Hinweise auf Manufaktur in Sandhorst Ungewöhnliches Glassiegel in Auricher Garten gefunden

| | 26.10.2023 11:44 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Artikel hören:
Dieses Glassiegel mit einer Harpyie wurde in Aurich gefunden.Foto: Ines Reese/Ostfriesische Landschaft
Dieses Glassiegel mit einer Harpyie wurde in Aurich gefunden.Foto: Ines Reese/Ostfriesische Landschaft
Artikel teilen:

Laut schriftlichen Quellen gibt es Hinweise auf eine fürstliche Glashütte in Sandhorst im 18. Jahrhundert. Ein Fund aus der Auricher Kreuzstraße nährt diese Vermutung.

Aurich - Spannender Zufallsfund in einem Garten in der Auricher Kreuzstraße: Bei der Gartenarbeit kam im August ein Glasbruchstück mit einem Siegel zum Vorschein. „Es zeigt eine Harpyie wie auf dem Wappen der Cirksena und scheint somit aus Ostfriesland zu stammen“, erklärt Ines Reese, Grabungstechnikerin bei der Ostfriesischen Landschaft. Glassiegel sind Prägungen an Glasprodukten, die einem heutigen Hersteller-Logo ähneln, teilt die Landschaft mit.

Das sei etwas Besonderes, weil Ostfriesland kein typischer Glashüttenstandort war. „Glas musste in der Regel importiert werden“, erläutert Reese. Im 19. Jahrhundert habe es in Emden und Großefehn zwar Versuche gegeben, eine Glasproduktion für Gebrauchs- und Apothekerwaren zu etablieren. Diese seien aber aus verschiedenen Gründen nach relativ kurzer Zeit gescheitert. „Das Glassiegel mit der Harpyie könnte auf eine Glasmanufaktur unter der Regie der Cirksena in Aurich hindeuten“, sagt Reese. Denn es gebe schriftliche Quellen, nach denen der ostfriesische Fürst Christian Eberhard schon im 18. Jahrhundert einen Versuch gestartet habe, in Sandhorst eine Glashütte zu betreiben. Dort sollten „Boutellien von grob und gemeiner Art“ hergestellt werden.

Sandhorster Wald wäre naheliegender Standort gewesen

Boutellien wurden große, bauchige Flaschen genannt, in denen Flüssigkeiten verschiedenster Art vertrieben wurden. Zwar ist der Standort dieser nur wenige Monate betriebenen Glashütte heute unbekannt. Da für den Betrieb aber ein guter Holzbestand notwendig war, wäre der Sandhorster Forst ein naheliegender Standort gewesen, vermutet Reese.

Bislang sei das Glassiegel mit dem Jungfrauenadler das einzige bekannte Fundstück dieser Art. „Ohne weitere Funde oder Quellen muss vorerst offenbleiben, ob das Glassiegel mit der kurzlebigen Sandhorster Glasproduktion des 18. Jahrhunderts oder der Glasproduktion in Emden im 19. Jahrhundert in Verbindung steht“, so Reese. Das gefundene Glassiegel ist mit fast fünf Zentimetern Durchmesser recht groß und zählt laut Reese daher wohl zu den älteren Glasmarken des 18. Jahrhunderts.

Ähnliche Artikel