Wolfsrisse in Ostfriesland Bei Wölfen dürfen Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 01.04.2023 09:53 Uhr | 3 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Wölfe polarisieren seit Jahren. Je größer das Vorkommen, umso mehr. Foto: DPA
Wölfe polarisieren seit Jahren. Je größer das Vorkommen, umso mehr. Foto: DPA
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Der Wolf und unsere Welt voller „nützlicher“ Tiere – das passt nicht zusammen. Das sieht man jetzt auch bei den Diskussionen um Sichtungen und Risse in Ostfriesland. Es muss rasch gehandelt werden.

Charles Darwin, der berühmte Evolutionstheoretiker, brachte es vor rund 150 Jahren auf den Punkt: „Der Mensch ist das dominanteste Tier, das je auf der Erde erschienen ist.“ Ein Tier, das jene Tiere hegt und pflegt, die ihm nützen, aber das gnadenlos gegen Tiere vorgeht, wenn sie seinen Lebensraum oder seine wirtschaftlichen Interessen bedrohen.

Das lässt sich an den Zahlen ablesen: Während die Populationsgrößen von Rindern, Schafen, Schweinen und Pferden über die letzten Jahrhunderte genau so in die Höhe schossen wie die von Haustieren, wurden vor allem Raubtiere systematisch oder durch Sorglosigkeit ausgelöscht. In unserer durchstrukturierten Welt hatten sie leider keinen Platz.

Die Empörung wächst immer weiter

Das galt auch für den Wolf – und gilt eigentlich noch immer. Doch nun ist er zurück, auch in Ostfriesland. Deshalb ist eine erbitterte Diskussion entbrannt zwischen Wolfsgegnern und Wolfsschützern und allen, die dazwischenstehen. Und diese Diskussion ist auch nötig. Denn es muss entschieden werden, wessen Schutz wichtiger ist: der von Tieren auf der Weide oder der der bedrohten Art.

Wegen der zunehmenden Zahl von bestätigten Wolfsrissen und -sichtungen in Ostfriesland muss gehandelt werden. Denn die Empörung wächst vor allem aufseiten der Wolfsgegner in Ostfriesland zusehends. Der Ton wird immer schärfer.

Flatterbänder und Schutzzäune helfen auf Dauer nicht

Wie der Mensch mit Wildtieren in der Vergangenheit umgegangen ist, war rücksichtslos und unwürdig. Das wissen wir heute. Und wir verurteilen dieses Verhalten. Aber wie können wir es besser machen? Fakt ist: Niemand kann und will das Rad der Zeit zurückdrehen. Unsere Lebensweise ist auf Massentier- und Freilandhaltung ausgelegt. Und Pferdebesitzer haben ein Recht auf den Schutz ihrer geliebten Tiere. Unsere Art der Tierhaltung passt zumindest in Ostfriesland nicht zum natürlichen Verhalten der Wolfsrudel. Die Zahl der Sichtungen und Risse wird sich weiter erhöhen. Der Druck wird steigen. Flatterbänder und Schutzzäune werden auf Dauer nicht helfen.

Sollten sich die Verantwortlichen für eine Abschusserlaubnis entscheiden, muss es strikte Regeln geben, Quoten und räumliche Begrenzungen. Die Fehler unserer Vorfahren, über die wir alle doch so entsetzt sind, dürfen wir in dieser Generation nicht wiederholen.

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