Immobilienmarkt in Ostfriesland Wohnungsnot - Stadt Aurich muss jetzt handeln

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 15.07.2023 09:57 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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•Bis zum 31. August müssen die Bewohner diese beiden Mietshäuser im Lerchenweg verlassen haben. Foto: Romuald Banik
•Bis zum 31. August müssen die Bewohner diese beiden Mietshäuser im Lerchenweg verlassen haben. Foto: Romuald Banik
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36 Mietparteien verlieren im Lerchenweg in Aurich auf einen Schlag ihr Zuhause. Das Beispiel zeigt, wie bezahlbarer Wohnraum schwindet. Die Stadt muss handeln. Ein Kommentar.

Wohnungsnot gibt es nicht nur in Berlin, Hamburg oder München. Ein neues Zuhause müssen sich 36 Mietparteien im Lerchenweg in Aurich suchen. Die beiden Wohnblocks sollen kernsaniert werden. Allen Mietern wurde deshalb vom Vermieter, einer Immobilienfirma aus Dörpen im Emsland, gekündigt. Das stellt viele Betroffene vor ein schwer zu lösendes Problem: Wenig Einkommen trifft auf kleinen Wohnungsmarkt.

Die Stadt bleibt bisher untätig

Die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum kommt zwar im Auricher Stadtrat immer wieder auf den Tisch. Aber umgesetzt wurde nichts. Die Stadt bleibt weiter untätig. Das muss sich ändern. Denn günstige Wohnungen anzubieten, kann nicht allein privaten Eigentümern überlassen bleiben. Sie sind keine karitativen Einrichtungen. Sie streben nach Rendite.

Das Beispiel Lerchenweg zeigt, wie das Angebot an bezahlbaren Wohnungen auf einen Schlag schrumpfen kann: durch sogenannte Verwertungskündigungen wegen umfassender Sanierung. Von diesen haben die Mietparteien nichts mehr. Der Vermieter aber ist die alten Verträge und die niedrigen Mieten los. Die sanierte Immobilie kann er dann an zahlungskräftigere Interessenten vermieten.

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Von einer Wohnungsbaugesellschaft können alle Mieter profitieren

400.000 neue Wohnungen müssen laut der Bundesregierung pro Jahr geschaffen werden, um die Wohnungsnot zu bekämpfen. Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen hält jedoch nur etwas mehr als die Hälfte für machbar. Der Hauptgrund: stark gestiegene Baupreise. Diesem Problem können sich Anbieter auch in Ostfriesland nicht entziehen. Von Seiten der Privatwirtschaft ist weniger Hilfe zu erwarten.

Eine Stadt kann und sollte daher selbst tätig werden – mit einer eigenen Wohnungsbaugesellschaft und Immobilien, die sie selbst vermietet. Ein größeres Angebot entspannt den Markt. Davon können alle Mieter profitieren.

Jetzt kommt der passende Sachverstand ins Rathaus

Dass das gelingen kann, dafür gibt es zahlreiche Beispiele im Land. Mit der neuen Kämmerin Katja Lorenz kommt in dieser Hinsicht Sachverstand ins Auricher Rathaus. Die 52-Jährige war zuletzt in Bockhorn (Friesland) auch Geschäftsführerin einer solchen stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft. Ihre Erfahrungen sollte Aurich nutzen.