Meinung
Schäbiges Verhalten wird hoffähig gemacht

Der Landtagsabgeordnete Jochen Beekhuis hat ein neues Zuhause im Kreistag. Die AKSB-Gruppe nimmt ihn auf, ohne dass er sich für seine Entgleisungen entschuldigt hat. Sein schäbiges Verhalten wird dadurch hoffähig gemacht.
Aurich. Er ist wieder da. Vermisst hat ihn kaum einer. Jochen Beekhuis schließt sich der AKSB-Gruppe im Kreistag an. Der Landtagsabgeordnete und Ex-SPD-Fraktionschef im Kreistag stürzte über eine Chataffäre. Jetzt nehmen ihn Hilde Ubben (Aurich), Helmut Roß, Johann Wienbeuker (beide Krummhörn) und Franz Constant (Südbrookmerland) auf.
Dass Beekhuis an Realitätsverlust leidet, ist bekannt. In seiner Unfähigkeit, zu den Fakten zu stehen und sich zu entschuldigen, stellt er die Karikatur eines schlechten Politikers dar. Er zerrte seine ehemaligen Genossen Johann Saathoff (Pewsum) und Johanne Modder (Bunde) grund- und erfolglos vor Gericht. Seine Anwälte sprachen, er schwieg.
Er verzichtete auf klares Statement – aus freien Stücken
Beekhuis ließ zahllose Gelegenheiten aus, die Affäre zu beenden. Ein klares Statement gegen Homophobie und Sexismus und eine öffentliche Entschuldigung hätten gereicht. Er verzichtete auf beides. Aus freien Stücken.
Jeder hat das Recht auf eine zweite Chance. Aber um die zu bekommen, muss man Reue zeigen. Beekhuis stolzierte monatelang herum, als wüsste er von nichts, als gäbe es kein Problem, während um ihn herum seine Karriere zusammenstürzte und die Empörung wuchs. Die abfälligen Äußerungen in einem privaten Facebook-Chat, die Beekhuis den Ärger beschert haben, stehen noch immer im Raum. Inhaltlich hat er sich mit keinem Wort dazu geäußert. Das ist kläglich und beschämend.
Eine kümmerliche Pressemitteilung
Kümmerlich ist die Pressemitteilung, mit der die AKSB-Gruppe am Donnerstag die Aufnahme Beekhuis’ bekannt gab. Wie ein Hohn mutet es an, dass sich die Gruppe darin zu „Menschenwürde, Toleranz und Humanität“ bekennt. Als ob das nicht selbstverständlich wäre. Das war natürlich ein Verweis auf die Vorwürfe gegen Beekhuis. Aber was soll uns das sagen? Der Skandal dabei ist, dass Ubben, Constant, Roß und Wienbeuker egal zu sein scheint, was Beekhuis geschrieben hat. Halten sie die nachweislich authentischen Chats für Fälschungen? Oder finden sie diese inhaltlich in Ordnung? Das bleibt offen.
Ein Mann, der unbelehrbar ist, der keine Fehler eingestehen kann, dem es an Empathie mangelt, der Intrigen gegen Parteikollegen spinnt, hat in der Politik nichts verloren. Auch nicht im Kreistag. Die AKSB-Gruppe aber ändert Beekhuis zu Ehren ihren Namen, fügt ein „G“ für Großefehn hinzu – und macht damit schäbiges Verhalten hoffähig.