Meinung

Explodierende Zentralklinik-Kosten sollten nicht kleingeredet werden

Stephan Schmidt
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Von Stephan Schmidt
| 26.02.2022 10:48 Uhr | 3 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Die Grafik zeigt den zentralen Platz der künftigen Zentralklinik in Uthwerdum mit einigen Klinikgebäuden dahinter. Grafik: Trägergesellschaft Kliniken
Die Grafik zeigt den zentralen Platz der künftigen Zentralklinik in Uthwerdum mit einigen Klinikgebäuden dahinter. Grafik: Trägergesellschaft Kliniken
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772 Millionen Euro soll der Bau der Zentralklinik samt Infrastruktur kosten. Seit den Bürgerentscheiden hat sich die Summe verdreifacht. Es wäre fatal, das kleinzureden.

Eine Privatisierung der Zentralklinik sei unausweichlich: Das behauptete der damalige Auricher Bürgermeister Heinz-Werner Windhorst in einem Interview mit den ON 2015. Damals kämpfte Windhorst gegen die Schließung der UEK. Die Schuldenlast, mit der die Klinik an den Start gehe, werde erdrückend sein, sagte er voraus. Und dann schlage ein privater Konzern zu. Damals schätzte man die Baukosten auf 250 Millionen Euro. Diese Summe, mit der man auch in die Bürgerentscheide ging, hat sich mittlerweile verdreifacht.

Schock? Entsetzen? Fehlanzeige

772 Millionen Euro soll der Bau samt Infrastruktur jetzt kosten. Es ist eine Summe, die normalen Menschen den Atem verschlagen kann. Windhorsts Nachfolger Horst Feddermann sprach gegenüber den ON das aus, was viele ahnen: Am Ende werde man die Milliarde-Euro-Marke reißen.

Schock? Entsetzen? Fehlanzeige bei der Infoveranstaltung am Freitag. Die Kommunalpolitiker sind hart gesotten. Es geht ja nur um Geld. Die Gesundheitsversorgung sei viel wichtiger. So kann man es sehen. Aber die enormen Kosten kleinzureden, wäre fatal. Denn das Geld kommt von hart arbeitenden Bürgern. Es wird an anderer Stelle fehlen.

Das Projekt wäre vor einigen Jahren schnell beerdigt worden

Wenn es optimal läuft, bekommt die Trägergesellschaft vom Land einen Zuschuss von bis zu 540 Millionen Euro. Dann bleiben noch 180 Millionen, die der Kreis Aurich und die Stadt Emden gemeinsam aufbringen müssen. Kleinere Fördertöpfe können noch angezapft werden, aber brüderlich geteilt entfallen allein auf das kleine Emden 90 Millionen Euro. Wäre das vor einigen Jahren bekannt gewesen, dann wäre das Projekt wohl umgehend beerdigt worden.

Kreistag und Stadtrat auf einer Reise ohne Wiederkehr

Mittlerweile haben sich der Auricher Kreistag und der Emder Stadtrat aber auf eine Reise ohne Wiederkehr zur UEK und zum Klinikum Emden gemacht. Investiert wurde dort wenig. Seit 2013 ruht alle Hoffnung auf der grünen Wiese in Südbrookmerland. Nach Erstellung von 70 Aktenordnern mit Förderunterlagen und mehreren Millionen Euro Planungskosten gibt es für die Politiker nur noch eines: Augen zu und durch. Und dann heißt es Daumen drücken, dass Windhorst unrecht behält – und die schöne neue Klinik nicht doch am Ende in den Händen eines privaten Konzerns landet, weil sie nicht mehr bezahlbar ist. Denn das sollte eigentlich verhindert werden.

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