Manchester (dpa)

United-Aus: Das Scheitern von Ronaldo und Rangnick

Jens Marx und Stefan Tabeling, dpa
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Von Jens Marx und Stefan Tabeling, dpa
| 16.03.2022 10:56 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Cristiano Ronaldo verlässt nach der Niederlage gegen Atlético enttäuscht den Platz. Foto: Martin Rickett/PA Wire/dpa
Cristiano Ronaldo verlässt nach der Niederlage gegen Atlético enttäuscht den Platz. Foto: Martin Rickett/PA Wire/dpa
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Zwei Club-Legenden sezieren die Mannschaft von Ralf Rangnick. Das Problem: United ist keine Einheit wie Bezwinger Atlético Madrid. Der deutsche Coach bleibt im Fokus der Kritik.

Ralf Rangnick pries die sehr gute erste Hälfte. „Wir haben genauso gespielt, wie wir spielen wollten.“

Dass der deutsche Coach von Manchester United bei seiner Analyse aber wenig glücklich wirkte und dass seinem Superstar Cristiano Ronaldo die erste Saison ohne auch nur eine Trophäe seit zwölf Jahren droht, hatte einen Grund: Manchester Uniteds Aus in der Champions League, raus im Achtelfinale. „Es ist schwer, in Worte zu fassen, wie wir uns gerade fühlen“, betonte Keeper David de Gea.

Reichlich Worte, um Rangnick zu kritisieren, fand Club-Legende Paul Scholes. „Wir haben schon viele Schmerzen ertragen müssen, und ich denke, es werden noch mehr, bis wir wieder da sind, wo wir sein wollen“, betonte der Ex-Profi. „Das Allererste, was dieser Verein tun muss, um auch nur annähernd wieder die Meisterschaft zu gewinnen, ist, einen richtigen Trainer zu finden, der für diese Mannschaft arbeitet“, sagte Scholes beim Sender BT Sport und befand nach dem 0:1 im Rückspiel des Achtelfinales gegen Atlético Madrid sogar: „Wenn Diego Simeone sie trainieren würde, wären sie weitergekommen.“

Das, was die spanische Mannschaft des knorrigen Argentiniers ausmacht, der im Sprint den Platz nach dem Schlusspfiff Richtung Kabine verließ, fehlt auch nach Ansicht der weiteren Club-Legende Rio Ferdinand der United-Mannschaft. Eine Einheit zu sein, in der die Spieler machen, was ihr Trainer ihnen sag. „Dagegen schauen sich bei United alle an und fragen sich: Wer zaubert den magischen Trick aus dem Hut?“

Ronaldo ohne Torschuss

Ronaldo war es diesmal im Old Trafford auch nicht. Kein einziger Torschuss für den 37 Jahre alten Fußball-Superstar. Zweimal erst - 2003 und 2011 passierte dem Portugiesen das in der Champions League, wie „The Sun“ auflistete. „Die märchenhafte Rückkehr von Cristiano Ronaldo verläuft nicht nach Plan, bilanzierte das Boulevardblatt. „Er war ein Geist, einer von vielen“, befand der „Independent“. Mit zusammengepressten Lippen verließ Ronaldo den Rasen, noch am Abend war nichts von ihm zum Spiel zu vernehmen.

Nach dem 1:1 im Madrid, das dem britischen Traditionsclub alle Optionen offen gehalten hatte, reichte den spanischen Gästen das Tor per Kopf von Renan Lodi in der 41. Minute. Die anstehende Länderspielpause sei gar nicht so schlecht, meinte United-Coach Rangnick, der seit Anfang Dezember vergangenen Jahres den Premier-League-Club trainiert: „Vielleicht können sie den Frust verarbeiten, den sie gerade verspüren.“

Die Frustverursacher könnten dagegen immer so weitermachen. „Widerstandsübung einer Mannschaft“, urteilte die spanische Sportzeitung „Mundo Deportivo“: „Atlético Madrid hat Old Trafford mit einem Tor von Lodi erobert, war aber vor allem Atlético Madrid.“ Eine Mannschaft, die mehr als nur die Handschrift des 51 Jahre alten Südamerikaners trägt, der mit seiner Sprinteinlage den Becherwürfen in die Kabine nach dem Schlusspfiff entkommen wollte. Sie ist seine Mannschaft.

Atlético „bestes Beispiel“ für Teamgeist

Seit Dezember 2011 trainiert Simeone den Stadtrivalen der ruhmreichen Königlichen von Real mit knallharter Arbeit und Disziplin. Er führte das Team zu zahlreichen Erfolgen und machte es zu einem Gegner, den alle Clubs, und seien sie auch noch so reich und noch so namhaft besetzt, in Europa als Gegner fürchten.

„Wenn man von Teamgeist redet, wenn man sieht, dass eine Mannschaft alles für den anderen in die Waagschale wirft, dann ist Atlético das beste Beispiel dafür“, betonte Ex-Nationalspieler Mario Gomez beim Streamingdienst Amazon Prime: „Ich glaube, Bayern München möchte gegen die auch nicht spielen.“

© dpa-infocom, dpa:220316-99-541142/4

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