Berlin (dpa)
Zwischenziel von 30 Millionen Impfungen erreicht
Die Impfkampagne in Deutschland startete vor einem Jahr schleppend. Seit Ende des Herbsts nimmt das Interesse wieder steil zu. Grund: Die nächste Welle zeichnet sich ab.
Die Bundesregierung hat ihr Mitte November gesetztes Ziel von 30 Millionen Impfungen bis zum Jahresende erreicht. Die Marke wurde am Sonntag überschritten, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach der Deutschen Presse-Agentur sagte.
„Wir haben jetzt ein wichtiges Zwischenziel erreicht. Darauf können wir alle stolz sein.“ Ein Jahr nach dem offiziellen Start der Impfkampagne gegen das Coronavirus am 27. Dezember 2020 sind in Deutschland insgesamt knapp 147 Millionen Dosen verabreicht worden.
Lauterbach dankte den impfenden Ärztinnen und Ärzten, aber auch den Geimpften. „Sie haben damit sich selbst und der Gesellschaft einen großen Dienst erwiesen.“ Er appellierte an alle, jetzt mit hohem Tempo weiterzumachen. „Wir gehen in die zweite Runde. Es ist unser Ziel, die Booster-Kampagne über die nächsten Wochen mit so hoher Geschwindigkeit fortzusetzen, dass wir damit die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen der Omikron-Variante deutlich reduzieren können.“ Die in Deutschland laufende Booster-Kampagne sei wahrscheinlich die offensivste in ganz Europa. „Wir werden sie fortsetzen mit allen Mitteln.“
Nächstes Ziel: Impfquote
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte das 30-Millionen-Ziel erstmals am 18. November nach einer Konferenz mit den Ministerpräsidenten der Länder formuliert, es damals aber noch ausschließlich auf Booster-Impfungen bezogen. An diesem Tag begann die Zählung für das Ziel. In seiner Regierungserklärung am 15. Dezember sagte Scholz dann: „Ich möchte, dass wir alle zusammen in Deutschland 30 Millionen Impfdosen bis Jahresende in die Oberarme kriegen, als erste Impfung, als zweite Impfung und als Boosterimpfung.“ Nach der Ministerpräsidentenkonferenz am 21. Dezember korrigierte der Kanzler das Zieldatum auf Weihnachten.
Von den nun mehr als 30 Millionen Impfungen seit dem 18. November sind etwas mehr als fünf Millionen Erst- und Zweitimpfungen und knapp 25 Millionen Booster-Impfungen. Bis Ende Januar will Scholz 30 Millionen weitere Impfungen erreichen. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen dann vier von fünf Menschen in Deutschland mindestens einmal geimpft sein. „Die Regierung strebt an, bis Ende Januar eine Impfquote von 80 Prozent zu erreichen“, sagte ein Regierungssprecher am Sonntag der dpa auf Anfrage. Vor Weihnachten war noch der 7. Januar als Datum genannt worden.
Lauterbach forderte angesichts der bevorstehenden Welle der besonders ansteckenden Omikron-Variante vor allem die Ungeimpften auf, sich impfen zu lassen. „Auch die Erstimpfung schwächt bereits den Krankheitsverlauf bei der Delta und bei der Omikron-Variante sehr stark ab. Es ist nie zu spät, mit der Impfung zu beginnen.“
Ein Jahr Impfkampagne
Offizieller Start der Impfkampagne war der 27. Dezember 2020, vereinzelt wurde in den Bundesländern aber schon früher damit begonnen. Bundesweit für Schlagzeilen sorgte mit einem vorzeitigen Impfstart am zweiten Weihnachtsfeiertag unter anderem Halberstadt. Dort war am 26. Dezember 2020 öffentlichkeitswirksam als erste die Pflegeheimbewohnerin Edith Kwoizalla geimpft worden. Der „Bild am Sonntag“ sagte die inzwischen 102-Jährige: „Ich habe die Entscheidung nie bereuen müssen, habe alles gut vertragen.“ Geboostert ist sie dem Bericht zufolge allerdings noch nicht: „Als es bei mir eigentlich so weit war, ging es mir nicht so blendend, da habe ich es verschoben.“
Der Auftakt der Impfkampagne war schleppend verlaufen. Grund war eine Impfstoffknappheit. Im Laufe des Frühjahrs stand vermehrt Vakzin zur Verfügung, das Impftempo zog deutlich an. Ende des Sommers und im Herbst ließ das Interesse wieder merklich nach. Viele Menschen waren da bereits zweifach geimpft, etliche lehnten eine Impfung weiter ab. Mit dem Auftürmen der vierten Corona-Welle, damit einhergehenden schärferen Regeln und den empfohlenen Booster-Impfungen zog die Kampagne zum Jahresende wieder stark an.
Die Hälfte der Menschen in Deutschland ist unzufrieden mit der Organisation der Kampagne. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der dpa zeigten sich 19 Prozent der Befragten „sehr unzufrieden“ und weitere 31 Prozent „eher unzufrieden“. Dagegen sind nur 36 Prozent „eher zufrieden“ und 7 Prozent „sehr zufrieden“. Weitere 7 Prozent machten keine Angaben.
© dpa-infocom, dpa:211226-99-508021/4