Energiesparen Wassertemperatur an der Schmerzgrenze – das muss nicht mehr sein

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 11.02.2023 09:51 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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•Mitte Juli vergangenen Jahres war es noch warm im Auricher „De Baalje“. Kurze Zeit später wurde die Wassertemperatur gesenkt – mit erheblichen Folgen. Foto: Heino Hermanns
•Mitte Juli vergangenen Jahres war es noch warm im Auricher „De Baalje“. Kurze Zeit später wurde die Wassertemperatur gesenkt – mit erheblichen Folgen. Foto: Heino Hermanns
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Dem Auricher Schwimmbad „De Baalje“ laufen die Besucher weg. Grund sind zu niedrige Temperaturen und geschlossene Solebecken. Andere Bäder profitieren. Das muss nicht mehr sein. Ein Kommentar.

Mit einem „Notfallplan Gas“ stellte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Deutschen im vergangenen Jahr auf harte Zeiten ein. Im Juni rief er die bewusst furchterregend klingende „Alarmstufe“ aus. Mit dem erhofften Effekt: Die Bundesbürger sparten Energie, wo es nur ging. Und in den Städten und Gemeinden begann ein Wettbewerb darum, wer die drastischsten Sparmaßnahmen ergriff. Straßen blieben dunkel, Gebäude wurden nicht mehr angestrahlt – und viele Schwimmbäder wurden entweder ganz geschlossen oder bis zur Schmerzgrenze heruntergekühlt.

So geschehen in der Stadt Aurich. Die Temperatur im sogenannten Aktivbecken des „De Baalje“ wurde von 30 auf 27 Grad gesenkt. Alles andere als eine Wohlfühltemperatur, wie die wenigen verbliebenen Besucher bestätigen können. Auch die beiden Solebecken, wichtige Faktoren für die Attraktivität, wurden geschlossen. Was blieb, ist ein Bad für Hartgesottene, das mit Spaß nicht mehr viel zu tun hat. Mit deutlichen Folgen: Die Zahl der Besucher hat sich mehr als halbiert. Gewinner sind andere, etwa das „Ocean Wave“ in Norddeich. Dort entschied man sich gegen eine zu deutliche Absenkung der Temperatur. Die Besucherzahl ist dort fast so hoch wie vor der Pandemie.

Besucher frieren zu lassen, bringt wenig

Vom „Notfallplan Gas“ hört man heute kaum noch etwas. Der Grund ist einfach: Die Speicher sind gut gefüllt. Vom Notstand ist Deutschland weit entfernt. Aber der asketische Sparkurs wird von Kommunen wie Aurich weitergeführt. Die Ratschläge, man könne sich ja auch mal mit einem Waschlappen saubermachen, wirken heute noch alberner als im vergangenen Jahr. Selbst für die energiefressende Schwerindustrie scheint es genügend Gas zu geben. Die Besucher eines Schwimmbades frieren zu lassen, wirkt da wie unnötige Grausamkeit – gut gemeint vielleicht, aber letztlich nur Aktionismus, der wenig bringt.

Aurich hat ein Schwimmbad, auf das die Stadt stolz sein kann. Nur nutzt es niemandem, wenn es die Bürger meiden. Der Verwaltungsausschuss berät am Montag über die Maßnahmen im „Baalje“. Es ist zu hoffen, dass es dort zu einer Kurskorrektur kommt. Gespart werden muss wohl schon wegen der hohen Energiepreise weiterhin. Aber bitte nicht an der falschen Stelle.

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