Meinung

Wenige schwere Corona-Fälle: Lockerungen sind möglich und nötig

Stephan Schmidt
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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 05.02.2022 11:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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In der Ubbo-Emmius-Klinik in Aurich wurden am Freitag vier Patienten wegen Covid-19 behandelt. Keiner von ihnen lag auf der Intensivstation. Foto: Romuald Banik
In der Ubbo-Emmius-Klinik in Aurich wurden am Freitag vier Patienten wegen Covid-19 behandelt. Keiner von ihnen lag auf der Intensivstation. Foto: Romuald Banik
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In den drei Kliniken Aurich, Norden und Emden lagen am Freitag insgesamt sechs Patienten wegen Corona. Andernorts sind die Zahlen ähnlich niedrig. Lockerungen sind möglich und nötig.

Sechs Patienten wurden am Freitag in den Kliniken Aurich, Norden und Emden wegen einer Corona-Infektion behandelt. Ein Covid-Patient liegt auf der Intensivstation. Diese Patienten, das stellte die Trägergesellschaft auf unsere Nachfrage hin klar, liegen wegen des Virus in den Krankenhäusern.

In die tägliche Statistik fließen keine Fälle ein, bei denen Corona nicht der Grund für die Behandlung ist. Aus der Zahl, die seit Wochen ähnlich niedrig ist, lässt sich schließen: Unserem Gesundheitssystem vor Ort droht kein Kollaps. Wir sind weit davon entfernt. Andernorts sieht es ähnlich aus. Das ist beruhigend.

Viele Menschen sind frustriert, sauer, verständnislos

Doch was ist die Konsequenz? Darüber wird verbissen diskutiert. Rund um unser Land wurden und werden Maßnahmen gelockert: in Großbritannien, Dänemark, Spanien, jetzt auch Schweden, das fast alle Vorschriften am 9. Februar fallen lässt. Warum nicht auch bei uns? Das fragen sich immer mehr Menschen.

Sie sind frustriert, sauer, verständnislos. Sie fühlen sich von der Politik angeschwindelt. Führende Politiker versprachen, man könne sich „herausimpfen“. Sie kündigten an, die Klinikzahlen als Maßstab zu nehmen und nicht mehr die Inzidenz, die immer weniger aussagt. Nichts davon ist eingetreten. Doppelt Geimpfte und Geboosterte warten noch auf die versprochenen Freiheiten. Sollte es sie geben, bemerkt sie keiner.

Hindernis Impfquote?

Die angeblich zu niedrige Impfquote unter Älteren wird in Deutschland als Hindernis für Lockerungen angeführt. Sie sollte tatsächlich höher sein. Doch wie hoch muss sie denn sein? Da legt sich niemand fest. Je länger wir Lockerungen hinausschieben, desto größer wird die Sorge, dass die Maßnahmen nie enden werden. Noch immer müssen sich Menschen vorschreiben lassen, mit wie vielen Leuten sie sich treffen dürfen. Soll das etwa Normalität bleiben?

In Deutschland ist das „Team Vorsicht“ stärker

Was Dänemark, Großbritannien oder Schweden von Deutschland unterscheidet, ist das starke „Team Vorsicht“. Doch der Rückhalt für diese Mannschaft schwindet. Auch in Schweden sind die Wissenschaftler schlaue Leute, auch dort haben die Politiker ein Gewissen.

Die Booster-Quote ist dort sogar geringer als in Deutschland. Dennoch wagen sie etwas. Denn sie erkennen: Verbote schützen nicht nur, sie schaden auch. Lockerungen sind möglich und nötig.

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