Weihnachtsaktion 2023 Vertrauen und Gemeinschaft sind ihnen wichtig

Marian Bornemann
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Von Marian Bornemann
| 02.12.2023 06:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Die drei Betreuerinnen des Kinder- und Jugendtreffs in der Schulstraße: Kerstin Ihnen (von links), Nina Siebels und Frauke Bookmeyer. Foto: Romuald Banik
Die drei Betreuerinnen des Kinder- und Jugendtreffs in der Schulstraße: Kerstin Ihnen (von links), Nina Siebels und Frauke Bookmeyer. Foto: Romuald Banik
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Drei Frauen engagieren sich beim Kinder- und Jugendtreff des Kinderschutzbundes in Sandhorst – ihre Geschichten und Erfahrungen.

Aurich - Von außen erkennt man den Kinder- und Jugendtreff des Kinderschutzbundes in der Schulstraße in Sandhorst nicht auf den ersten Blick. Das liegt wohl daran, dass er in einem regulären Wohnhaus untergekommen ist. Mit einem offenen Ohr und Engagement heißen Nina Siebels, Kerstin Ihnen und Frauke Bookmeyer dort jeden willkommen.

Nina Siebels hat die längste Erfahrung von den drei Frauen. In ihren 13 Jahren in der Schulstraße erlebte sie als Erzieherin schon einiges. Ein Mädchen ist ihr besonders im Gedächtnis geblieben. Immer wieder schrie es und störte andere Kinder: „Sie wollte Aufmerksamkeit, wusste aber nicht wie.“ Nina Siebels nahm sich ihrer an. Gemeinsam entwickelten sie ein Belohnungssystem für sie und nach ein paar Monaten zeigte sich deutlicher Erfolg. Dem Wunsch des Mädchens, gemeinsam Burger King zu besuchen, kam sie dann gerne nach. Das Mädchen verzog kurze Zeit später. Es kam aber von seinem neuen Zuhause in Leer immer wieder vorbei, erzählt Nina Siebels. Für sie und ihre Kolleginnen ist besonders wichtig, den Kindern immer ein offenes Ohr zu bieten.

Das große Ziel: Motivation

Das große Ziel von Nina Siebels ist es, die Kinder und Jugendlichen zu motivieren. Dafür habe sie ihre eigenen Ansätze gefunden. Bei Brettspielen oder dem wöchentlichen Kickerturnier lässt sie die Kinder beispielsweise nicht absichtlich gewinnen. Das frustriere die Kinder zwar manchmal, aber dann packe sie der Ehrgeiz. Der Stolz über den Erfolg sei dann umso größer, sagt Nina Siebels. Nebenher erlernen die Kinder im Spiel, respektvoll miteinander umzugehen. Alles auf freiwilliger Basis, betont Nina Siebels.

Brettspiele und Puzzles sind bei den Kindern beliebt. Foto: Romuald Banik
Brettspiele und Puzzles sind bei den Kindern beliebt. Foto: Romuald Banik

Der niedrigschwellige Charakter der Angebote ist für Kerstin Ihnen von großer Bedeutung. Davon profitierte sie schon selbst, als sie die Mutter-Kind-Gruppe der Einrichtung am Vormittag besuchte. Vor zehn Jahren wollte sie sich dann mit ihren Fähigkeiten als Sozialassistentin im Kinder- und Jugendtreff einbringen.

Kulturelle Vielfalt ist für sie ein Vorteil

Kerstin Ihnen möchte den Kindern gerne ein Gefühl des Miteinanders vermitteln. Für sie kommt das unter anderem beim gemeinsamen Kochen und Abendbrot auf. Die Kinder bekämen dadurch Stabilität, die ihnen Zuhause verwehrt blieben. Beim Abendbrot spielen die kulturellen Hintergründe der Kinder eine Rolle, wenn diese beispielsweise kein Schweinefleisch essen dürfen. Das sei aber kein Problem, so Kerstin Ihnen. Im Gegenteil: Die Vielfalt ist für sie und ihre Kolleginnen ein Vorteil. Die Kinder brachten einmal Rezepte aus ihrer Heimat mit und die wurden dann gemeinsam gekocht.

Frauke Bookmeyer hat im Gegensatz zu ihren Kolleginnen keinen pädagogischen Hintergrund. Dennoch war sie sofort begeistert, als sie ihre Schwägerin auf den Kinder- und Jugendtreff aufmerksam machte. Seit dem 1. August hilft sie zweimal die Woche als Erziehungshelferin in der Schulstraße aus. Schon nach ein paar Wochen stand sie vor ihrer ersten Herausforderung: Beide ihrer Kolleginnen waren krank. Da kam erst Panik in ihr auf, erzählt sie. Aus der Not machte sie eine Tugend und erklärte den Kindern ihre Situation. Die Kinder halfen ihr, und am Ende war Frauke Bookmeyer stolz. Eine traurige Geschichte bleibt ihr in Erinnerung. An einem Nachmittag spielte sie mit einem Jungen das Geschicklichkeitsspiel „Jenga“ und es machte ihm sichtlich Spaß. Er habe gesagt, dass er das Spiel auch gerne Zuhause hätte. Seine Mutter habe nicht genug Geld, es ihm zu kaufen. Es darf nicht als selbstverständlich erachtet werden, dass man sich so etwas leisten kann, sagt Frauke Bookmeyer. So gerne sie dem Jungen helfen möchte, muss sie sich selbst Grenzen setzen. Stattdessen schlug sie dem Jungen vor, einen Wunschzettel im Treff zu schreiben. Denn der Kinderschutzbund organisiert die sogenannte Wunschzettelaktion. Bedürftige Kinder können bei den drei Frauen einen Wunschzettel ausfüllen. Der wird dann in Auricher Geschäften aufgehangen. Dann können Kunden sich einen Zettel mitnehmen und den Kindern den Wunsch nach einem Geschenk erfüllen.

Erfolgserlebnisse schaffen, wo sonst keine sind

Neben Spielen kümmert sich Frauke Bookmeyer gerne um Bastelaktionen. Passend zur Weihnachtszeit fertigten die Kinder in der letzten Woche Sterne aus Holz und Pappe an. Dafür können die Kinder die Laubsägen und den Kleber in der Werkstatt des Treffs nutzen. Viele Kinder möchten ihr Schaffen dann sofort nach Hause nehmen, sagt sie. Dann habe sie ihr Ziel erreicht, dass die Kinder stolz auf ihr Können sind. Erfolgserlebnisse würden den Kindern im Alltag häufig fehlen. Ein paar Tage sollen die Bastelwerke der Kinder aber in den beiden Wohnungen hängen: „Sonst sieht es hier so leer aus“, sagt sie.

Das Außengelände bietet ein Klettergerüst. Foto: Romuald Banik
Das Außengelände bietet ein Klettergerüst. Foto: Romuald Banik

Die drei Frauen haben noch weitere Pläne für den Kinder- und Jugendtreff. Zum einen möchten sie den richtigen Umgang mit Müll vermitteln. Zum anderen wollen sie bei dem Projekt „Wer bin ich?“ den Kindern helfen, ihre eigenen Fähigkeiten zu entdecken.

ON-Weihnachtsaktion 2023

In diesem Jahr sammeln die Ostfriesischen Nachrichten und das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“ zur Adventszeit für den Kinderschutzbund Aurich. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, neben der Beratung von Eltern die Betreuung von Kindern zu verbessern. In einer geborgenen Atmosphäre werden Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert.

Spenden sind bis Anfang 2024 möglich.

Spendenkonto:

Ein Herz für Ostfriesland gGmbH

IBAN DE94 2856 2297 0414 5372 02

Raiffeisen-Volksbank eG Aurich

Stichwort: ON-Weihnachtsaktion 2023

Infos dazu, wie man einen Beitrag leisten kann, gibt es auch hier.

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