Vorstellung Porsche 718 Spyder RS: Der letzte Boxster mit Boxermotor

Uwe Prins
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Von Uwe Prins
| 14.09.2023 11:41 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Abschiedsmodell: Der Spyder RS ist das letzte und zugleich leistungsstärkste Exemplar der Modellreihe 718 mit Boxermotor. Foto: Porsche
Abschiedsmodell: Der Spyder RS ist das letzte und zugleich leistungsstärkste Exemplar der Modellreihe 718 mit Boxermotor. Foto: Porsche
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Zum Produktionsende wird noch ein Sondermodell mit Vierliter-Sechszylinder aufgelegt. Künftig gibt es nur noch einen Elektroantrieb für den Zweisitzer.

leer - Der Abgesang fällt schwer. Nach vier erfolgreichen Generationen wird der Porsche Boxster an die Leine gelegt, besser gesagt: Mit Ladekabel an der Wallbox eingestöpselt. Der Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen stattet die Baureihe 718 (offener Boxster, geschlossener Cayman) künftig nicht mehr mit Verbrennermotoren aus, sondern setzt auch in seiner kleinsten Modellreihe auf Elektromobilität. Einziger Trost: Zum Abschied gibt es mit dem Spyder RS ein Sondermodell, das Kultstatus erreichen dürfte.

Der bis 9000 Touren drehende Vierliter-Sechszylinder aus dem 911 GT3 und 718 Cayman GT4 RS sorgt im leichteren Spyder RS für atemberaubende Fahrleistungen. 500 PS Leistung, 450 Nm Drehmoment und 3,4 Sekunden von 0 auf 100.

Die eindrucksvollen Fahreigenschaften werden viele Spyder-Käufer nicht erleben, der Spyder RS wird in den Hallen der Spekulanten und Sammler verschwinden, zumal der Einstiegspreis von 155.000 Euro die Schicht der Interessenten deutlich einschränkt. Für das gleiche Geld gab es 1996 bei der Markteinführung der ersten Boxster-Serie vier Exemplare der Basis-Version (204 PS Leistung, Sechszylinder-Motor mit 2,5-Liter Hubraum).

Der Zweisitzer mit den diskussionswürdigen „Spiegeleier-Scheinwerfern“, die auch der im Jahr darauf vorgestellte Porsche 911 der Baureihe 996 erhielt, lockte viele neue Kunden zur Edelmarke aus Zuffenhausen. Den Boxster konnten sich auch Menschen leisten, für die Porsche bis dahin unerreichbare Traumwagen gebaut hatte. Mit den folgenden Baureihen 987 und 981 verfeinerten die Techniker und Designer Boxster und Cayman. Am Mittelmotorprinzip wurde stets festgehalten, auch bei der aktuellen Baureihe 718, die allerdings bereits den ersten deutlichen Einschnitt über sich ergehen lassen musste, denn in den Basisversionen wurde auf zwei Brennkammern verzichtet. Vierzylinder wurden nun hinter die Sitze verpflanzt, die mit 300 PS (Boxster) und 350 PS (Boxster S) den letzten „Sechsern“ leistungsmäßig aber durchaus das Wasser reichen konnten.

Gemein ist allen vier Generationen das unvergleichliche Fahrgefühl. Der Motor direkt hinter den Sitzen sorgt für eine ausgewogene Gewichtsverteilung. Nicht selten schwärmten Fachjournalisten in den vergangenen 27 Jahren von „einem Motorrad auf vier Rädern“. Andere reduzierten ihre positiven Fahreindrücke auf ein „geiles Kartfeeling“. Sicher ist: Fahrspaß bieten alle Versionen, egal, ob vier oder sechs Zylinder, egal, ob Basis-Maschine oder getuntes Leistungstriebwerk.

Aber das gehört nun bald alles der Vergangenheit an. Ja, der 718 Spyder RS tröstet ein wenig, auch wenn er für Otto Normalverbraucher ein Traumwagen bleiben wird und das Preisgefüge der Modellreihe zum Abschied noch einmal so richtig sprengt.

Den Liebhabern des Mittelmotorsportlers mit Boxermotor bleibt der Gebrauchtwagenmarkt, wenngleich gepflegte Exemplare der frühen Baujahre dank der Sechszylinder sehr gefragt sind. Die Preise steigen.

Am Ende muss gemeckert werden: Zumindest Porsche-Traditionalisten werden sich mit der Sportauspuff-Anlage des Spyder, die in Kombination mit den beiden dicken Ansaugöffnungen für mächtig Getöse sorgt, nicht anfreunden. Ein Sechszylinder-Boxer braucht keinen Verstärker. Aber die Welt ändert sich eben. Auspuff-Krawall statt Boxer-Konzert. Auto-Posing statt einfache Freude am Fahren. Strom statt Sprit.

Mach`s gut, Boxster.

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