Angedrohter Superstreik Forderungen von Verdi und DBB sind überzogen und unfair

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Ein Kommentar von Matthias Hippen
| 25.03.2023 10:02 Uhr | 2 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Ein rotes Signal neben einem leeren Gleis. Wegen des für Montag, 27. März, angekündigten Superstreiks hat die Deutsche Bahn alle Fahrten im Fernverkehr abgesagt. Foto: DPA
Ein rotes Signal neben einem leeren Gleis. Wegen des für Montag, 27. März, angekündigten Superstreiks hat die Deutsche Bahn alle Fahrten im Fernverkehr abgesagt. Foto: DPA
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Gewerkschaft und Beamtenbund fordern 10,5 Prozent mehr Entgelt für den öffentlichen Dienst. Gleichzeitig kämpfen Krabbenfischer um ihre Existenz. Am Ende müssen sie mitbezahlen. Ein Kommentar.

Derzeit demonstrieren zwei Berufsgruppen. Der einen reicht die angebotene Lohn- und Gehaltserhöhung nicht aus, bei der anderen geht es um die Existenz. Die Rede ist vom Öffentlichen Dienst auf der einen und Krabbenfischern auf der anderen Seite. Von Gewerkschaften befeuert, soll am Montag, 27. März, ganz Deutschland mit einem Streik lahmgelegt werden. Von einer solchen Macht können Krabbenfischer nur träumen. Es ist ein Ungleichgewicht, das deutlicher kaum sein könnte.

Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes liegt ein Angebot der Arbeitgeber vor: fünf Prozent mehr Arbeitsentgelt in zwei Schritten plus eine steuerfreie Einmalzahlung in Höhe von 2500 Euro. Verdi und der Beamtenbund DBB fordern mehr: Sie wollen ein Plus von 10,5 Prozent, wobei jeder Beschäftigte mindestens 500 Euro mehr im Monat erhalten soll.

Für Verdi Werbung in eigener Sache

Zu verlieren haben Verdi und die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst bei dem Superstreik wenig. Der Arbeitgeber kann das Gehalt der Streikenden kürzen, muss es aber nicht. Die Gewerkschaften haben für diese Fälle Kassen, zahlen Streikgeld.

Verdi kann nur gewinnen: Sie hatte vergangenes Jahr mit 1,86 Millionen so wenige Mitglieder wie nie. Lässt sie die Muskeln spielen und hat Erfolg, wäre das wohl ein gutes Argument für die Mitgliedergewinnung.

Gesamte Gesellschaft leidet unter Inflation

Zahlen müssen es die Steuerzahler, die alle unter der hohen Inflation leiden. Denn der Staat braucht im Zweifel nur andere Ausgaben kürzen oder Steuern erhöhen, um steigende Personalkosten wieder hereinzubekommen.

Krabbenfischer haben diese Möglichkeiten nicht. Bei ihnen geht es um alles. Kommt das Verbot von Schleppnetzen in Schutzgebieten, können sie einpacken. Wenn sie mitten in der Saison mit ihren Kuttern nach Büsum oder in andere Häfen fahren, hat das Einnahmeeinbußen und Treibstoffkosten zur Folge. Dabei sind sie angewiesen auf das Wohl und Wehe der Politik. Eine große Lobby haben sie nicht.

Ein Vergleich von Äpfeln und Birnen? Sicherlich. Aber die Verdi-Forderungen müssen die Krabbenfischer am Ende mitbezahlen – unabhängig von der eigenen beruflichen Zukunft. Fair ist das nicht. Zumal die Gewerkschaftsforderungen bei dem vorliegenden Angebot der Arbeitgeber und angesichts der Belastungen für die ganze Gesellschaft komplett überzogen sind.

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