ON-Weihnachtsaktion Wenn die Angst plötzlich vor der Tür steht

Neelke Harms
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Von Neelke Harms
| 29.11.2022 19:32 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Die Tür zum Raum der Beratungsstelle – abwechselnd ist er von den drei Mitarbeitern besetzt. Foto: Neelke Harms
Die Tür zum Raum der Beratungsstelle – abwechselnd ist er von den drei Mitarbeitern besetzt. Foto: Neelke Harms
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Immer mehr Menschen suchen bei der Beratungsstelle „Krebs und Beruf“ in Aurich Hilfe. Häufig haben sie gleich mit mehreren Problemen zu kämpfen.

Aurich - Schwererkrankten Menschen den Kopf frei machen – vor allem darum geht es Meike Eschen bei ihrer Arbeit in der Beratungsstelle „Krebs und Beruf“. Die Einrichtung ist Teil der Else-Cremer-Stiftung, für die die Ostfriesischen Nachrichten zusammen mit „Ein Herz für Ostfriesland“ in diesem Jahr zur Adventszeit Spenden sammeln.

Seit 2009 gibt es die Beratungsstelle in Aurich. Von Beginn an ist Meike Eschen Teil des Ganzen. „Sie ist das Gesicht der Beratungsstelle“, wie ihre Kollegen über sie sagen. Die 65-jährige Sozialpädagogin ist mittlerweile Rentnerin. In der Beratungsstelle arbeitet sie auf Minijob-Basis. Als der Vorsitzende der Else-Cremer-Stiftung, Hermann Cremer, ihr vorschlug, gemeinsam die Beratungsstelle zu eröffnen, zögerte Meike Eschen nicht lange. „Ich mache das mit Herzblut“, sagt sie. Für die 65-Jährige ist das Wichtigste, Menschen zu begleiten und zu unterstützen. In ihren 14 Jahren bei der Beratungsstelle hat Meike Eschen unzählige Schicksale kennengelernt. Keines davon sei mit den anderen zu vergleichen, sagt sie.

Meike Eschen, Mitarbeiterin der Beratungsstelle „Krebs und Beruf“. Foto: Romuald Banik
Meike Eschen, Mitarbeiterin der Beratungsstelle „Krebs und Beruf“. Foto: Romuald Banik

Viele Schwererkrankte plagen gleiche Fragen

Auch wenn die Beratungsstelle den Namen „Krebs und Beruf“ trägt, steht für Meike Eschen fest: Menschen mit anderen schweren Erkrankungen sind genauso herzlich willkommen wie Krebserkrankte. Dazu zählen zum Beispiel Herzinfarkt- oder Schlaganfallpatienten. Die 65-Jährige will niemanden abweisen. Denn egal, um welche Krankheit es geht: Viele Betroffene plagen die gleichen Fragen.

Nach der Diagnose einer schweren Krankheit würde die meisten Menschen erst einmal eine Art Ohnmacht überkommen, sagt Meike Eschen. Wenn die Personen sich bei ihr oder ihren Kollegen melden, sei die Existenzangst meist ihre erste Sorge. Und die entsteht urplötzlich, wie Meike Eschen sagt. Verliere ich nun meinen Arbeitsplatz? Wie sage ich es meinem Chef? Und: Muss ich es ihm überhaupt sagen? – all das sind Fragen, die Schwererkrankten im Kopf schwirren. Die Beratungsstelle „Krebs und Beruf“ hilft, die Probleme anzugehen. In den Gesprächen geht es entweder darum, trotz schwerer Krankheit weiter am Arbeitsprozess teilzunehmen oder nach der Erkrankung wieder anzufangen.

Spenden für die Else-Cremer-Stiftung

In diesem Jahr sammeln die Ostfriesischen Nachrichten und „Ein Herz für Ostfriesland“ zur Adventszeit für die Else-Cremer-Stiftung aus Aurich. Unterstützt wird die Beratungsstelle „Krebs und Beruf“. Sie hilft Menschen dabei, trotz schwerer Erkrankung weiter oder wieder am Arbeitsprozess teilzunehmen.

Spender können eine Summe ihrer Wahl auf das Spendenkonto „Ein Herz für Ostfriesland GmbH“, IBAN DE24 2856 2297 0414 5372 01, bei der Raiffeisen-Volksbank eG Aurich unter dem Stichwort ON Weihnachtsspendenaktion überweisen. Weitere Informationen finden Interessierte hier.

Eine Reihe von Problemen kommt erst spät ans Licht

Die Mitarbeiter der Beratungsstelle finden gemeinsam mit ihren Klienten zum Beispiel einen sogenannten „leidensgerechten Arbeitsplatz“, also eine neue Tätigkeit. Nicht selten suchen sie dafür auch gemeinsam mit den Erkrankten das Gespräch beim Arbeitgeber. Andere Möglichkeiten sind zum Beispiel Umschulungen, Praktika, die Vereinbarung von Terminen zum Probearbeiten. All das zählt zur Beratung zu Rehabilitationsmaßnahmen und der Erarbeitung neuer Zukunftsperspektiven. Das sind nur zwei von sieben Angeboten der Auricher Beratungsstelle. Einen großen Teil ihrer Arbeit nimmt auch die Sozialberatung ein. Denn wenn es plötzlich um Rentenanträge oder Schwerbehindertenausweise geht, stehen viele Erkrankte vor offenen Fragen.

Hier finden Beratungsgespräche statt. Foto: Neelke Harms
Hier finden Beratungsgespräche statt. Foto: Neelke Harms

Einige Probleme zeigen sich erst in den Gesprächen, sagt Meike Eschen. Ein Großteil der Klienten komme mit einem konkreten Problem, wie dem Ausfüllen eines Rentenantrages zu ihnen. Doch nach und nach komme dann alles raus, so die Sozialpädagogin. Meike Eschen und ihren Kollegen ist es wichtig, alles aus einer Hand anzubieten. Doch nicht selten kommen in den Beratungsgesprächen auch Themen ans Licht, bei denen selbst die Experten nicht weiterwissen. Zum Beispiel Schulden, Suchterkrankungen, Familienkonflikte und Eheprobleme können laut Meike Eschen im Leben schwererkrankter Menschen vom einen auf den anderen Tag eine Rolle spielen.

Das Büro ist in den Räumen des Diakonischen Werkes an der Bahnhofsstraße in Aurich. Foto: Romuald Banik
Das Büro ist in den Räumen des Diakonischen Werkes an der Bahnhofsstraße in Aurich. Foto: Romuald Banik

Auricherin erzählt ihre Geschichte

Deshalb arbeitet das Team eng mit anderen Einrichtungen zusammen. Dazu zählen zum Beispiel Beratungsstellen zur psychologischen Betreuung von Krebspatienten oder Schuldnerberatungen. Es geht darum, den Klienten den Stress so gut es geht zu nehmen. „Das Wichtigste ist, den Menschen den Kopf freizumachen. Nur das hilft beim Heilungsprozess“, so Meike Eschen.

• Im nächsten Teil dieser Serie erzählt eine Auricherin, die bei der Beratungsstelle „Krebs und Beruf“ Hilfe fand, ihre Geschichte.

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