch Spenden getragen. Die Stadt Aurich unterstützt den Verein. Doch das Geld reicht für die vielfältigen Aufgaben nicht aus.

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