Geplanter Autobahnzubringer Bau der B 210 n – Alles, nur kein Umweltschutz

| | 10.09.2022 10:00 Uhr | 2 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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•Umweltminister Olaf Lies (rechts) und Hinrich Tjaden, Vorsitzender des Vereins „Pro B 210 n“, bei der Mitgliederversammlung des Vereins in Großefehn. Foto: Aiko Recke
•Umweltminister Olaf Lies (rechts) und Hinrich Tjaden, Vorsitzender des Vereins „Pro B 210 n“, bei der Mitgliederversammlung des Vereins in Großefehn. Foto: Aiko Recke
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Ausgerechnet Umweltminister Olaf Lies (SPD) setzte sich diese Woche für mehr Tempo bei der geplanten B 210 n ein. Dabei ist der Preis den Neubaus hoch – auch für die Natur. Ein Kommentar.

Verkehrte Welt in dieser Woche in Großefehn: Ausgerechnet der Umweltminister Niedersachsens fordert mehr Tempo bei der Planung eines riesigen Straßen-Neubauprojekts: der B 210 n im Landkreis Aurich. Olaf Lies (SPD) war in der vergangenen Legislaturperiode Minister für Wirtschaft und Verkehr. So ganz kann er offenbar nicht von dieser Rolle lassen. Denn mit Umweltschutz hat der Neubau der Auricher Ortsumgehung, des Autobahnzubringers zwischen Rahe und Riepe und der Verbindung zwischen Bangstede und Georgsheil nichts zu tun. Es ist vor allem Wirtschaftsförderung.

Preise in der Baubranche sind explodiert

Während die deutsche Politik über einen Nachfolger des Neun-Euro-Tickets diskutiert und sich den Kopf darüber zerbricht, den Verkehr klimaneutral umzugestalten, preist der niedersächsische Umweltminister die Vorzüge eines 33,6 Kilometer langen Neubaus für Autos und Lastwagen an. Dieser wird die Natur durchschneiden und Flächen versiegeln. Geplant ist das mit Abstand größte und teuerste Straßenbauprojekt in der Geschichte des Landkreises Aurich. Die Kosten wurden einmal auf 262 Millionen Euro geschätzt. Die Preise in der Baubranche sind seither explodiert. Eine aktuelle offizielle Schätzung gibt es nicht.

Straße oder Bahnlinie: Was denn nun?

Viel Geld ist bereits in die jahrelange Planung geflossen. Das Raumordnungsverfahren wurde 2008 abgeschlossen. Danach hat sich die Welt weitergedreht. Klima- und Umweltschutz haben im Autoland Deutschland einen größeren Stellenwert erhalten. Die zentrale Frage bleibt: Wozu die neuen Straßen? Die Stadt Aurich und das Umland konnten sich auch ohne B 210 n wirtschaftlich entwickeln. Ein Verkehrsinfarkt droht nicht. Stärkstes Argument der Befürworter ist der erwartete deutliche Anstieg des Individualverkehrs in den kommenden Jahrzehnten. Doch gerade diesen Anstieg will die Politik verhindern, etwa durch Reaktivierung stillgelegter Bahnlinien. Was denn nun?

Mut, gefällte Entscheidungen in Frage zu stellen

Nach so langer Planungszeit sollten alle Vor- und Nachteile eines Baus mit den zu erwartenden finanziellen Kosten und Umwelteingriffen verglichen werden. Politiker sollten den Mut aufbringen, einmal gefällte Entscheidungen in Frage zu stellen. Ein Selbstläufer darf ein Vorhaben dieser Dimension nicht sein.

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