Norddeich/Bremen
Neues Boot für Seenotretter in Norddeich

Das neue Seenotrettungsboot wurde bei der DGzRS in Bremen auf den Namen „Otto Diersch“ getauft und ist künftig in Ostfriesland stationiert. Mit dem Namen würdigen die Retter einen großzügigen Unterstützer.
Norddeich/Bremen. Mit einem Knall ist die Sektflasche am Bug des neuen Seenotrettungsbootes „Otto Diersch“ der Freiwilligen-Station Norddeich zerplatzt. Das jüngste Boot der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) erhielt am Montag am Anleger der DGzRS-Zentrale in Bremen seinen Namen. Benannt ist das moderne Spezialschiff nach Angaben der DGzRS nach dem Begründer der Bremer Firmengruppe Diersch & Schröder. Das Unternehmen blickte am Tag der Taufe auf sein 100-jähriges Bestehen zurück.
Ingeborg Karstedt, die 93-jährige Tochter des Firmengründers, taufte den Neubau mit der internen Bezeichnung SRB 78 auf den Namen ihres Vaters Otto Diersch. Sie wünschte laut der Mitteilung „allzeit gute Fahrt und der Besatzung stets eine sichere Heimkehr“.
Familienunternehmen in vierter Generation
Ihr Sohn Bernd Karstedt, Enkel des Firmengründers, erläuterte das den Angaben zufolge großzügige finanzielle Engagement seiner Familie für die Seenotretter bei der Taufe: „Wie eine Familie erlebt auch die Besatzung eines Seenotrettungsbootes bei ihren Einsätzen große Freude und tiefes Leid. Dennoch geben die Seenotretter nie die Hoffnung auf und wissen, dass es immer wieder von neuem wichtig ist, den Einsatz zu wagen. Das imponiert uns. Diese Haltung stimmt mit den Werten unserer Familie überein.“
Otto Diersch (1902-1981) hatte im Alter von 18 Jahren mit seinem Mineralölhandel am 5. Oktober 1920 den Grundstein für die heutige Unternehmensgruppe gelegt. Als Bremer Jung unweit der stadtbremischen Häfen aufgewachsen, faszinierte ihn laut der DGzRS die Schifffahrt zeitlebens. Begeistert von Motoren und Maschinen, verdiente er sein erstes Geld mit dem Verkauf von Schmieröl an die im Hafen liegenden Schiffe. Mit Handkarre und Ölkanne begann er seinen Import- und Exporthandel von Mineralölprodukten für Reedereien und Industrie.Ab den 1950er Jahren brachte Diersch & Schröder eigene Schiffe für den Transport der Mineralölprodukte in Fahrt. Heute ist das Familienunternehmen in vierter Generation eine Bremer Unternehmensgruppe mit 19 operativen Tochterfirmen im In- und Ausland und mehr als 800 Mitarbeitern in den Geschäftsbereichen Energie, Chemie und „Green Tech“.
Norddeich gehört zu den ältesten Stationen der Seenotretter
Die „Otto Diersch“ ist den Angaben zufolge ein 10,1 Meter langes, 380 PS starkes und 18 Knoten (etwa 33 Stundenkilometer) schnelles Seenotrettungsboot der jüngsten Generation. „Sie ist ausgesprochen seetüchtig und hat ganz hervorragende Fahreigenschaften“, beschreibt der freiwillige Vormann Marcus Baar seine ersten Erfahrungen. Der Neubau ist etwas größer als sein Vorgänger. „Wir können Schiffbrüchige, Erkrankte und Verletzte jetzt noch besser transportieren und an Bord medizinisch versorgen“, betont Baar. Ende Juli hatten er und seine Freiwilligen-Crew den Neubau von Rostock nach Ostfriesland überführt.
Die „Otto Diersch“ hat auf der Freiwilligen-Station Norddeich die 1999 gebaute „Wilma Sikorski“ abgelöst. Diese 9,5 Meter lange Einheit kommt nun ohne feste Station immer dort zum Einsatz, wo andere Rettungseinheiten zum Beispiel aufgrund einer Werftzeit vertreten werden müssen. Norddeich zählt zu den ältesten Stationen der Seenotretter. Bereits 1886, vor mehr als 130 Jahren, errichtete die DGzRS in der Nähe des Fährhauses einen Rettungsschuppen für ein Ruderrettungsboot. Er war bis 1930 in Betrieb. Das massive Gebäude ist bis heute erhalten und beherbergt seit mittlerweile 35 Jahren eine Ausstellung über die bewegte – und bewegende – Geschichte der Seenotretter auf Nord- und Ostsee.
Seit Wiedereinrichtung der Station 1990 sind in Norddeich moderne Seenotrettungsboote stationiert. Die „Otto Diersch“ ist nach der „Norddeich“, der „Cassen Knigge“ und der „Wilma Sikorski“ die vierte Rettungseinheit. Rund 15 Seenotretter engagieren sich heute auf der Station Norddeich ehrenamtlich für die DGzRS.