Geplantes Aus für RTC in Timmel Großefehn hätte sich viel eher vom RTC trennen sollen

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 08.04.2023 09:56 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Vor dem Aus: Das RTC in Timmel. Foto: Romuald Banik
Vor dem Aus: Das RTC in Timmel. Foto: Romuald Banik
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Mit dem Reitsport-Touristik-Centrum (RTC) ließ sich Großefehn ein überdimensioniertes Projekt aufschwatzen. Von dem Klotz am Bein hätte sich die Gemeinde schon viel eher trennen sollen. Ein Kommentar.

Wer ein Projekt auf den Weg gebracht hat, mag sich nur ungern davon trennen. So geschehen beim Reitsport-Touristik-Centrum (RTC) in Timmel. Vom Tag seiner Eröffnung 2008 an wurde es durchgeschleppt – und häufte bis heute mehrere Millionen Euro Miese an. Allein im vergangenen Jahr waren es 431.000 Euro, 2023 werden sogar 469.000 Euro erwartet. Geld, das an anderer Stelle schmerzlich fehlt.

Kein Wunder, dass sich die Gemeinde Großefehn jetzt endlich von diesem finanziellen Klotz am Bein trennen will. Anlass ist das Auslaufen einer Frist: 15 Jahre nach der Eröffnung kann der Betrieb eingestellt werden, ohne dass ein Zuschuss von drei Millionen Euro zurückgezahlt werden muss. Der Schritt kommt zu spät. Man hätte besser gleich in den sauren Apfel beißen und viel eher die Reißleine ziehen sollen. So manche bittere Stunde wäre den Ratsmitgliedern im Finanzausschuss erspart geblieben.

Fehlentscheidung rächte sich schon früh

Ausgerechnet der ehemalige Bürgermeister und Ex-Geschäftsführer des RTC, Hayo Wolters, übt nun Kritik. Die Einrichtung sei wirtschaftlich nicht richtig geführt worden, es seien falsche Prioritäten gesetzt worden. Dabei leitete Wolters die Einrichtung selbst zwei Jahre lang. Der Pferdefreund war als Bürgermeister der Initiator, die treibende Kraft hinter dem fünf Millionen Euro teuren Bau. Es ist sicher keine Übertreibung, wenn man feststellt: Ohne Wolters‘ Wirken würde es das RTC heute nicht geben. Und das wäre für die Gemeinde Großefehn ein Segen gewesen.

Leider haben sich die damaligen Lokalpolitiker ein für Timmel und Großefehn völlig überdimensioniertes Projekt aufschwatzen lassen. Die Fehlentscheidung rächte sich schon gleich nach der Eröffnung: 2008 gab es ein Minus von 373.000 Euro. Als das Defizit drei Jahre später auf 230.000 Euro sank, feierte das Wolters als Mitglieder des Kreiswirtschaftsausschusses als Trendwende. „Das RTC ist auf einem guten Weg“, sagte er damals. Was für ein Irrtum.

Jetzt nicht halbherzig vorgehen

Es mag über die Jahre Fehlentscheidungen gegeben haben. Aber das RTC litt vor allem an einem Konstruktionsfehler: Es hätte nie gebaut werden dürfen. Der Schaden ist angerichtet. Ein erneuter Fehler wäre es aber, nun halbherzig vorzugehen. Das RTC hat keine Zukunft, diese Realität sollten sich die Ratsmitglieder zumindest jetzt eingestehen.

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