Freiburg (dpa)

Kohfeldt freut sich allein in der Kabine: Sieg in Freiburg

Nils Bastek, dpa
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Von Nils Bastek, dpa
| 23.05.2020 17:39 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Dank des ersten Bundesliga-Erfolgs seit Januar hält Werder Bremen die Hoffnung auf den Klassenerhalt am Leben. Die Gäste spielen über weite Strecken nicht wie ein Abstiegskandidat - doch kurz vor dem Abpfiff müssen sie einen Moment des Zitterns überstehen.

Die Schreie der Erleichterung bei Werder Bremen hallten von den nahezu leeren Rängen des Schwarzwald-Stadions wider. Trainer Florian Kohfeldt und seine Spieler brüllten ihre Freude über den immens wichtigen 1:0 (1:0)-Sieg beim SC Freiburg in die kühle Frühlingsluft des Breisgaus.

Aber wenige Sekunden nach dem Abpfiff eilte Kohfeldt dann schon in die Kabine. „Aus Selbstschutz, weil ich natürlich den ein oder anderen gerne in den Arm genommen hätte, aber das geht in diesen Zeiten nicht“, sagte der 37-Jährige mit Blick auf die Corona-Krise. „Deswegen bin ich rein gegangen, habe mich auf meinen Stuhl gesetzt und gefreut.“

Dank des ersten Bundesliga-Siegs seit Januar verkürzten die stark abstiegsbedrohten Bremer zumindest vorerst den Abstand auf Fortuna Düsseldorf auf dem Relegationsrang auf zwei Punkte. Die Fortuna tritt erst am Sonntag (18.00 Uhr/Sky) im Derby beim 1. FC Köln an. Leonardo Bittencourt hatte in der 19. Minute mit einem platzierten Flachschuss für den hart erkämpften und letztlich auch glücklichen Bremer Sieg gesorgt. „Das war ein erster Schritt, nicht mehr, aber es war ein erster Schritt. Die Erleichterung, wenn der Schiedsrichter abpfeift, ist groß“, meinte Kohfeldt.

In der Schlussphase überstanden die Gäste dann auch noch einen Moment des Zitterns. In der 89. Minute erzielte Manuel Gulde unmittelbar nach Gelb-Rot für Werders Philipp Bargfrede zunächst den vermeintlichen Ausgleich. Da aber SC-Stürmer Nils Petersen zuvor im Abseits gestanden hatte, gab Schiedsrichter Robert Hartmann den Treffer nach Rücksprache mit dem Videoassistenten nicht. „Wir haben heute total unverdient verloren, finde ich. Aber wir sind in den Abschlusssituationen außerhalb der Standards nicht gut genug. Das müssen wir uns ankreiden lassen“, sagte SC-Trainer Christian Streich.

Werders lautester Mann stand nicht mal auf dem Spielfeld. Kohfeldt gab stattdessen an der Seitenlinie alles. Er war permanent in Bewegung, und dank der Geisterkulisse hörte man fast jedes seiner Kommandos: „Rhythmuswechsel!“, „Umstellen auf Dreierkette!“, „Weiter, weiter!“ - Kohfeldt ließ kaum eine Aktion unkommentiert.

Einen ähnlich engagierten Auftritt zeigte auch seine Mannschaft. Werder trat nicht wie ein Abstiegskandidat auf, sondern setzte die Gastgeber spätestens ab der Mittellinie unter Druck. Der SC kam durch Roland Sallai (17.), der nach schöner Ablage von Petersen knapp vorbei schoss, zwar zur ersten Großchance. Aber zwei Minuten später schlug Werder zu. Nach einem feinen Pass von Davy Klaassen in die Schnittstelle schloss Bittencourt mit einem schönen Distanzschuss flach ins lange Eck ab.

Kohfeldt gab auch danach keine Ruhe. Im Vergleich zum emotionalen Bremer Coach hielt sich sein Freiburger Kollege Christian Streich erstaunlich zurück. Der ansonsten sehr umtriebige und diskussionsfreudige Streich legte sich nur selten mit den Unparteiischen an und machte eher ruhige Ansagen.

Dafür baute seine Mannschaft spätestens in der Schlussphase einen enormen Druck auf die immer passiveren Bremer auf. Freiburg rannte unermüdlich an - und kam durch Gulde sogar zum vermeintlichen Ausgleich. Nach einem Pfostenschuss von Petersen staubte der Verteidiger ab, Werder war geschockt. Aber wegen einer Abseitsstellung von Petersen nahm Schiedsrichter Hartmann das Tor nach Videobeweis zurück.

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