Finanzielle Nöte in Aurich Hohe Verschuldung – Coronahilfe als Bumerang

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 18.11.2023 09:52 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Blick auf die Zentrale von Creditreform, die den Schuldneratlas herausgibt. Foto: DPA
Blick auf die Zentrale von Creditreform, die den Schuldneratlas herausgibt. Foto: DPA
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In der Auricher Innenstadt ist die Verschuldung besonders hoch. Ein Grund sind die fälligen Rückzahlungen von Coronahilfen. Diese haben sich als Bumerang erwiesen. Ein Kommentar.

In der Auricher Innenstadt stehen überdurchschnittlich viele Menschen in der Kreide. Es sind 13,4 Prozent aller Einwohner. Der aktuelle Schuldneratlas des Vereins Creditreform führt die Postleitzahl 26603 zusammen mit einem Bereich der Emder Innenstadt als traurigen Spitzenreiter in Ostfriesland auf. Zum Vergleich: Im gesamten Landkreis Aurich liegt die Quote bei 8,9 Prozent. Ein Grund für die tiefroten Zahlen mitten in Aurich: Unternehmen, etwa aus der Gastronomie, dem Einzelhandel oder dem Handwerk, müssen bis zum Ende des Monats erhaltene Coronahilfen zurückzahlen. Das bringt viele in finanzielle Nöte.

Bundesregierung gab sich spendabel

Die Bundesregierung gab sich 2020, als ihre Pandemie-Maßnahmen die Wirtschaft lahmlegten, großzügig. Vollmundig versprach die Politik schnelle und unbürokratische Hilfe für kleine und mittlere Unternehmen. Restaurantbetreiber, Frisöre, Buchhändler und andere erhielten jeweils mehrere Tausend Euro an Coronahilfe. Das Geld sollte ausschließlich Firmen dienen, denen eine Insolvenz drohte. Doch das stand nur im Kleingedruckten. Viele der Unternehmer wussten offenbar nicht, worauf sie sich einließen. Denn vermarktet wurde die Coronahilfe als unkomplizierter Zuschuss für alle. Heute erweist sich das als Bumerang. Wer damals nicht knapp an der Pleite war, muss jetzt zurückzahlen. Fragt sich nur: Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Von einer Krise in die nächste

Gastronomen und Einzelhändler schlittern von einer Krise in die nächste. Zuerst war es Corona. Dann kam der Ukraine-Krieg. Die Inflation treibt die Beschaffungs- und Energiepreise für die Firmen in die Höhe, macht aber auch das Essengehen und die Shoppingtour für die Kunden teurer. Unter solchen Umständen ist es vielen Unternehmen unmöglich, Überschüsse zu erzielen, um Schulden beim Staat zurückzuzahlen. Fristverlängerungen helfen da nur wenig.

Besonders für Gastronomen wird es schwer

Insbesondere für die Betreiber von Restaurants, Kneipen und Cafés wird es schwer. In der Corona-Krise wurde der Mehrwertsteuersatz für sie auf sieben Prozent gesenkt. Er wird jetzt wieder auf die ursprünglichen 19 Prozent angehoben. Die ohnehin schon deutlich gestiegenen Preise in der Gastronomie dürften weiter klettern. Das geht auf Kosten der Gäste – sofern diese überhaupt noch einkehren.

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