Umfrage-Hoch Die AfD in Ostfriesland – eine meist schweigende Randerscheinung

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 08.07.2023 10:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke hält beim Landesparteitag der AfD eine Rede. Foto: DPA
Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke hält beim Landesparteitag der AfD eine Rede. Foto: DPA
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Hochgerechnet könnte die AfD im Wahlkreis Aurich-Emden bei einer Bundestagswahl auf 15 Prozent kommen. An der Arbeit der hiesigen Akteure kann der Höhenflug nicht liegen. Ein Kommentar.

Wäre am Sonntag Bundestagswahl, würden 20 Prozent der deutschen Wähler ihr Kreuz bei der AfD setzen. Das ergab der Deutschlandtrend der ARD-Tagesthemen in dieser Woche. Und bei uns im Wahlkreis Aurich-Emden? Dazu gibt es keine Umfragen. Aber man kann Rückschlüsse aus der letzten Bundestagswahl 2021 ziehen. Da holte die Partei in Deutschland 10,3 Prozent, während es in Aurich/Emden 8,2 Prozent waren. Hochgerechnet würde die AfD in Ostfriesland auf etwa 15 Prozent kommen – vielleicht auch mehr. Das sind Zahlen, die vor einem Jahr noch undenkbar waren.

Schlagzeilen nur wegen interner Führungsquerelen

An der Arbeit der hiesigen AfD-Akteure kann das nicht liegen. Die wenigen Abgeordneten sind in den Räten meist schweigende Randerscheinungen. Die oberste Funktionärin, Kreisvorsitzende Anja Arndt, kennen nur wenige. Der Kreisverband hat nicht einmal eine Internetseite. Und wenn die AfD Ostfriesland Schlagzeilen machte, dann vor allem wegen interner Führungsquerelen.

In Ostfriesland bleibt die AfD ein Phantom, auf Bundesebene eher ein Chamäleon. Tino Chrupalla und Alice Weidel, die beiden Sprecher der Partei, wirken nicht, als würden sie morgen die Demokratie abschaffen wollen. Und auch das Wahlprogramm enthält keine solchen Ambitionen. Es kommt harmlos daher. Aber viele Parteimitglieder schwelgen in rechtsradikalem Gedankengut.

Auffangbecken rechter und rechtsextremer Politiker

Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke ist ein besonders bekanntes Beispiel, aber längst nicht der einzige, der völkische Parolen verbreitet. Nicht alle in der AfD sind Rassisten und Demokratiefeinde. Aber die Partei ist zu einem Auffangbecken rechter, teils rechtsextremer Politiker geworden. Wer die AfD wählt, verhilft auch diesen zu Macht und Einfluss.

Der Deutschlandtrend ergab darüber hinaus, dass es sich nicht nur um Protestwähler handelt. 77 Prozent der Unterstützer der AfD sehen ihre „persönliche politische Grundvorstellung“ nah an der AfD. Aber sind mit diesen Vorstellungen jene von Björn Höcke oder Alice Weidel gemeint? Man weiß es nicht, darf aber Letzteres hoffen. Denn einige von Höckes Äußerungen könnten aus der Feder des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels stammen. Dennoch, oder gerade deswegen, wird er in der Partei hofiert. Die AfD: Das ist eben keine ganz normale demokratische Partei.

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