Aurich

ON-Weihnachtsaktion: Zwei Freunde als Fahrer für die Tafel

Jan-Michael Heimann
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Von Jan-Michael Heimann
| 22.12.2020 19:18 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Egbert Harms und Heinz-Arnold Eujen sind ehrenamtliche Fahrer für die Tafel Aurich. Die beiden Freunde machen das nicht nur, weil sie sich dabei gut unterhalten können. Sondern auch, weil sie viele Lebensmittel vor dem Müll retten können. Eine Fahrt blieb ihnen besonders in Erinnerung.

Aurich. Wenn ein Mann seinen Job nicht als Arbeit, sondern als „ein Stück Lebensqualität“ bezeichnet, muss dieser wohl viel Spaß machen. Bei Heinz-Arnold Eujen aus Strackholt ist das der Fall. Der 79-Jährige ist als ehrenamtlicher Fahrer bei der Tafel Aurich engagiert. Gemeinsam mit seinem Freund Egbert Harms ist er dreimal pro Woche in einem weißen Sprinter auf den Straßen in und um Aurich unterwegs. Sie fahren etwa 18 Lebensmittelgeschäfte im Stadtgebiet an und holen dort Waren für die Tafel ab. „Es macht uns Freude“, sagt Harms. Nicht nur, weil er die Arbeit mit einem guten Freund zusammen erledigt, sondern auch, weil die beiden sozusagen Lebensmittelretter sind.

Mit dem Einzelhandel kennen Harms und Eujen sich aus. Mehr als 40 Jahre lang betrieben sie ihre eigenen Spar-Märkte. Heute seien sie beeindruckt von der Bereitschaft ihrer ehemaligen Kollegen. „Wenn wir kommen, lassen sie ihre Arbeit ruhen und stellen uns die Waren zur Verfügung“, sagt Eujen. Das zeige, dass die Arbeit von ihnen respektiert werde. „Das ist ein schönes Gefühl“, beschreibt Eujen. Bei einer guten Tour ist der Sprinter mit bis zu 80 Kisten beladen. Darin: Gemüse, Obst, Kühlware und Trockennahrung. All das, was Bedürftige später an der Ausgabestelle in Aurich bekommen.

Lebensmittel wurden immer mehr

Das ist keine leichte Arbeit: Eine Kiste wiegt bis zu 15 Kilo. Mittags, nach getaner Arbeit, müssten die Kleider in die Wäsche, so Eujen. Eine Schicht dauert ungefähr einen Vormittag. Morgens gegen 7.30 Uhr holt er Harms in Strackholt ab. „Auf der Hinfahrt tauschen wir schon die Neuigkeiten aus. Wir kennen uns schon lange. Wir sind Freunde und ein sehr gutes Team“, sagt er.

Dass so viele Kisten geschleppt werden müssen, zeigt allerdings auch, wie viele Lebensmittel im Müll landen würden, wenn Harms und Eujen sie nicht retten würden. „Die erste Zeit ist mir das sehr nahe gekommen“, sagt Harms. Seit 2007 ist er bei der Tafel. Mittlerweile sei er routiniert. Er freut sich, wenn es viel Ware für die bedürftigen Menschen gibt. Mit der Zeit sei es immer mehr geworden. Die Menge, die er mit Eujen heutzutage heranfährt, habe sich im Vergleich zu 2007 mehr als verdoppelt. Harms freut das natürlich auch: „Wir nehmen alles mit, was wir kriegen können“, sagt er. Drei Viertel der Ware sei einwandfrei und könne ohne Probleme an die Empfänger ausgegeben werden. Was im Wagen landet, sei allerdings immer unterschiedlich. Zum Beispiel Kühlwaren seien unregelmäßig dabei. Doch was es in der einen Woche mehr gebe, gebe es in der anderen Woche weniger. Hauptsache, der Wagen sei gefüllt.

Zusammen mehr als 20 Dienstjahre

Die beiden Rentner machen ihren Job gerne. Das merkt man ihnen im Gespräch an. Gerade in Coronazeiten sei die Arbeit für die Tafel eine willkommene Ablenkung. So habe man trotz Beschränkungen noch etwas Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen, sagt Eujen. Die beiden Männer sind wetterfest und motiviert. Sollte es draußen stürmen, regnen oder schneien, steigen Harms und Eujen trotzdem in den Sprinter und holen die Ware ab. „Weil es gemacht werden muss“, sagt Harms. Man müsse sich einfach passend anziehen. Gute Ausrüstung von der Tafel hätten sie aber.

Zusammen haben Harms und Eujen schon mehr als 20 Dienstjahre für die Tafel hinter sich. In dieser Zeit ist nicht immer alles glatt gelaufen. Sie erinnern sich an eine Fahrt mit fliegender Sahnetorte. „Ein anderer Verkehrsteilnehmer war unvorsichtig unterwegs“, erklärt Eujen. „Deshalb musste Egbert Harms eine Vollbremsung hinlegen“, führt er weiter aus. Schnell und gut reagiert, denkt man sich. Blöd nur: Ausgerechnet an diesem Tag hatte eine Bäckerei viel Sahnetorte für die Tafel übrig. Dementsprechend sah der Lieferwagen nach der Notbremsung aus. „Alles war voller Sahne“, erinnert sich Eujen.

Dankbar für die Spenden

Doch auch dieses kleine Malheur brachte das eingespielte Team nicht aus der Ruhe. Bis heute kommen die meisten Stücke Kuchen auch Heil in der Ausgabestelle an.

Sehr dankbar sind Eujen und Harms, wenn sie die Spendensumme hören, die bei der ON-Weihnachtsaktion bereits zusammengekommen ist. Auch den beiden Fahrern ist bewusst, dass die Tafel dringend auf solche Spenden angewiesen ist. Sollte nämlich an ihrem Lieferwagen mal eine Reparatur anfallen, kommen schnell hohe Summen zusammen. Das ist schwer zu stemmen, wenn die Tafel selbst kein Geld verdient mit ihrer Arbeit.

In der kommenden Woche gibt es die letzte Ausgabe der Tafel-Serie. Darin gibt es ein Fazit über die ON-Weihnachtsaktion.

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