Aurich

ON-Weihnachtsaktion zugunsten der Auricher Tafel startet

Jan-Michael Heimann
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Von Jan-Michael Heimann
| 27.11.2020 18:12 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Die Ostfriesischen Nachrichten und „Ein Herz für Ostfriesland“ starten in der Vorweihnachtszeit eine Spendenaktion für die Tafel im Kreis Aurich. Diakonie-Chef Matthias Caspers hat berichtet, warum die Tafel so wichtig ist - und welche Menschen sie brauchen.

Aurich. Eine alleinerziehende Mutter aus Aurich bekommt Witwenrente. Damit ist es ihr kaum möglich, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Durch den Einkauf von Lebensmitteln bei der Tafel wird das Familienbudget wenigstens etwas entlastet. Nur dadurch kann ihr Kind Geburtstagseinladungen von Schulfreundinnen annehmen und ein Geschenk mitbringen. Ansonsten würde das Geld dafür nicht reichen.

So wie diese alleinerziehende Mutter und ihr Kind aus Aurich ernähren sich im Kreisgebiet etwa 1200 Menschen von Lebensmitteln, die sie an einer der Tafel-Ausgabestellen in Aurich, Großefehn, Südbrookmerland oder Friedeburg bekommen haben.

Tafel-Angebot hängt von Supermärkten ab

Das Diakonische Werk Aurich betreibt die Tafel. Die meisten Mitarbeiter engagieren sich dort ehrenamtlich. Die Ostfriesischen Nachrichten und die neue gemeinnützige Gesellschaft „Ein Herz für Ostfriesland“ der Zeitungsgruppe Ostfriesland wollen die Arbeit unterstützen. Sie rufen die ON-Leserinnen und -Leser zum Spenden in der Vorweihnachtszeit auf.

Matthias Caspers ist seit Mai Geschäftsführer der Diakonie in Aurich und damit auch für die Tafel verantwortlich.
Matthias Caspers ist seit Mai Geschäftsführer der Diakonie in Aurich und damit auch für die Tafel verantwortlich.
Das Prinzip der Tafel ist einfach erklärt. Lebensmittel, die Supermärkte oder Bäckereien nicht mehr verkaufen können oder dürfen, werden in den Ausgabestellen gegen eine kleine Spende an Bedürftige ausgegeben. Das kann zum Beispiel Obst sein, das wegen kleinerer Stellen nicht mehr frisch wirkt. Oder Gemüse, Müsli und Brötchen. Das Angebot ist immer davon abhängig, was die Tafel von den Märkten bekommt. Manchmal sind auch Dinge wie Tortenböden dabei. Meist sind die Mindesthaltbarkeitsdaten der Waren überschritten. Die Verwendung sei aber unbedenklich. Das sagt Matthias Caspers. Er ist seit Mai Geschäftsführer der Diakonie Aurich.

Etwa 1200 Bedürftige im Kreis Aurich

Er hält sozusagen die Fäden in der Hand. Er weiß, wie wichtig die Tafel ist, um Armut zu bekämpfen und Bedürftigen zu helfen. So kämen längst nicht nur Obdachlose zu den Ausgabestellen. Unter den Empfängern seien Selbstständige, die in finanzielle Schieflage geraten seien. Auch Geflüchtete, Alleinerziehende oder einfach Menschen, die aus einer Großfamilie kämen und nicht genügend Geld verdienen würden. Menschen, die teilweise nicht selbst verschuldet in finanzielle Krisen geraten sind. Es sind ganz unterschiedliche Schicksale, die Menschen in solche Situationen bringen. Einige davon werden die Ostfriesischen Nachrichten in den kommenden Wochen noch vorstellen. 500 Menschen im Kreis Aurich seien derzeit berechtigt, Waren von der Tafel zu bekommen, sagt Caspers. Mit den Angehörigen seien das 1200 Bedürftige.

Wer einen sogenannten Tafelausweis bekommt, entscheiden die Mitarbeiter der Kirchenkreissozialarbeit. Die Tafel ist laut Caspers zwar ein eigener Arbeitsbereich, ist aber eng verzahnt mit der Sozialarbeit der Diakonie. Die Bedürftigkeit der Menschen wird geprüft. Somit soll ausgeschlossen werden, dass Menschen das Tafel-Angebot ausnutzen, um günstig an Lebensmittel zu kommen, wenn sie eigentlich ausreichend finanzielle Mittel für einen Einkauf im Supermarkt hätten. Mit diesem System erfülle man große Teile des eigenen Leitbildes, sagt Caspers. So werde Lebensmittelverschwendung vermieden und Bedürftigen geholfen. Natürlich achte die Tafel immer darauf, dass die Lebensmittel trotz überschrittenem Ablaufdatum für den Verbrauch unbedenklich seien.

Hohe Betriebskosten für die Diakonie

Allerdings gibt es ein Problem. Und auch das weiß Matthias Caspers. Die Tafel verdient mit ihrer Arbeit kein Geld. Sie ist immer auf Spenden angewiesen, um die Hilfe für die Bedürftigen auch weiterhin zu leisten. Denn es gibt Betriebskosten, die gezahlt werden müssen. So müssen zum Beispiel Mieten für Ausgabestellen gezahlt werden. Dazu kommen Strom und Wasserkosten. Außerdem besitzt die Diakonie einige Fahrzeuge, mit denen die Waren aus den Supermärkten und Bäckereien abgeholt werden. Diese Kosten hat zwar jedes Unternehmen, doch für die Diakonie, die mit ihrer Tafel-Arbeit kein Geld verdient, sind sie schwer zu stemmen.

Um genauer zu zeigen, welche Arbeit die Tafel für die Bedürftigen tatsächlich leistet, werden die Ostfriesischen Nachrichten in den kommenden Wochen hinter die Kulissen blicken. Mitarbeiter wie zum Beispiel Anja Thedinga von der Tafel-Ausgabestelle in Aurich werden vorgestellt. Sie hat mit einem Ein-Euro-Job bei der Tafel angefangen, um die Haushaltskasse aufzubessern. Nun macht sie die Ausgabe ehrenamtlich, um Bedürftigen zu helfen. Außerdem sollen Menschen vorgestellt werden, die die Tafel in Anspruch nehmen.

Menschen, wie die alleinerziehende Mutter, die dank der Tafel das Familienbudget etwas entlasten und somit ihrem Kind eine Freude bereiten kann.

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