Prozess in Aurich Herz-Klopapier als Beweisstück

| | 01.12.2023 12:35 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Mit Hilfe von Toilettenpapier soll der Angeklagte seinen Wagen angesteckt haben. Foto: Holger Janssen
Mit Hilfe von Toilettenpapier soll der Angeklagte seinen Wagen angesteckt haben. Foto: Holger Janssen
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Ein Südbrookmerlander soll seinen Golf 8 angesteckt haben, um zu verschleiern, dass er gegen den Leasingvertrag verstoßen hatte. Eine entscheidende Rolle spielt im Prozess sein Toilettenpapier.

Südbrookmerland/Aurich - Eigentlich hätte ein damals 25-jähriger Mann aus Südbrookmerland im September 2021 seinen Leasingwagen zurückgeben sollen. Doch dann ging das Fahrzeug in Flammen auf. Schnell war klar: Das Feuer wurde gelegt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann nun vor, selbst für das Feuer verantwortlich gewesen zu sein. Der Verdacht: Er wollte verschleiern, dass er die im Leasingvertrag vereinbarte Fahrleistung von 20.000 Kilometern deutlich überschritten hatte. Am Donnerstag stand er deshalb vor Gericht.

Beschuldigtem droht Jobverlust

Für den Beschuldigten hängt vom Ausgang des Verfahrens einiges ab. Er ist Soldat. Wird er zu einer Freiheitsstrafe von über einem Jahr verurteilt, drohen ihm berufliche Konsequenzen bis hin zum Rauswurf aus der Bundeswehr. In seiner Aussage vor Gericht bestritt er am Donnerstag, etwas mit dem Feuer zu tun gehabt zu haben. Er sei durch einen Passanten auf den Brand vor seinem Haus in Moordorf aufmerksam gemacht worden. Dieser habe an der Tür geklingelt, wodurch er aufgewacht sei. Da habe der Golf 8 bereits lichterloh gebrannt.

Ein Gutachter stellte später fest, dass das Feuer im Bereich des vorderen rechten Radkastens gelegt wurde. Dort wurden unter anderem Reste von gemustertem Toilettenpapier gefunden. Auch soll Spiritus als Brandbeschleuniger zum Einsatz gekommen sein. Problem für den Angeklagten: In seiner Wohnung wurden sowohl Spiritus als auch Toilettenpapier mit dem gleichen Muster gefunden.

Beim Angeklagten hat es schon einmal gebrannt

Gleich zu Beginn legte Richter Dr. Markus Gralla dem Angeklagten nahe, ein Geständnis abzulegen, sollte er die Tat begangen haben. Die Beweislage spreche laut dem, was sich in den Akten findet, gegen den Mann. Doch der blieb bei seiner Version. Er könne nichts zugeben, was er nicht getan habe.

In Details verstrickte sich der Mann allerdings in Widersprüche. So hatte er bei der Polizei angegeben, von einem Knall geweckt worden zu sein. Im Prozess sprach er vom Klingeln des Passanten.

Vor einigen Jahren brannte schon einmal ein Auto des Mannes

Und noch etwas könnte für den Mann zum Problem werden: 2017 hatte schon einmal ein Leasingwagen von ihm gebrannt. Damals wurde als Ursache ein Blitzeinschlag angegeben. Einen der Ermittler im neuerlichen Brandfall machte das stutzig und er forschte nach. Das Ergebnis: Ein Gewitter habe es an besagtem Tag gar nicht gegeben.

Ein Urteil gab es am Donnerstag noch nicht. Kurz vor Weihnachten, am 18. Dezember, wird der Prozess fortgesetzt. Dazu sollen weitere Zeugen geladen werden. Eine Rolle dürfte dann auch eine mögliche Spielsucht des Beschuldigten spielen, der monatlich mehrere Hundert Euro für Online-Casinos ausgibt. Entsprechende Buchungen finden sich in seinen Kontoauszügen, die am Donnerstag verlesen wurden. Die Verteidigung sieht darin Anzeichen für eine verminderte Schuldfähigkeit und möchte ein Sachverständigengutachten dafür einholen. Ob es dazu tatsächlich kommt, ist aber noch unklar. Sein Mandant habe im fraglichen Zeitraum offenbar die Kontrolle über sein Leben verloren, so der Verteidiger. Dafür spräche auch der Zustand seiner Wohnung, der auf Fotos der Polizei dokumentiert ist. Für den Verteidiger steht fest: Kommt es bei einer Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von über einem Jahr, „geht es mit ihm komplett den Bach runter“.

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