In eigener Sache

Journalismus in Zeiten der Corona-Krise

Stephan Schmidt
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Von Stephan Schmidt
| 16.03.2020 19:04 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Die Corona-Pandemie krempelt den Alltag im Landkreis Aurich um, auch den der ON. Unsere Arbeit ist gefragt wie nie – unter erschwerten Bedingungen.

Aurich. Bilder von menschenleeren Straßen in Wuhan: So erfuhren wir Anfang des Jahres vom neuartigen Coronavirus. Die Epidemie in China hat sich zur Pandemie ausgeweitet. Mittlerweile ist das Virus im Landkreis Aurich angekommen. Und es krempelt vertraute Abläufe um. Nach und nach kommt das öffentliche Leben zum Erliegen. Kultur, Sport, Politik: Nahezu alle Veranstaltungen sind abgesagt worden. Einrichtungen schließen oder schirmen sich vor Besuchern ab. Lange Schlangen an den Supermarktkassen wie vor Weihnachten. Hamsterkäufe. Zugleich beherzigen viele Menschen den Ratschlag der Experten und halten Abstand, wo immer es geht. Leben auf Zwei-Meter-Sicherheitsdistanz.

Wir, die Journalisten der Ostfriesischen Nachrichten, berichten seit Wochen über diese und viele weitere Auswirkungen des Coronavirus. Das ist Tagesgeschäft für uns geworden. Spätestens seit Dienstag vergangener Woche ist die Krise aber mehr für uns als nur ein Thema für die Berichterstattung. Da teilte mir ein Kollege mit, dass er als Verdachtsfall gilt. Nach drei langen Tagen stand fest: Der Test war negativ. Eine Erleichterung. Dennoch verändert Covid-19 unsere Arbeit nachhaltig.

Home Office als Vorsichtsmaßnahme

Seit Montagmorgen arbeitet der größte Teil der Redakteure im sogenannten Home Office. Das „Büro zu Hause“ ist eine Vorsichtsmaßnahme. Entsprechend den Empfehlungen der Virologen wollen wir die Zahl der Kontakte unter den Kollegen verringern. Falls sich jemand ansteckt, fallen hoffentlich nur wenige Redakteurinnen und Redakteure auf einmal aus.

Mobiles Arbeiten ist dank unseres darauf ausgelegten Redaktionssystems MEC weitgehend unabhängig von den Standorten in Aurich und Moordorf möglich. Die gesamte Redaktion ist über eine Whatsapp-Gruppe verbunden. Die Planer nutzen darüber hinaus ein weiteres Programm. Mit dessen Hilfe bleiben wir mit der Online-Redaktion in Leer und der Redaktion der Neuen Osnabrücker Zeitung, die für uns die überregionalen Themen liefert, in Verbindung. Sicher kommen noch weitere Kanäle hinzu. Kommunikation ist in unserem Job alles.

Ganz nah dran am Geschehen – mit Sicherheitsabstand

Als Ostfriesische Nachrichten wollen wir immer ganz nah am Geschehen sein. Das werden wir auch weiterhin sein – trotz des Sicherheitsabstandes. Je mehr die Freiheit des Einzelnen von den Behörden eingeschränkt wird, desto wichtiger wird unsere Arbeit. Als Journalisten sind wir die Augen und Ohren unserer Leserinnen und Leser. Sie vertrauen uns, sehen uns als zuverlässige Nachrichtenquelle. Das erkennen wir an den Zugriffszahlen unseres Internetangebots. Noch nie waren sie so hoch wie in dieser Zeit. Das motiviert uns.

Andererseits ist uns bewusst, dass die nächsten Wochen schwer werden. Was auf uns zukommen kann, sehen wir in Italien. Wenn keine Veranstaltungen mehr stattfinden, kein Sport, die Leute nicht mehr auf die Straße gehen, Kontakte meiden, schlägt sich das zwangsläufig nieder – auch in der Zeitung. Anzeigen werden storniert. Der Umfang der ON fällt mitunter geringer aus.

Die Kolleginnen und Kollegen halten zusammen

Wir stellen uns auf viele Eventualitäten ein. Aber alles können wir nicht vorhersehen. Ein Chefredakteurskollege aus Minden, mit dem ich mich häufiger austausche, drückte es diese Tage treffend aus: „Wir alle sind Amateure in dieser Situation.“ Wir versuchen, mit all unserer sonstigen Professionalität und Erfahrung das Beste aus der Lage zu machen: nämlich qualitativ hochwertigen Journalismus abseits von Falschmeldungen, die derzeit im Netz kursieren und die Menschen verunsichern.

Tag eins im Home Office zeigt: Die Kolleginnen und Kollegen in der Redaktion der Ostfriesischen Nachrichten halten zusammen. Ständig werden Ideen ausgetauscht. Die eine hilft dem anderen. Das ist schön zu erleben. Zusammenhalt ist in Zeiten der Krise gefragt – nicht nur in der Redaktion. Es gibt viel zu tun für uns. Packen wir es an.

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