Aurich/Hannover

Journalistenpreis für ON-Redakteure

| | 17.09.2021 16:50 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Zur Preisverleihung waren ON-Chefredakteur Stephan Schmidt (von links), Karin Böhmer und Heino Hermanns nach Hannover gefahren. BDStT-Landesvorsitzender Bernhard Zentgraf überreichte die Urkunde. Foto: BDST
Zur Preisverleihung waren ON-Chefredakteur Stephan Schmidt (von links), Karin Böhmer und Heino Hermanns nach Hannover gefahren. BDStT-Landesvorsitzender Bernhard Zentgraf überreichte die Urkunde. Foto: BDST
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Für Berichte über die gescheiterte Gründung der Auricher Stadtwerke wurde die Redaktion ausgezeichnet. Der Bund der Steuerzahler war darauf aufmerksam geworden und kritisierte das Projekt seinerseits.

Aurich/Hannover - Die Stadtwerke gehen wohl als eine der größten Fehlinvestitionen in die jüngere Auricher Geschichte ein. 2010 wurden sie gegründet, um fette Renditen zu erwirtschaften. Doch das Vorhaben scheiterte, die Gesellschaft wurde abgewickelt. Unterm Strich wurden mindestens drei Millionen Euro an Steuergeld in den Sand gesetzt. Der Bund der Steuerzahler nahm die Stadtwerke in sein „Schwarzbuch Steuerverschwendung 2020“ auf.

Die Ostfriesischen Nachrichten berichteten über die vergangenen Jahre hinweg ausführlich über die Stadtwerke und begleiteten die Fehlentwicklungen in zahlreichen Artikeln und Kommentaren. Für die Recherchen und Berichte in den Jahren 2020 und 2021 zu dem Thema haben die ON-Redakteure Karin Böhmer und Heino Hermanns jetzt den dritten Preis des Journalistenpreises „Die Spitze Feder“ des Bundes der Steuerzahler Niedersachsen und Bremen erhalten. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert. Die Preisverleihung fand am Donnerstagabend in Hannover statt.

Kritikwürdige Sachverhalte öffentlich gemacht

Eine unabhängige Jury wählte den Beitrag der ON unter zahlreichen Bewerbungen aus. In ihr saßen Martina Thorausch (Redaktionsleiterin Landespolitik NDR Niedersachsen), Ralf Geisenhanslüke (Chefredakteur Neue Osnabrücker Zeitung), Jürgen Hinrichs für den letztmaligen ersten Preisträger (Chefreporter Weser-Kurier Bremen), Michael Konken (Dozent für Journalismus, Universität Vechta) und Bernhard Zentgraf (Vorsitzender Bund der Steuerzahler Niedersachsen und Bremen). Mit dem Preis „Spitze Feder“ werden journalistische Beiträge in niedersächsischen und Bremer Medien – Print, Online, Hörfunk oder Fernsehen – ausgezeichnet. Diese müssen aktuelle kritikwürdige Sachverhalte und Fehlentwicklungen der öffentlichen Finanzwirtschaft auf Landes- oder kommunaler Ebene aufgreifen und öffentlich machen.

Die Preisträgerinnen und Preisträger Peter Mlodoch (Weser-Kurier, von links), Heino Hermanns und Karin Böhmer (Ostfriesische Nachrichten), Denise von der Ahé (Nordsee-Zeitung), Malte Lühr und Marc Rath (Landeszeitung Lüneburger Heide) wurden vom BDST-Landesvorsitzenden Bernhard Zentgraf ausgezeichnet. Foto: BDST
Die Preisträgerinnen und Preisträger Peter Mlodoch (Weser-Kurier, von links), Heino Hermanns und Karin Böhmer (Ostfriesische Nachrichten), Denise von der Ahé (Nordsee-Zeitung), Malte Lühr und Marc Rath (Landeszeitung Lüneburger Heide) wurden vom BDST-Landesvorsitzenden Bernhard Zentgraf ausgezeichnet. Foto: BDST

Das hat die ON-Redaktion nach Ansicht der Jury getan. Ursprünglich waren die Stadtwerke Aurich gegründet worden, um die Strom- und Gasnetze nach Ablauf der Konzession vom Oldenburger Versorger EWE zu übernehmen. Von einer Bremer Beratungsfirma wurden kräftige Überschüsse in Aussicht gestellt. Schmackhaft gemacht wurde das Vorhaben zudem durch die Aussicht, Vorreiter in Sachen regenerativer Energie zu werden. Nachhaltiger Windstrom sollte zusammen mit dem Kooperationspartner Enercon angeboten werden.

Verleihung der Preise erfolgte in Hannover

Trotz erheblicher Bedenken einiger weniger Stadtratsmitglieder wurden die Stadtwerke gegründet – und entwickelten sich zu einem Flop. Zwei Vergaberunden mit vielen juristischen Hürden wurden durchgeführt. Am Ende blieben die Bemühungen erfolglos, die EWE ging als Sieger aus dem Tauziehen um die Energienetze in der Stadt Aurich hervor. Das Problem: Noch bevor die Netze überhaupt in den Besitz der Stadtwerke Aurich gelangt waren, war mit dem Strom- und Gasvertrieb begonnen worden. Eine Entscheidung, mit der von der ursprünglichen Planung abgewichen worden war. Das Unternehmen tummelte sich fortan auf einem heiß umkämpften Markt als einer von zahllosen Anbietern. Keines der selbst gesteckten Ziele wurde erreicht.

Neben den Redakteuren der Ostfriesischen Nachrichten wurden drei weitere Preise am Donnerstagabend in Hannover vergeben. Einen weiteren dritten Preis nahm Peter Mlodoch entgegen. Er wurde ausgezeichnet für seinen kritischen Bericht im Bremer Weser-Kurier über höchst fragwürdige Pläne zur Besetzung von Spitzenämtern in zwei niedersächsischen Ministerien, bei denen nicht objektive Erfordernisse, sondern politische Gründe die maßgebliche Rolle spielen sollten. Den zweiten Preis erhielt Denise von der Ahé von der Nordsee-Zeitung. Sie wurde gewürdigt für ihre enthüllenden Berichte zu anstößigen Millionenzahlungen aus staatlichen Corona-Förderprogrammen für Krankenhäuser in Bremerhaven.

Der erste Preis ging an Redakteure der Landeszeitung für die Lüneburger Heide (LZ) vergeben. Sie wurden ausgezeichnet für ihre gründlichen und aufklärenden Berichte über das kommunale Missmanagement des Landkreises Lüneburg bei Planung und Bau der „Arena Lüneburger Land“.

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