Mainz (dpa)
„Schweizer Abend“: Mainzer Jubel nach Widmer-Kunstschuss
Borussia Mönchengladbachs Torwart Yann Sommer hat einen Glanztag gegen den FSV Mainz 05. Nur gegen das Bilderbuchtor seines Schweizer Landsmannes Silvan Widmer zum 1:1 ist er machtlos.
Borussia Mönchengladbachs Torwart Yann Sommer hat gegen den FSV Mainz 05 mit einem halben Dutzend Glanzparaden brilliert. Ausgerechnet gegen einen Schuss seines Schweizer Landsmannes Silvan Widmer (76. Minute) zum 1:1 (0:1) war er am Freitagabend machtlos.
„Dass er mit links den Ball so reingezirkelt, hätte ich nicht gedacht“, sagte Sommer. Normalerweise würde Widmer mit dem linken Fuß „in die oberen Ränge“ schießen.
Widmers Kunstschuss sitzt
„Das war cool. Es ist ja nicht so, dass der Ball jedes Mal da oben einschlägt“, meinte Rechtsverteidiger Widmer über seinen Kunstschuss mit dem linken Fuß in den linken Winkel. „Vielleicht sah es so aus, als wäre ich überrascht, aber das war gewollt.“ Zumindest war es sein erstes Tor für die Nullfünfer im 13. Spiel und für den 28-jährigen Abwehrspieler ein ganz besonderes: „Das ist das schönste Tor, das ich bisher erzielt habe.“
In der nächsten Woche werden sich Sommer und Widmer bei der Nationalmannschaft schon wiedersehen. In der WM-Qualifikation spielt die Schweiz am Freitag in Italien und am 15. November gegen Bulgarien. „Da werden wir dann am Mittagstisch noch drüber reden“, sagte Widmer, der den Keeper seit sieben Jahren kennt. „Er hat sich ein bisschen geärgert, aber wir haben auch Witze darüber nach dem Spiel gemacht.“ Und die Trikots getauscht. „Ich tausche gerne Trikots mit Spielern, die ich kenne und die mir am Herzen liegen“, so Widmer.
Trotz des Ausgleichs nach dem 1:0 durch Florian Neuhaus (38. Minute), der einen Patzer des Mainzer Torwarts Robin Zentner nutzte, war Kapitän Sommer nicht unzufrieden, mit dem „glücklichen Punkt“ abzureisen. „Wir haben solche Spiele schon verloren. Diesmal haben wir gut dagegengehalten, wir waren widerstandsfähig“, attestierte Sommer seiner Mannschaft. „Der Sieg hätte uns sehr gut getan, aber wir sind da.“ Mittlerweile habe man unter der Regie des neuen Trainers Adi Hütter einen Stil gefunden: „Es macht sehr viel Spaß von hinten zuzuschauen.“
Eberl zieht positive Zwischenbilanz
Auch Sportdirektor Max Eberl zog eine positive Zwischenbilanz der Ära Hütter trotz anfänglicher Rückschläge der mit Spielern wie Joe Scally, Luca Netz oder Manu Koné moderat neuformierten Mannschaft. „Das bedarf einer neuen Entwicklung. Da hatten wir Abs, aber auch viele Aufs“, sagte er. „Wenn wir das Spiel gewonnen hätten, wäre es die Krönung für das Zwischenzeugnis gewesen. So haben wir 15 Punkte, sind in einem spannenden, großen Mittelfeld in der Bundesliga dabei.“
Chefcoach Hütter beurteilte die Lage noch etwas kritischer. Beim 5:0-Pokalcoup gegen den FC Bayern habe man „etwas überperformt und einen Sterntag“ gehabt: „Was wir jetzt in der zweiten Halbzeit gespielt haben, da sind Welten dazwischen.“ Deshalb gebe es viel zu tun. „In Summe gesehen haben wir einen Weg vor uns“, meinte Hütter.
Zumal der „Schweizer Abend“ abgesehen vom Remis noch eine weitere Schattenseite mit Folgen hatte. Möglicherweise droht ein längerer Ausfall von Abwehrspieler Nico Elvedi. Der Schweizer war nach einem Foul ausgewechselt worden. „Es könnte etwas am Außenband kaputt sein“, sagte Hütter. Auch Elvedis Landsmann Breel Embolo musste mit einer Oberschenkelblessur vom Platz. „Wir sind vom Verletzungspech verfolgt“, sagte der Coach.
© dpa-infocom, dpa:211106-99-888273/4