Meinung

Irgendwann ist einfach zu spät

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 16.04.2022 11:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Im neuen Auricher Baugebiet „Im Timp“ wird es noch eine herkömmliche Gasleitung geben. Foto: Romuald Banik
Im neuen Auricher Baugebiet „Im Timp“ wird es noch eine herkömmliche Gasleitung geben. Foto: Romuald Banik
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Der Ukraine-Krieg hat uns die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen vor Augen geführt. Alternative Energieprojekte gibt es bereits. Nur die Stadt Aurich tut sich schwer mit dem Thema. Warum?

Neben vielen anderen Dingen hat der Ukraine-Krieg uns eines vor Augen geführt: unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Wie ein Damokles-Schwert hing im Winter die Angst vor einem Stopp der russischen Gaslieferungen in der Luft. Und brachte zugleich Bewegung in die Diskussion um erneuerbaren Energien. Gut so. Doch jetzt will der Energieversorger EWE weiter in Neubaugebieten in Aurich herkömmliche Gasleitungen verlegen. Ein Anachronismus? Nein. Es ist sogar eine gute Lösung, auf die die oft gescholtene EWE setzt. Zumindest für den Übergang.

Denn noch sind wir weit davon entfernt, auf fossile Brennstoffe verzichten zu können. Der Ansatz der EWE besticht aber. Es muss ja kein russisches Gas oder überhaupt Erdgas sein. Durch die Leitungen können auch später synthetische Gase, Biomethan oder Wasserstoff fließen. Das wäre ein guter Ansatz, um unabhängiger von Russland und auch den fossilen Brennstoffen zu werden. Denn die sind nun einmal endlich.

Fehlt es am Willen?

Nicht überall kann ein Nahwärmenetz aufgebaut werden. Oft fehlt es an geeigneten Energielieferanten. In Ihlowerfehn wird ein Nahwärmenetz von einem Biogaslieferanten gespeist. In der Stadt Aurich wäre die Molkerei Rücker ein solcher Kandidat, der großen Mengen an warmen Abwassern erzeugt.

Warum tut sich die Stadt so schwer, über alternative Energieformen nachzudenken beziehungsweise Ideen dazu umzusetzen? Denn Pläne, den Auricher Energiefresser in Form des Freizeitbades „De Baalje“ an ein Nahwärmenetz anzuschließen, scheiterten seinerzeit. Fehlt es am Willen oder dem Verständnis für eine Energiewende? Ich hoffe nicht.

Es kann auch anders gehen

Wie es anders gehen kann, zeigt ein Beispiel aus Ostrhauderfehn. Dort haben CDU und UWG im Gemeinderat beantragt, ein Baugebiet ganz ohne eine Versorgung mit Erdgas & Co. zu planen. Stattdessen sollen alternative Wärmequellen wie Solarthermie, Erdwärme oder Pelletheizungen zum Einsatz kommen. Gut so.

Auch Aurich stünde es gut an, sich solche Gedanken zu machen. Denn die Strukturen für die Energiewende müssen jetzt gelegt werden. Irgendwann – das ist einfach zu spät.

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